Duisburg 50 Kilo Speisegelantine für ein Kunstwerk

Duisburg · Eine sehr ungewöhnliche, aber umso sehenswertere Ausstellung des Bildhauers Gereon Krebber ist ab dem 30. September im Museum DKM zu sehen.

 Der Bildhauer Gereon Krebber inmitten seiner schwarzen Folienkeulen "Mobsters".

Der Bildhauer Gereon Krebber inmitten seiner schwarzen Folienkeulen "Mobsters".

Foto: Christoph Reichwein

Sein Beruf als bildender Künstler ist zwar ungemein kreativ, zuweilen aber stark gesundheitsgefährdend: Denn bei seinen Kunstwerken verwendet er vielerorts chemische Stoffe, deren Verarbeitung nur mit Schutzvorrichtungen vor allem für Augen und Atemwege angegangen werden kann. Die Rede ist vom Bildhauer Gereon Krebber, der überwiegend mit Baustoffen wie Beton, Aluminium, Styropor, Lackfarben, Folien und anderen Kunststoffen hantiert.

Seit der Eröffnung des Museums DKM im Jahre 2009 gehören Werke von Krebber zum festen Bestandteil der dortigen ständigen Sammlungspräsentation. Daneben waren Arbeiten von ihm bereits 2007 (damals noch am Innenhafen) und 2014 (im Rahmen der "RuhrKunstSzene") in den Räumen der DKM-Stiftung zu sehen. Nun widmet ihm das Museum ab 30. September seine erste umfassende museale Einzelausstellung.

Exemplarisch ausgewählte Werkgruppen aus den vergangenen fünf Jahren werden nach Materialien geordnet in den sechs Räumen plus dem Durchgang zum Treppenhaus präsentiert. Die rund 500 Quadratmeter große Wechselausstellungsfläche befindet sich im Erdgeschoss des Altbau-Hoftraktes.

Mitte vergangener Woche waren dafür zwei große Lkw vor dem Museum vorgefahren und haben sowohl bereits fertige Installationen als auch verschiedenartige Rohstoffe angeliefert, darunter zig Rollen transparentes Klebeband und 50 Kilogramm handelsübliche Speisegelatine. Letzteres wurde und wird noch vom Künstler gebraucht, da einige materialschwere Plastiken erst vor Ort entstehen. So wurde für die inzwischen fertiggestellte "Azurhöhle", die im Raum 4 steht, rund zehn Kilometer Klebeband verarbeitet, das aus Folien für medizinische Sterilitätszwecke stammt. Und im Durchgang zum Treppenhaus entsteht dieser Tage eine Skulptur, für die der Künstler 35 Kilogramm Gelatine verwenden wird. Gleich im ersten Raum erwartet die Ausstellungsbesucher mehrere sogenannte "Folienkeulen", bestehend aus mit schwarzer Folie umwickeltem Styropor, denen der Künstler den Namen "Mobsters" verliehen hat. Als Pendant dazu hängt im selben Raum an der Wand ein aus Klebeband, Folie, Sprühfarbe und Holz bestehender und betitelter "Gnasto" aus der Reihe "Surrogates". Einen Raum weiter begegnen sich Stahl ("Wischmops") und Beton und wieder einen Raum weiter Holz ("Endzeitstimmung") und Glas.

"Antagomorph" hat der 1973 in Oberhausen geborene, in Köln lebende und arbeitende sowie seit 2012 als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie lehrende Krebber diese, seine Werkschau genannt.

Die anspruchsvolle Wortbildung des Künstlers bezieht sich dabei auf die Gegenläufigkeit von Formen, die den gemeinsamen Nenner der ausgestellten Arbeiten darstellt. "Ich will Zwischenzustände ausloten, dem Zwiespalt eine Form geben, nicht unbedingt als konzeptionelles Vorgehen, sondern eher als visuelles Spiel", sagt der sympathische Künstler zielbestimmt. "Mir geht es darum, organische Spannungen, die sich verändern, zu zeigen - egal ob nun rabiat künstlich oder modernistisch leicht."

Zur jetzigen Ausstellung im Museum DKM sowie der Vorgängerausstellung im Folkwang Museum Essen (8.4.-24.7.2016) erscheint ein gemeinsamer Katalog im Kerber Verlag, der Krebbers Arbeiten und Ausstellungen der letzten fünf Jahre dokumentiert. Er kostet 35 Euro. Die Realisierung des Katalogs ermöglicht die National-Bank Essen.

(RP)
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