Duisburg Alt-Kanzler im Museum Küppersmühle

Duisburg · Gerhard Schröder eröffnete gestern Abend als Ehrengast die Ausstellung "Baselitz - Vedova" im Museum Küppersmühle vor Hunderten Besuchern. Georg Baselitz selber konnte krankheitsbedingt nicht kommen.

 Evonik-Chef Klaus Engel, Gerhard Schröder und Walter Smerling (v.l.) vor dem Lieblingsbild des Altkanzlers.

Evonik-Chef Klaus Engel, Gerhard Schröder und Walter Smerling (v.l.) vor dem Lieblingsbild des Altkanzlers.

Foto: Christoph Reichwein

Pünktlich um 19.30 Uhr begann gestern Abend die Ausstellungseröffnung. Doch schon eine halbe Stunde zuvor war es im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst rappelvoll. Museumsdirektor Walter Smerling versteht die Kunst der Inszenierung. Und dazu gehört, dass er gelegentlich Prominenz einlädt, die die Anziehungskraft der Kunst verstärken soll. Diesmal war es Alt-Kanzler Gerhard Schröder, der die Ausstellung "Baselitz - Vedova" offiziell eröffnete.

Ein wenig enttäuscht waren die schätzungsweise 400 Ausstellungsbesucher, die zum großen Teil keine Sitzplätze mehr fanden, weil Georg Baselitz selber nicht zur Eröffnung kam. Er hatte kurzfristig aus gesundheitlichen Gründen abgesagt. Er wäre gerne gekommen, berichtete Walter Smerling in seiner Einführung, bei der er mit viel Temperament die acht Ausstellungsräume im Geiste durchschritt und dabei das Konzept der Schau erläuterte.

Duisburg: Alt-Kanzler im Museum Küppersmühle
Foto: Endermann Andreas

Der Hauptgrund, aus dem die beiden Künstler Georg Baselitz (Jahrgang 1938) und Emilio Vedova (1919 - 2006) zusammen in einer Ausstellung gezeigt würden, sei einer der schönsten Gründe überhaupt: Freundschaft. Daneben führte er an, dass beide Künstler in der Nachkriegszeit dazu beigeträgen hätten, unser Bildgedächtnis zu prägen. Und beide Künstler seien in der Sammlung Ströher prominent vertreten, besonders Georg Baselitz, von dem das Museum Küppersmühle so viele Werke besitzt wie kein anderes Museum.

Klaus Engel, Vorstandsvorsitzender von Evonik Industries, sprach als Hauptsponsor der Ausstellung. Evonik, so sagte Engel, werde zehn Jahre alt und fast genauso lange fördere das Unternehmen das Museum Küppersmühle. So unterstütze Evonik ausgewählte Einzelausstellungen - wie die gegenwärtige. Das Museum Küppersmühle gehöre zu den kulturellen Eckpfeilern, die von Evonik unterstützt würden. Über den gescheiterten Plan zur Museumserweiterung, für die Evonik einst zehn Millionen Euro geben wollte, sprach Engel nicht.

 Überfüllt war gestern Abend die Ausstellungseröffnung im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst.

Überfüllt war gestern Abend die Ausstellungseröffnung im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst.

Foto: christoph reichwein

Nach einem in bemühtem Englisch vorgetragenen Grußwort des italienischen Vorstandsvorsitzenden der "Fondazione Emilio e Annabianca Vedova", Alfredo Bianchini, ergriff Gerhard Schröder das Wort. Das Publikum fing er gleich mit der Versicherung ein: "Ich komme wirklich gerne nach Duisburg. Hier ist es ja viel schöner, als man gemeinhin so glaubt." In den Mittelpunkt seiner Ansprache stellte Schröder das mit dem Finger gemalte Bild "Adler" von Georg Baselitz. Aus gutem Grunde: Dieses Werk hing als Leihgabe vier Jahre lang im Kanzleramt. Hans Grothe, der damals noch Besitzer dieses Werks war, hatte es Schröder als Leihgabe überlassen. Nach Schröders Amtszeit kam das Gemälde aus dem Jahr 1972 wieder zurück ins Museum und wurde später Teil der Sammlung Ströher. Der "Adler" gehört zu den frühesten berühmten Werken, die Baselitz "auf den Kopf" stellte. Ein Adler im Kanzleramt könne man ja erwarten, aber keinen im Sturzflug, meinte Gerhard Schröder gestern Abend halb scherzend, halb ernst. Er habe damals Baselitz gefragt, weshalb er den Adler mit dem Kopf nach unten gemalt habe. "Damit im Kopf der Betrachter wieder etwas stattfindet", habe ihm Baselitz geantwortet. In diesem Sinne besuche er die Ausstellung in Duisburg, um dazulernen zu können.

Unter den Gästen tummelten sich auffallend viele Persönlichkeiten aus dem Industrie- und Bankbereich, beispielsweise Werner Müller (ehemals Evonik-Chef) und Hilmar Kopper (Deutsche Bank). Markus Lüpertz vertrat prominent die Künstlerschaft. Nicht unbemerkt blieb, dass auch Duisburgs ehemaliger Dezernent Jürgen Dressler, am Tag zuvor noch wegen der Küppersmühle-Erweiterung vor Gericht, anwesend war.

(pk)
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