Duisburg Aktionstag: "Du, ich drück dich"

Duisburg · ThyssenKrupp in Hamborn informierte Mitarbeiter jetzt im Rahmen eines Aktionstages darüber, wie man eine Herzdruckmassage vornimmt. In vielen Fällen kann sie Leben retten.

 So wird's gemacht: Wie der richtige Druck auf den Brustkorb erfolgt, wurde an einem Dummy geübt.

So wird's gemacht: Wie der richtige Druck auf den Brustkorb erfolgt, wurde an einem Dummy geübt.

Foto: Reichwein

Alle drei Minuten stirbt in Deutschland ein Mensch an einem Herzstillstand. Allein in Duisburg werden auf diese Weise 600 Leben ohne zwingende Not beendet - denn mehr als die Hälfte von ihnen könnte gerettet werden. Viel zu oft steht die Angst, etwas falsch zu machen, den potenziellen Ersthelfern im Weg. Dadurch rufen sie zwar den Notarzt, doch bis zu dessen Eintreffen vergeht wertvolle Zeit und das Gehirn des Patienten kann bereits dauerhaften Schaden genommen haben. Alles das und noch viel mehr erfuhren jetzt interessierte Mitarbeiter von ThyssenKrupp Steel Europe in Hamborn.

Es ist überlebenswichtig, die Scheu zu überwinden und sofort mit der Herzdruckmassage zu beginnen, wenn ein Mensch nicht mehr selbstständig atmet. Auch wer sich davor ekelt, einen Fremden von Mund zu Mund zu beatmen, kann helfen, da auf die Beatmung verzichtet werden kann - solange nur die Herzdruckmassage ausgeübt wird. Dabei braucht man keine Angst haben, etwas falsch zu machen, wie Dr. Georg von Groeling-Müller, Betriebsarzt bei ThyssenKrupp, betont: "Wenn jemand nicht mehr atmet, ist er tot. Das Einzige, was dann wirklich falsch ist, ist, wenn man überhaupt nichts macht. Mit der Herzdruckmassage kann man ihn vielleicht ins Leben zurückholen. Ein paar eventuell gebrochene Rippen sind dem Patienten dann völlig egal."

Um mehr Menschen für dieses Thema zu sensibilisieren und ihnen die Angst vor der Ersthilfe zu nehmen, fand jetzt in der Verwaltung von ThyssenKrupp der Projekttag statt. Die Bürgerstiftung Duisburg stellte Puppen zur Verfügung, an denen die Mitarbeiter unter der Anleitung der Betriebsärzte lernen konnten, wie man einen Menschen im Notfall reanimiert.

Auch die mittlerweile in vielen öffentlichen Gebäuden vorhandenen Defibrillatoren durften von den Teilnehmern ausprobiert werden - damit im Notfall viele Helfer wissen, was zu tun ist. Wie sinnvoll diese Schulungen sind, weiß man bei ThyssenKrupp auch aus eigener Erfahrung: Bereits zwei Mal konnten Mitarbeiter mit Herzstillstand erfolgreich wiederbelebt werden, da die Ersthelfer gut ausgebildet waren und sie die kritische Zeit bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes sinnvoll nutzten.

Gibt es diese Ersthilfe nicht, überleben nur zwei Prozent der Herzstillstandpatienten, je nach Schnelligkeit des Rettungswagens. Leistet ein Laie Erste Hilfe mit einer Herzdruckmassage, steigt die Überlebenswahrscheinlichkeit schon auf 15 bis 20 Prozent; wird ein Defibrillator eingesetzt, sind es sogar 40 Prozent.

Um in der Zukunft mehr Ersthelfer zu haben, nahm auch die betriebseigene Kindertagesstätte an dem Aktionstag teil. So lernen schon die ganz Kleinen, dass man nichts falsch machen kann - außer einfach wegzusehen.

Mit der Kampagne "DU - Ich drück dich" wirbt die Bürgerstiftung seit 2013 dafür, dass in Schulen und Betrieben Ersthelfer ausgebildet werden. Dem Geschäftsführer Manfred Berns ist das wahrsten Sinne des Wortes eine Herzensangelegenheit: "Wir müssen lernen, uns selbst zu retten. Schließlich kann jeder von uns auch selbst in die Situation kommen, Hilfe zu brauchen oder Hilfe leisten zu müssen." Die Bürgerstiftung hilft bei der Organisation von Informationsveranstaltungen und schult die Mitarbeiter. Dabei müssen es nicht gleich Unternehmen mit 14.000 Mitarbeitern sein, wie im Fall von ThyssenKrupp. Auch kleine Firmen können sich mit der Bürgerstiftung in Verbindung setzen.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort