Angela Merkel vor ihrem Besuch in Duisburg "Marxloh ist sicher kein ganz einfacher Ort"

Berlin · Kanzlerin Angela Merkel äußert sich in ihrem wöchentlichen Video-Podcast zu ihrem Besuch im Duisburger Problemstadtteil Marxloh. Die Sorgen und Ängste der Bewohner verspricht sie ernst zu nehmen. Zu einem guten Leben gehöre auch Angstfreiheit.

Nachts unterwegs in Duisburg-Marxloh
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Foto: Christoph Reichwein

In ihrem Video-Podcast sagte Merkel am Samstag: "Wenn die Menschen den Eindruck haben, dass ihre Sicherheit nicht mehr gewährleistet ist, dann stimmt etwas nicht." Dann könne man "auch nicht gut leben in Deutschland. Denn "gut leben" heißt aus meiner Sicht auch Angstfreiheit."

Am Dienstag kommt Merkel zu ihrem dritten Bürgerdialog unter dem Titel "Gut leben in Deutschland" nach Duisburg. Für die Wahl Marxlohs als Ziel ihres Besuches führt sie einen guten Grund an.

Aus ihrer Sicht sei es wichtig, dorthin zu gehen, wo die Probleme sind. "Denn wir wollen ja von den Menschen erfahren: Was erwarten sie? Was wollen sie? Was ist für sie gutes Leben in Deutschland? Und da ist Duisburg-Marxloh sicherlich nicht ein ganz einfacher Ort", so die Kanzlerin. Sie freue sich dennoch sehr, von den Problemen zu hören, die dort zu bewältigen seien.

Offenkundig hat sich die Kanzlerin im Vorfeld bereits genauer informiert. Marxloh beschreibt sie als einen Ort der Vielfalt in Deutschland und listet detailliert auf: "Es leben 92 Bevölkerungsgruppen dort, 64 Prozent der Menschen haben einen Hintergrund, der von Migration geprägt ist. Es gab in den letzten Jahren auch sehr viel Zuzug aus Südosteuropa. Ein großer Teil der Jugendlichen ist leider arbeitslos und damit abhängig von Hartz IV."

Ihre Schlussfolgerung: In Marxloh müsse man schon von einer Konzentration von Problemen sprechen. Gleichzeitig gebe es aber auch positive Dinge der Entwicklung. "Und das möchte ich mir anhören — was die Menschen dort sagen."

Angesprochen auf Berichte, wonach Banden und Familienclans ganze Straßenzüge in Duisburg-Marxloh im Griff haben, sagte die Kanzlerin: "Es ist ein dickes Brett, das wir da zu bohren haben." So schwierig es sei, Familienclans und entsprechende Strukturen aufzubrechen, "so sehr müssen wir doch daran arbeiten".

Merkel verwies auf den hohen Anteil von Einwohnern mit Zuwanderungshintergrund und die hohe Jugendarbeitslosigkeit in Duisburg-Marxloh. "Wir können und müssen darauf achten, dass auch dort die Kinder gute Chancen auf Bildung haben", sagte sie.

(dpa)
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