Duisburg Aus Ratlosigkeit NPD gewählt

Duisburg · Nicht nur den Kirchenvertretern macht Sorge, dass die NPD, deren Zeiten vorbei schienen, in Duisburg überdurchschnittlich viel Zuspruch erhielt.

Gesamtstädtisch bekam die NPD bei den Zweitstimmen 2,79 Prozent, bei den Erststimmen sogar 4,17 Prozent. Im Bundesdurchschnitt waren es deutlich weniger: Bundesweit bekam die NPD bei den Zweitstimmen 1,3 Prozent, bei den Erststimmen 1,5 Prozent. In Meiderich/Beeck fielen 5,8 Prozent der Erststimmen auf die NPD, bei den Zweitstimmen immerhin noch 4,22 Prozent.

Und im Duisburger Stimmbezirk 2705, dort, wo sich das berüchtigte "Problemhochhaus" befindet, machten 10,85 Prozent der Wähler ihr Kreuzchen bei der NPD-Erststimme, 4,94 Prozent bei der NPD-Zweitstimme. Allerdings muss man dabei sehen, dass in diesem Bezirk nur 429 von 985 Wahlberechtigten zur Wahl gingen. Die Wahlbeteiligung lag bei nur 43,55 Prozent, vermutlich die niedrigste, die jemals in einem Duisburger Wahlbezirk registriert wurde. Gesamtstädtisch machten 67,44 Prozent aller Wahlberechtigten von ihrem Wahlrecht Gebrauch.

Dr. Martin Florack, Politikwissenschaftler an der Universität Duisburg-Essen, glaubt, dass die meisten NPD-Wähler diese Partei aus einer Protesthaltung heraus gewählt haben und nicht, weil sie die Programmatik der Partei grundsätzlich für richtig halten. Die NPD habe, so Florack, von der Ratlosigkeit der etablierten Parteien gegenüber der Einwanderungsproblematik profitiert, die zum Teil medial so zugespitzt worden sei, dass das Thema Integration in mancher Hinsicht enttabuisiert worden sei.

Die Tatsache, dass seriöse Kommunalpolitiker der demokratisch orientierten Parteien zugestanden haben, kein Patentrezept zu besitzen, um die Zuwanderungsproblematik zu lösen, habe bei einigen Wählern die Hemmschwelle, NPD zu wählen, schwinden lassen.

Und die Wähler, die in der Nähe des "Problemhochhauses" leben und die sogar tätliche Auseinandersetzungen miterleben mussten, seien der NPD-Propaganda gefolgt, die, ohne konkret zu werden, einfach "das Ende des Problems" in Aussicht gestellt habe. Da seien bei sonst bürgerlichen Wählern alle Hürden gefallen, so Florack. Florack rät den Duisburger Kommunalpolitikern und den Spitzen der Stadtverwaltung dazu, den Kontakt zu Multiplikatoren zu suchen. Mit deren Hilfe solle versucht werden, neue Lösungsstrategien zu entwickeln, um die Zahl der Protestwähler und der Wahlverdrossenen zu senken.

(RP)
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