Duisburg Ausgeteilt gegen billig und Rechts

Duisburg · Oliver Welke und Dietmar Wischmeier trafen im fast ausverkauften TaM auf ein zufriedenes Publikum, das über die scharfsinnigen verbalen Seitenhiebe herzlich lachen konnte.

Oliver Welke und Dietmar Wischmeier haben wohl zu oft im ZDF-Fernsehgarten vorbei geschaut. Wie sonst kann man auf die Idee kommen, das nicht mehr ganz so taufrische, aber in weiten Bevölkerungskreisen immer noch beliebte volksmusikalische Schlager-Duo "Die Amigos" zu persiflieren. "Im Herzen jung" - nach einem Original-Titel der Amigos - nennen die beiden Vollblut-Satiriker aus der "Heute-Show" ihr Programm, in dem sie in ziemlich schlecht sitzenden roten Anzügen, garniert mit weißen Deko- Gitarren, als "die zwei Flamingos" auftreten. Damit sind sie nach eigener Aussage "die weltweit einzige Amigos-Tribute- Band".

"Duisburg ist ja eine richtige Fan- Hochburg" stellte Welke mit Blick auf das so gut wie ausverkaufte Theater am Marientor fest. Die Besucher wussten natürlich, was sie zu erwarten hatten. Mit Sicherheit keine der eher schlichten Songs der Amigos, mit denen die beiden Protagonisten dennoch - absichtlich hundsmiserabel interpretiert - ihr Programm "bereicherten". Welke und Wischmeyer machten sich zudem Gedanken, wie es bei der Rentner-Band wohl Backstage zugehen wird: "Nach den Konzerten warten bestimmt Billigweiber in Thrombosestrümpfen hinter der Bühne."

Auch wenn das "geschmackvolle" knallbunte Outfit die Kabarettisten wie ein roter Faden durch die Sendung trug, in den gut zwei Stunden bekam das Publikum mehr als nur eine Amigos-Parodie geboten. Im Stil der erfolgreichen ZDF-"Heute-Show" hielten die beiden der aktuellen Politikerriege, Wutbürgern, Pegida-Mitmarschierern und anderen - auch schon mal recht deftig - scharfsinnig und intelligent den Satire-Spiegel vor. Dabei lieferten Welke und Wischmeyer ein Pointen- Pingpong allererster Güte, das das Publikum im TAM immer wieder zu Lachsalven animierte. Dass so kurz nach der Amtseinführung des neuen amerikanischen Präsidenten auch Donald Trump ("Der ungekrönte König des postfaktischen Zeitalters") ein großes Thema war, verwunderte nicht. Welke bezeichnete ihn dabei als einen "pubertierenden 15-Jährigen, gefangen im Körper eines alten Mannes". Wundern müsse man sich eigentlich nur, dass, nachdem Trump jetzt im Amt sei, "noch kein Atomkrieg vom Zaun gebrochen wurde".

Mit Blick auf die Bundestagswahl im September standen auch die deutschen Spitzenpolitiker im Fokus. Angela Merkel wurde bescheinigt, gute Arbeit geleistet zu haben: "Sie hat immerhin die Wehrpflicht und die FDP abgeschafft." Nur die Öffnung der Grenze sei ein großer Fehler gewesen, fand Welke und fügte ergänzend hinzu: "...damals, 1989." Ansonsten wären uns Björn Höcke, Pegida und die anderen Retter des Abendlandes erspart geblieben, die man auf Vorschlag des Satire-Duos am besten zusammen mit den fusselbärtigen Islamisten deutscher Prägung in eine Turnhalle einsperren sollte.

Den Namen der SPD definierte der Heute- Show- Frontman neu als "Selbsthilfegruppe Politischer Deppen". Kollege Wischmeyer graut es regelrecht vor der Bundestagswahl: "Ich kotze in die Wahlurne". Worauf Welke trocken konterte: "Ist aber ungültig." Die heute allgegenwärtige Rentnergeneration hatten die Kabarettisten ebenfalls auf Korn genommen. In dem Zusammenhang präsentierten sie mit dem Satz "Ich hab's passend" das von ihnen kreierte "Seniorenwort des Jahres". Gemeint waren damit die zahlreichen betagten Stauverursacher in den Supermärkten, die an der Kasse umständlich und in aller Ruhe ihr Kleingeld aus der Geldbörse zu fischen versuchen. Aber auch der Jugend-Wahn der "lebenden Moorleichen" nervt, "weil die Oldies im Fitness-Studio immer die besten Geräte in Beschlag nehmen". Auf seine Zeit mit Oliver Kahn bei der Fußball-Europameisterschaft kam der ZDF-Sportexperte Welke auch zu sprechen: "Vier Wochen mit Olli in einem stickigen Container ist schon heftig. Ich werde mir die Zeit als Zivildienst anrechnen lassen."

(Pol)
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