Duisburg Alle Räder stehen still

Duisburg · Schüler, die zu spät zum Unterricht kamen, Eltern, die sich ärgerten, dass die Kita schon wieder dicht ist, Berufspendler, die Schwierigkeiten hatten, zur Arbeit zu kommen - für den Streik zeigen viele aber auch Verständnis.

Duisburg: Alle Räder stehen still
Foto: Christoph Reichwein (crei)

Die Rolltore an den Eingängen zur U-Bahn sind heruntergelassen, die Rolltreppen stehen still. Die Bushaltestellen sind wie leer gefegt. Nur vereinzelte Fahrgäste, die nicht auf die DVG angewiesen sind, warten auf die wenigen Busse der NIAG, die noch unterwegs sind. "Die meisten Kommilitonen haben entschieden, zuhause zu bleiben", sagte Carolin Kraus. Sie studiert an der Universität Duisburg-Essen, pendelt von Düsseldorf zum Campus. "Ich hatte gehofft, dass vielleicht doch noch ein Bus kommt." Die Strecke vom Duisburger Hauptbahnhof bis zur Uni dauert zu Fuß circa 40 Minuten. Als kein Bus kommt, entschließt sie sich kurzerhand, mit der S-Bahn zurückzufahren: "Ich bin dann schneller zuhause, als an der Uni."

Es scheint, als herrsche bei vielen Betroffenen des Streiks Routine statt Empörung: "Man hat sich mittlerweile daran gewöhnt", sagt ein Mann, der ebenfalls darauf hofft, dass vielleicht doch ein Bus oder eine Bahn kommt. Er habe Verständnis dafür, dass die "Leute sich durchsetzen wollen". Die "Leute", das sind die, die gestern die Arbeit niedergelegt haben, um in den laufenden Tarifverhandlungen für den öffentlichen Dienst Druck auf die Arbeitgeber auszuüben. Der wartende Herr macht sich nur begrenzt Sorgen, zu spät am Arbeitsplatz zu sein und dann Ärger zu bekommen. Bisher seien seine Chefs immer verständnisvoll gewesen, wenn er sich wegen ausfallender Busse oder Bahnen mal verspätet habe.

Duisburg: Alle Räder stehen still
Foto: Christoph Reichwein (crei)

Obwohl viele vom öffentlichen Nahverkehr aufs Auto umgestiegen waren, blieb laut der Polizei das große Chaos auf den Straßen aus. Stau oder stockenden Verkehr habe es an Stellen gegeben, wo es auch sonst voll sei, sagte Polizeisprecherin Daniela Krasch. Dazu gehören beispielsweise Auf- und Abfahrten an den Autobahnen.

Ordentlich was los war allerdings in den Parkhäusern der Innenstadt. Besonders auf das Parkhaus Averdunk habe es einen massiven Ansturm gegeben: "Um 9 Uhr war hier alles brechend voll", sagt Jörg Kendziorra, Parkaufsicht des Hauses. Anderswo war die Lage vergleichbar.

Einen Tag keine Müllabfuhr - das war gestern für die Bürger offenbar noch kein Problem. Es habe nur wenige Beschwerden oder Nachfragen gegeben, berichtet Silke Kersken, Sprecherin der Wirtschaftsbetriebe Duisburg. "Dass es so ruhig ist, liegt wohl daran, dass vorher in den Medien rechtzeitig und ausführlich kommuniziert wurde, wie das heute abläuft." Vereinzelt hätten Kunden angerufen, "aber sie waren nicht grantig".

Diejenigen, die gestern dem Aufruf von Verdi gefolgt waren und zur großen Kundgebung nach Düsseldorf fuhren, mussten früh auf den Beinen sein. Gegen 11 Uhr sprach Frank Bsirske, Vorsitzender der Gewerkschaft Verdi, zu seinen Mitgliedern. Für die Duisburger bedeutete dies, dass sie sich gegen 7 Uhr auf den Weg in die Landeshauptstadt machen mussten. Gegen 12 Uhr traten die Streikenden dann wieder ihren Heimweg an.

Über 2000 Mitarbeiter aus Duisburg hätten an dem Streik teilgenommen, berichtet Thomas Keuer, Bezirksgeschäftsführer des Verdi-Bezirks Niederrhein. Bestreikt worden seien "vereinzelte" Kindertagesstätten, der öffentliche Nahverkehr und unter anderem die Wirtschaftsbetriebe. Laut Angaben der Stadt blieben die Türen in fünf Kitas gestern zu. An den Schulen fand der Unterricht hingegen überall nach Plan statt - Lehrer sind in der Regel Beamte, die nicht streiken dürfen. Beschwerden bei Verdi habe es von den Bürgern der Stadt nur vereinzelt gegeben, so Keuer. Die meisten Bürger hätten sich auf den angekündigten Warnstreik-Tag eingestellt. Die nächsten Tarifverhandlungen sollen am morgigen Donnerstag oder Freitag stattfinden. Entweder kommt es dabei zu einem Kompromiss, oder es werde erneut gestreikt.

(RP)
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