Duisburg Merkel sieht Marxloh nur aus dem Auto

Duisburg · Heute kommt die Bundeskanzlerin für drei Stunden nach Duisburg-Marxloh. Angela Merkel spricht in einem Hotel mit ausgewählten Anwohnern über die Probleme im Stadtteil. Einen Rundgang durch Marxloh wird es wohl nicht geben.

Angela Merkel sieht Duisburg Marxloh aus dem Auto
Foto: dpa, RP/Ferl

Es dürfe in Deutschland keine Viertel geben, in denen unsere Polizei das Recht nicht durchsetzen könne, sagte Angela Merkel (CDU) vor fast genau fünf Jahren in einem Interview über die Zustände in Duisburg-Marxloh.

Geändert hat sich seitdem nicht viel, einige Anwohner behaupten sogar, es sei alles noch viel schlimmer geworden. Wohl auch deshalb will die Bundeskanzlerin nicht mehr nur über Marxloh reden, sondern sich heute selbst ein Bild machen von dem Stadtteil, der wegen Übergriffen auf Polizisten und krimineller arabischer Großfamilien seit Wochen bundesweit für Schlagzeilen sorgt.

Vom Vorzeigeviertel zum Problemfall Marxloh war vor dem Zweiten Weltkrieg eine der reichsten Gemeinden Deutschlands. Der Stadtteil lebte mit und von den Werken der August-Thyssen-Hütte, deren Führungskräfte dort wohnten und die für ihre Mitarbeiter große Siedlungen baute. Nach dem Zweiten Weltkrieg und dem Wiederaufbau der zerstörten Industrieanlagen kamen die so genannten Gastarbeiter. Sie zogen in die Wohnungen ein, die die Deutschen verlassen hatten, weil sie schöner und frei von Industriebelästigung wohnen wollten. Diese Migranten gaben dem Stadtteil ein neues Gesicht. Nach und nach kehrten immer mehr Ur-Marxloher ihrem Stadtteil den Rücken und zogen weg, damit gingen der Niedergang der Stahlindustrie und das Zechensterben einher. Mit dem Fortgang vieler Einwohner kam der Leerstand, die Mieten fielen, Renovierungen an den Fassaden blieben aus. Ganze Straßenzüge verkamen.

Fortan siedelten sich fast nur noch sozial schwächere Bevölkerungsschichten an. Mit ihnen - aber nicht nur wegen ihnen - stieg die Kriminalität.

Marxloh und die Polizei Die Polizei hat den Stadtteil immer schon besonders unter Beobachtung. Das enge Zusammenleben vieler ethnischer Gruppen, die sich zum Teil in ihren Heimatländern bekriegen, sorgt seit vielen Jahren für Spannungen. Mehr als in anderen Duisburgern Stadtteilen sind illegales Glücksspiel und Drogenhandel ein Problem. Die Sicherheitslage hat sich aber besonders in den vergangenen Jahren noch einmal verschlechtert, Anwohner sehen den Grund dafür im massenhaften Zuzug von Armutsflüchtlingen aus Südosteuropa. Die Polizei macht diese Bevölkerungsgruppe für eine Vielzahl von Diebstählen und Einbrüchen verantwortlich. Hinzu kommen die kriminellen arabischen Großfamilien, die die Polizei nicht als Ordnungsmacht anerkennen. Auch die Rockergruppe Hells Angels, die vom Innenministerium als kriminelle Vereinigung eingestuft wird, ist in Marxloh stark vertreten.

Duisburg-Marxloh: Angela Merkel beim Bürgerdialog
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Angela Merkel besucht Duisburg-Marxloh

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Das Wunder von Marxloh Längst ist nicht alles schlecht an und in Marxloh. Die meisten Bürger verbindet ein enormes Zusammengehörigkeitsgefühl. Es gibt viele soziale Projekte; karitative Organisationen wie die Arbeiterwohlfahrt oder die katholische Kirche bemühen sich, alle Nationalitäten zu integrieren. Als bestes Beispiel für eine gelungene Integration gilt bis heute der Bau der damals größten Moschee Deutschlands - das sogenannte Wunder von Marxloh. Überregional bekannt ist auch die Hochzeitsmoden-Meile, auf der der türkischen Braut alle Wünsche erfüllt werden. Heiratswillige aus ganz Europa kommen deshalb in den Duisburger Stadtteil.

Merkel in Marxloh Drei Stunden hat sich die Kanzlerin für den Besuch in ihrem Terminkalender freigeschaufelt. Am Mittag soll Merkel am Düsseldorfer Flughafen landen. Danach wird sie direkt zum "Hotel Montan" in Marxloh gefahren. Dort wird sie sich gegen 13 Uhr mit 50 bis 60 Menschen zu einer Diskussion über die Probleme des Stadtteils zusammensetzen. Zuvor ausgewählte Anwohner, Vertreter der Stadt und Beteiligte von Bürgerinitiativen sind dazu eingeladen. Ein Spaziergang durchs Viertel ist nicht geplant.

(RP)
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