"Roskothen" eröffnete vor 134 Jahren Ältestes Geschäft in Duisburg schließt

Duisburg · Das alteingesessene Duisburger Spielwarengeschäft Roskothen schließt – nach 134 Jahren. Geschäftsführer Boris Roskothen hat nach intensiven Gesprächen diese Entscheidung getroffen. "Die Welt des Spielens, wie wir sie kennen, ist tot", sagt der Unternehmer.

Duisburg: Das ist das Spielwarengeschäft "Roskothen"
10 Bilder

Duisburg: Das ist das Spielwarengeschäft "Roskothen"

10 Bilder

Das alteingesessene Duisburger Spielwarengeschäft Roskothen schließt — nach 134 Jahren. Geschäftsführer Boris Roskothen hat nach intensiven Gesprächen diese Entscheidung getroffen. "Die Welt des Spielens, wie wir sie kennen, ist tot", sagt der Unternehmer.

Es dürfte ein unangenehmer Tag für Boris Roskothen und seine Familie gewesen sein: Am vergangenen Montag entschied der Unternehmer das Spielgeschäft Roskothen am Sonnenwall, das er bereits in der fünften Generation führt, zu schließen. "Ich habe mich mit vielen Experten besprochen, die mir weiterhelfen konnten. Letztlich stand mein Entschluss fest", erklärt Roskothen, der mittlerweile einfach zu wenig zahlende Kunden in seinem Laden begrüßen kann. Aber wie konnte es so weit kommen?

Die Antwort liegt für den Unternehmer nahe: "Die Kinder sehen oder hören von Produkten in der Werbung oder in den sozialen Netzwerken. Dann wollen sie eben diese Sachen auch haben. Wenn Eltern dann mit diesem konkreten Wunsch zu uns kommen, können wir häufig nicht weiterhelfen. Solch eine Auswahl haben wir schlichtweg nicht. Der Internethandel schon."

Andererseits scheint das Geschäftsmodell von "Roskothen" nicht mehr zeitgemäß und profitabel zu sein: Es wurden Produkte am "Rande des Trubels verkauft", so der Geschäftsführer. Sie sollten nicht nur Spaß machen, auch ein gewisses Qualitätsniveau war unabdingbar.

Spielen wichtig für Erziehung

Die Enttäuschung über die Gründe des wirtschaftlichen Misserfolgs ist dem Unternehmer anzumerken: Besonders die problematische Erziehung der Jüngsten würde leiden, wenn man sich den gesellschaftlichen Druck beugt und dem Kind die Wünsche, die von den Medien initiiert werden, anstandslos erfüllt, erklärt Roskothen.

"Ich höre so häufig von wirklich intelligenten Eltern, dass ihr Kind im jungen Alter schon ein Smartphone besitzt, weil es nunmal ihr altes Gerät bekommen hat. Das finde ich sehr achtlos, ich würde ja auch nicht — überspitzt gesagt — mein altes Auto weitergeben." Die Erziehung leide darunter, da das Spielen Teil dieses Prozesses sei, so Roskothen weiter.

Was kommt nach "Roskothen"?

Den Kopf lässt der Unternehmer aber nicht hängen — ganz im Gegenteil: "Ein alter Baum macht nunmal für einen neuen Platz. Zwar weiß ich nicht, ob mich die Geschichte im Nachhinein noch stark mitnimmt, nun ist es mir aber wichtig, einen passenden Nachmieter für dieses Objekt zu finden."

Dafür will er sich Zeit lassen. Während das so genannte "Baumhaus", ein kleines Geschäft in der Königsgalerie, bereits Ende März schließt, ist ein fixer Termin für das Ende von "Roskothen" noch nicht in Sicht. Ob es nun in ein paar Wochen oder erst in einigen Monaten eine definitive Schließung zu verkünden gibt, ist vollkommen offen.

Das Gleiche gilt für Roskothens persönliche Zukunft. Neben seiner Tätigkeit als Geschäftsführer des Spielgeschäfts ist er auch Vizepräsident der IHK Niederrhein. Wird er sich dann nur noch auf diese Arbeit konzentrieren? "Momentan beschäftige ich mich damit noch nicht richtig. Ich könnte mir aber vorstellen etwas in Richtung Pädagogik zu machen, da ich ja dort auch mal eine Ausbildung begonnen hatte", erklärt er.

Standort Duisburg schwierig

Die wirtschaftlichen Probleme will Roskothen letztlich nicht auf den gesamten Einzelhandel beziehen. Es gebe auch Geschäfte, die weiterhin Erfolg haben. Der Standort Duisburg sei aber alles andere als einfach, so der Unternehmer.

Ein Hintertürchen hat sich Roskothen übrigens noch offen gehalten: "Sofern wir aus heiterem Himmel eine Lösung für das Problem finden sollten, machen wir natürlich weiter. Ich bin für alles offen, kreativ und auch noch kämpferisch." Das sei aber, so Roskothen, sehr unrealistisch.

(top)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort