Duisburg Aus Kunststoffmüll werden Textilien

Duisburg · Rund 13 000 Tonnen Wertstoffe landen jährlich in Duisburgs Gelben Tonnen und Gelben Säcken. Und das macht Sinn. Denn was für den einen Abfall ist, wird sortiert, gereinigt und der Wiederverwertung zugeführt.

 Nachdem die Wertstoffe getrennt wurden, werden sie in große Quader gepresst. Dann geht's zur Wiederverwertung.

Nachdem die Wertstoffe getrennt wurden, werden sie in große Quader gepresst. Dann geht's zur Wiederverwertung.

Foto: Christoph Reichwein

"Warum Abfälle trennen - es wird doch sowieso alles verbrannt!" So oder ähnlich werden nicht wenige Duisburger denken. Doch dem ist nicht so, wie ein Besuch bei den Wirtschaftsbetrieben Duisburg zeigt. Alles, was die Bürger unserer Stadt in die gelbe Tonne oder die gelben Säcke stecken, landet erst einmal auf dem Betriebshof Hochfeld, wo die Wertstoffe zunächst zwischengelagert werden. Und das ist mit rund 13 000 Tonnen aus 95 000 Behältern pro Jahr eine ganze Menge. Die Wertstofftonne hat schon im Jahr 2012 die Gelbe Tonne abgelöst. Das bedeutet: Die alte Gelbe Tonne bleibt zwar vor dem Haus stehen, es kann nun aber noch mehr in ihr entsorgt werden.

Sämtliche Plastikabfälle und Metalle dürfen hinein, zum Beispiel Kunststoff-Wäschekörbe, Pfannen, Töpfe, Gießkannen oder Metall-Werkzeuge. Diese heißen dann im Fachjargon "stoffgleiche Nichtverpackungen".

Doch was genau passiert nun mit den gesammelten Wertstoffen? Etwa zehn Prozent der Wertstoffe fallen unter die Kategorie der stoffgleichen Nichtverpackungen. Dieser Prozentsatz der Wertstoffe "gehört" deshalb den Wirtschaftsbetrieben Duisburg und gelangt per Lkw-Transport in die Sortieranlage der EGN (Entsorgungsgesellschaft Niederrhein) in Krefeld. Die restlichen 90 Prozent werden den Marktanteilen entsprechend unter den Systembetreibern (DS - Duales System) aufgeteilt, die diese ebenfalls gemäß der Verpackungsverordnung der Wiederverwertung zuführen. Die gesetzliche Pflicht der Erreichung einer festgelegten Recyclingquote muss durch jeden DS-Betreiber per Mengenstromnachweis belegt werden.

In der Sortieranlage in Krefeld angekommen, durchlaufen die Wertstoffe verschiedene Sortierstationen. So werden etwa Weißmetalle von Kunststoffen separiert und sogar unterschiedliche Kunststoffarten, wie PP (Polypropylen), PE (Polyethylen) oder PET (Polyethylenterephthalat) automatisiert ausgesondert. "Das geschieht mittels eines Nah-Infrarot-Scanners", erläutert Uwe Schulz, Betriebsleiter der EGN. "Die Kunststoffe werden auf dem Fließband belichtet und werfen je nach Sorte eine bestimmte Reflexion zurück. Das ist wie ein Fingerabdruck", veranschaulicht der Fachmann. Ein Wirbelstromabscheider sortiert Aluminium-haltige Verpackungen aus und auch Holz, Papier oder etwa größere Getränkekartonagen werden vollautomatisiert voneinander getrennt. Lediglich an einer einzigen Station sortieren noch Menschen große Stücke wie etwa Folien, genannt "Überkorn", per Hand.

Am Ende des komplexen Sortiervorgangs werden die sortenrein getrennten Wertstoffe von einer Maschine in große Quader, ähnlich Strohballen, gepresst. Von dort aus können sie dann der Wiederverwertung zugeführt werden. "Die meisten Joghurt- oder Margarinebecher beispielsweise bestehen aus PP. Wenn das gereinigt, gewaschen und getrocknet ist, hat das einen Wert von etwa 540 Euro pro Tonne", erklärt Schulz. Mischkunststoffe, wie etwa Wurstverpackungen, werden zu Pellets gepresst, damit sie besser dosierfähig sind, und dann zum Beispiel in Kali- oder Zementwerken in der "thermischen Verwertung" als Brennmaterial für die Öfen eingesetzt. Sortenreine Kunststoffe können etwa in der Textilherstellung eingesetzt werden. "Alte Flaschenkappen aus HDPE (High-density polyethylene) haben einen Marktwert von rund 580 Euro pro Tonne und werden als sortenreiner Kunststoff zum Beispiel in der Rohrindustrie oder für neue Mülltonnen eingesetzt", erläutert Schulz. Insgesamt werden täglich 120 Ballen an sortierten, wiederverwertbaren Wertstoffen gepresst. "Die Sortenreinheit beträgt bei den PP-Ballen 92 Prozent und bei den Alu-Ballen 90 Prozent", so Schulz. "Es ist wichtig, dass die Verbraucher keine vollen Verpackungen mit Lebensmittelresten in die Wiederverwertung geben", sagt Uwe Schulz, denn diese könnten dann nicht entsprechend von den Maschinen erkannt und aussortiert werden. Außerdem sei es gut, wenn etwa Aludeckel von den Kunststoffbechern getrennt in die Wertstofftonne gegeben würden, denn die Sortieranlage sortiert das sonst entweder dem Kunststoff oder aber dem Alu zu. "Der andere Teil der Verpackung wäre dann für die Wiederverwertung verloren", sagt veranschaulichend Schulz. Und das wäre doch schade.

(RP)
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