Duisburg Atom-Protest in Wanheim

Duisburg · Etwa 150 Atom-Gegner waren nach Wanheim gekommen, um gegen die Erweiterungsgenehmigung der Gesellschaft für Nuklearservice zu protestieren. Eine solche Anlage gehöre nicht in ein Wohngebiet, so der Tenor.

 Die Demonstranten fühlen sich von der neuen rot-grünen Landesregierung in Sachen Atompolitik in Stich gelassen. Die Genehmigung zur Erweiterung von GNS müsse zurückgenommen werden, forderten sie.

Die Demonstranten fühlen sich von der neuen rot-grünen Landesregierung in Sachen Atompolitik in Stich gelassen. Die Genehmigung zur Erweiterung von GNS müsse zurückgenommen werden, forderten sie.

Foto: Ralf Hohl

Die Empörung unter den Atomkraftgegnern und Umweltschützern ist groß. Im frisch abgeschlossenen Koalitionsvertrag der neu gewählten rot-grünen Landesregierung heißt es: "Wir wollen Initiativen unterstützen, die Konditionierungsanlage der GNS in Duisburg außerhalb dicht besiedelter Gebiete zu verlegen." In dem gleichen Papier vom 12. Juni werden "sinnlose und gefährliche Atomtransporte quer durch NRW" ausdrücklich abgelehnt.

Umso unverständlicher sei es, dass die Bezirksregierung Düsseldorf, die der Landesregierung unterstellt ist, einen Tag später dem Erweiterungsantrag der GNS in Form einer "Erweiterten atomrechtlichen Genehmigung" für den Standort Duisburg entsprochen hat.

Erweiterung bedeutet für den Wanheimer Standort der GNS, dass unter anderem weitere Dekontaminierungs- und Zerlegeverfahren eingeführt werden können und zusätzliche Materialien zur Rückführung in den Wirtschaftskreislauf zwischengelagert werden dürfen. Was die Umweltschützer von dieser Vorgehensweise halten, drücken sie in ihrem Flyer mit dem Satz "Noch nicht beschlossen — schon gebrochen" drastisch aus.

Noch mehr Transporte befürchtet

Um ihren Unmut kund zu tun, hatten verschiedene Anti-Atomkraft-Initiativen zu einer Protestkundgebung aufgerufen. Diese begann am Samstag symbolträchtig um "5 vor 12" unterhalb der Landmarke "Tiger & Turtle" in der Nähe des GNS-Betriebsgeländes.

Michael Zerkübel vom Anti-Atom-Bündnis Niederrhein merkte an, dass sich die Investitionen der GNS bezüglich der nun genehmigten Erweiterung für den Betreiber auszahlen müssten und vermutet für die Zukunft noch mehr Atommüll-Transporte und somit eine größere Menge an zu "konditionierenden" Materialien.

Kerstin Ciesla von der Duisburger Gruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz brachte es kurz und knapp auf den Punkt: "Wir fühlen uns verarscht." Eindeutig ist auch ihre Bewertung der kürzlich erfolgten Erweiterungs-Genehmigung: "Wenn die GNS hier jetzt eine Menge investiert, bleibt der Standort auf Dauer hier in Wanheim."

Heiner Möller, Sprecher der Bürgerinitiative Ahaus, versprach, keine Ruhe mehr geben zu wollen und brachte die Forderung der Atomkraftgegner mit der Aussage "Die Genehmigung muss zurück gezogen werden" auf einen Nenner.

Weniger Wanheimer

Nach der Kundgebung zogen die 150 Protestler durch Wanheim, um die Bevölkerung auf die neue Situation aufmerksam zu machen. Der 86-jährige immer noch aktive Naturschützer Paul Moses stellte fast schon resigniert fest: "Früher waren mehr Wanheimer bei den Demos dabei; dabei sind die Leute vor Ort doch am stärksten betroffen, wenn was passiert."

(RP)
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