Duisburg Aufräumen nach Friederikes Wüten

Duisburg · Tausende Bäume fielen dem Orkan zum Opfer. Das Umweltamt warnt weiterhin davor, Grünflächen, Wälder und Naturschutzgebiete zu betreten. Dachdecker haben Konjunktur. Eltern von Schülern beklagen schwammige Regeln.

 Arbeiter räumten die Bäume weg, die am Donnerstag am Rheinhauser Johanniter-Krankenhaus auf drei Autos gekracht waren.

Arbeiter räumten die Bäume weg, die am Donnerstag am Rheinhauser Johanniter-Krankenhaus auf drei Autos gekracht waren.

Foto: Christoph Reichwein

Gäbe es noch Telefone mit Drehscheibe, könnte man schreiben, dass sich viele Duisburger gestern die Finger wund telefoniert haben, um einen Dachdecker zu engagieren. Jedenfalls ist es zurzeit schwer, Handwerker zu finden, die auf die Schnelle Ziegeln ersetzen können, die von "Friederike" weggefegt wurden. Auffallend groß waren die Schäden an den Dächern im linksrheinischen Stadtgebiet sowie in Ruhrort und auch in Neudorf, dort besonders häufig an Hausdächern entlang der Grabenstraße.

 Der Friedhof in Trompet ist aus Sicherheitsgründen erst einmal geschlossen worden.

Der Friedhof in Trompet ist aus Sicherheitsgründen erst einmal geschlossen worden.

Foto: Christoph Reichwein

Natürlich leugnen Dachdecker nicht, dass der Orkan ihnen gute Geschäfte beschert hat, doch sei der Aufwand sehr hoch, um diese Aufträge abwickeln zu können, sagte ein Dachdecker, der namentlich nicht genannt werden mochte, gegenüber dieser Zeitung. Da nämlich so gut wie alle Sturmschäden über Versicherungen abgerechnet werden, sei der "Papierkram" mit Anträgen, Schadensdokumentation und schließlich der Bezahlung aufwändig. Nicht zuletzt erfolge die Überweisung des Arbeitslohns und der Materialkosten oft erst nach Monaten. Dennoch: Die Geschäfte laufen in diesen Tagen für Dachdecker besonders gut.

Bei der Stadt wurde gestern eine vorläufige Orkanbilanz gezogen: Insgesamt waren am Donnerstag 500 Einsatzkräfte der Berufsfeuerwehr, der freiwilligen Feuerwehr des Technischen Hilfswerks und des Umweltamtes bis in die frühen Morgenstunden des Freitags im Einsatz. Rund 600-mal rückten die Hilfskräfte aus.

Gestern waren die Aufräumarbeiten der Wirtschaftsbetriebe im vollen Gang. Alle 180 Mitarbeiter der Grünpflege waren mit der Beseitigung der Schäden beschäftigt. Von den städtischen Friedhöfen wurden Rumeln-Kaldenhausen und Trompet vom Sturm am stärksten getroffen, berichteten die Mitarbeiter der Wirtschaftsbetriebe. Diese beiden Friedhöfe bleiben heute und auch am morgigen Sonntag für Besucher gesperrt. Auf allen 17 städtischen Friedhöfen sind Bäume durch den Sturm entwurzelt worden, insgesamt wurden rund 100 umgestürzte Bäume registriert. Dennoch seien alle Beisetzungen auf diesen Friedhöfen durchgeführt worden.

Aufgeräumt wurde gestern auch im Zoo, der heute wieder geöffnet wird. Alle Tiere hätten "Friederike" gut überstanden, hieß es gestern am Kaiserberg. Dennoch habe man sich entschlossen, den Zoo für Besucher gestern zu sperren, da noch zahlreiche Äste von dem reichen Baumbestand herabzustürzen drohten. Das Umweltamt warnt weiterhin davor, Grün- und Waldflächen zu betreten. Dazu zählen auch die Naturschutzgebiete. Erhebliche Schäden gibt es beispielsweise in der Rheinaue Walsum, wo zahlreiche Bäume umgefallen sind. In den Wäldern sind nach ersten Schätzungen über das ganze Stadtgebiet verteilt 6000 bis 7000 Bäume betroffen. Die Kollegen aus dem Forstbereich seien bemüht, zumindest die Wege im Wald bis Ende der kommenden Woche freizuräumen. Ab Montag werden die Forstarbeiter durch zusätzlich angemietete Forstmaschinen unterstützt. Ebenso wie die Mitarbeiter der Grünpflege waren gestern die der Straßenreinigung mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Auch heute noch werden 90 Mitarbeiter im Stadtgebiet Äste von Straßen und Gehwegen wegschaffen. Auch Mitarbeiter der Baukolonnen wird man heute und vermutlich auch noch am morgigen Sonntag bei der Beseitigung von Sturmschäden beobachten können.

 So sah es gestern auf vielen Dächern in Duisburg aus. Die Feuerwehr muss häufig mit der Drehleiter anrücken, um zu verhindern, dass weitere Dachziegel herunterfallen.

So sah es gestern auf vielen Dächern in Duisburg aus. Die Feuerwehr muss häufig mit der Drehleiter anrücken, um zu verhindern, dass weitere Dachziegel herunterfallen.

Foto: Christoph Reichwein

Der Unterricht an der Grundschule Heisterbachstraße fällt auch noch am Montag aus. An der Schule hatten sich durch den Sturm Teile des Daches gelöst. Die Reparaturarbeiten liefen gestern an. An allen anderen Schulen in Duisburg läuft der Unterricht wie gewohnt.

Einige Eltern von Schülern äußerten ihren Unmut wegen der "schwammigen" Regelungen. Bekanntlich war es den Eltern freigestellt, ob sie ihre Kinder in die Schule schicken oder nicht. In der Schule, so wurde zuvor versichert, würden die Schüler in jedem Fall betreut. Doch viele Schüler, die am Donnerstag zur Schule kamen, wurden kurz darauf wieder nach Hause geschickt. "Den Weg durch den Sturm hätte man den Kindern ersparen können", sagten Eltern von betroffenen Schülern.

(pk)
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