Duisburg Abtei-Orgel mit langer Mängelliste

Duisburg · Das 30 Jahre alte Instrument der Firma Mönch und Prachtel gehört zu den bedeutenden Orgeln der Region. Allerdings muss es dringend überholt und zum Teil repariert werden. Es fehlen noch rund 110.000 Euro für die Instandsetzung.

 Blick auf die eindrucksvolle Optik der Orgel in der Hamborner Abteikirche.

Blick auf die eindrucksvolle Optik der Orgel in der Hamborner Abteikirche.

Foto: rp-archiv

Wenn Peter Bartetzky, Kantor der Abteikirche Hamborn, über den Zustand "seiner" Orgel spricht, dann stimmt er gewissermaßen den Bach-Choral "Wenn wir in höchsten Nöten sein" an. Das Instrument der Firma Mönch und Prachtel aus Überlingen am Bodensee, das am 6. April 1986 eingeweiht wurde, gehört zweifellos zu den bedeutenden Orgeln der Region. Aber die außerordentliche Klangqualität der Orgel kann sich schon seit einiger Zeit nicht mehr voll entfalten. Die Orgel sei gewissermaßen schwer krank und müsse dringend instandgesetzt werden, sagt Bartetzky. Würde man die Orgel mit einem Ersteklasseauto vergleichen, dann könnte man statt 250 Stundenkilometern nur noch 120 Stundenkilometer fahren und das bei Motorgeräuschen, die sich verdächtig anhören.

Dass mit der Orgel etwas nicht "stimmt", ist aber nicht nur so ein Gefühl. Inzwischen hat der Orgelbaumeister Christoph Neuhaus eine Leistungs- und Kostenübersicht erstellt, bei der die gravierendsten Mängel der Orgel aufgelistet sind. Die Bilanz: Damit die Abtei-Orgel wieder so klingt, wie sie klingen soll, müssen rund 190.000 Euro investiert werden. Inzwischen hat Bartetzky viele Briefe an mögliche Sponsoren, Stiftungen und andere Institutionen geschrieben. Immerhin konnten bislang rund 80.000 Euro für Instandsetzungsarbeiten eingenommen werden. Nun hofft er, dass auch durch Einzelspenden von Privatpersonen noch weitere Gelder eingenommen werden können.

 Kantor Peter Bartetzky hofft auf weitere großzügige Spenden.

Kantor Peter Bartetzky hofft auf weitere großzügige Spenden.

Foto: D. Gashi

Die Abtei-Orgel ist nicht nur in den Gottesdiensten, sondern auch sechs- bis siebenmal im Jahr in der bekannten Orgelkonzertreihe zu hören. Übrigens nach den Philharmonischen Konzerten die älteste Musikreihe in Duisburg. Sie wurde zusammen mit der Einweihung der Abtei-Orgel ins Leben gerufen, schon damals unter Leitung von Peter Bartetzky.

Beeindruckend ist die Liste der Künstler, die auf diesem Instrument schon musizierten. Aus dem Ärmel erinnert sich Peter Bartetzky an Gastspiele von Olivier Latry, Ewald Koimann, Ludger Lohmann, Jane Parker Smith, Iveta Apkalna, André Isoir, Thomas Trotter, Marie Claire Alain, Gaston Litaize, Daniel Roth, Wolfgang Seifen, Albert de Klerk., Lionell Rogg und nicht zuletzt James O'Donnell, Organist an Westminster Abbey. An der Abtei-Orgel wurden mehrere CDs eingespielt. So spielte Peter Planyavsky beispielsweise Werke von Saint Saens und Improvisationen über Themen aus "Karneval der Tiere" ein, Ewald Kooiman spielte Werke von Johann Sebastian Bach und seine Nachfolger, Reinhard Kluth "Romantische Orgelmusik" und Peter Bartetzky selber "Meisterwerke deutscher Barockmusik".

Der Orgelexperte, Musikwissenschaftler und Fachjournalist Michael Tegethoff schreibt in einem Orgel-Porträt: "Die Abtei-Orgel vermag den großen Kirchenraum hervorragend zu füllen. Das Instrument besitzt eine besondere Eignung für die französische Orgelliteratur, doch auch andere Stile insbesondere die Musik Johann Sebastian Bachs lassen sich gut darstellen. Dem guten Klang entspricht die eindrucksvolle Optik. In der Abteikirche St. Johann fügt sich das Instrument harmonisch in den Raum ein. Die stimmigen Proportionen werden sofort wahrgenommen, und auch die wertvolle Gestaltung und die edle Ausführung teilen sich sofort mit. Die 45 Orgelregister (etwa 3200 Pfeifen) finden in einem Eichengehäuse ihren Platz. "

Die Hamborner Abtei-Orgel war das letzte vollendete Instrument der ursprünglichen Firma Mönch und Prachtel. Kurz vor Vollendung der Intonationsarbeiten verunglückte Horst Prachtel auf der Rückfahrt nach Überlingen tödlich. Vor 30 Jahren hat die Orgel rund 800.000 Mark gekostet. Heute würde eine Orgel in der Qualität mehr als das Doppelte, rund eine Million Euro kosten, schätzt Peter Bartetzky.

Spenden für die Orgelrenovierung sind ab sofort willkommen. Die Kontoverbindung lautet: Katholische Kirchengemeinde St. Johann - Orgelkonto bei der Volksbank Rhein-Ruhr IBAN: DE24 3506 0386 5111 2000 08; BIC GENODED1VRR. Auch Bargeldspenden sind bei Sammlungen willkommen.

Auskünfte zur Orgelrestaurierung erteilt Abteikantor Peter Bartetzky (eMail: peter.bartetzky@abtei-hamborn.de, Telefon 0203/ 560063).

(pk)
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