Kolumne: Kommentar Ausverkauf der Stadt hat längst begonnen

Die Ratsvertreter erhalten in diesen Tagen Kenntnis von der anstehenden Überweisung der VRR-Nahverkehrspauschale - Höhe etwa 2,8 Millionen Euro -, die für den Nahverkehr eingesetzt werden muss.

Die DVG würde davon gerne neue Busse kaufen. Sie hat in den zurückliegenden Jahren ein hartes Sparprogramm gestemmt, müsste jetzt aber mal wieder investieren. Doch was nutzen ihr neue Fahrzeuge, wenn dem Nahverkehr der Kollaps und dem Unternehmen die Insolvenz drohen? 2,8 Millionen - das wäre doch schon mal eine wunderbare Anfinanzierung der dringend benötigten Zugsicherung.

Das Geld reicht aber nicht auch noch, um den U-Bahn-Tunnel zu sanieren, was gleichfalls nötig ist. Aber auch da ließen sich Möglichkeiten finden. Für die Daseinvorsorge ist die DVG unverzichtbar. Gäbe es keinen öffentlichen Nahverkehr, würden tausende Duisburger Tag für Tag in Mitleidenschaft gezogen. Gerade darum ist es so wichtig, die Zukunft der Verkehrsbetriebe zu sichern, deren Privatisierung weit weniger Erfolg versprechen würde als beispielsweise die des Klinikums. Es ist ein unvertretbarer Luxus, dass eine finanziell derart gebeutelte Stadt wie Duisburg noch meint, ein eigenes Krankenhaus haben zu müssen.

Oder glaubt jemand ernsthaft, dass ein privates Haus seine Patienten und Mitarbeiter schlechter behandelt als ein kommunales? Oder: Würde die gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaft Gebag einen Teil ihres Wohnungsbestandes auf den Markt werfen, bekäme die Stadt einen dicken Scheck und es blieben ihr immer noch genug Mietobjekte für sozial Benachteiligte.

Wer vor dem Ausverkauf der Stadt warnt, der hat nicht mitbekommen, dass der doch schon längst begonnen hat. Man muss sich doch nur mal in der Stadt umsehen. Geschlossene Hallenbäder, schlecht bis gar nicht gepflegtes öffentliches Grün, Schlaglöcher auf den Straßen und auch abgeschaltete Ampeln stehen nicht unbedingt für eine aufstrebende Großstadt. hch

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort