Duisburg AWO ist für die Helfer eine Herzensangelegenheit

Duisburg · Unmittelbar nach dem Krieg gründete sich der Wohlfahrtsverband in Duisburg neu, den die Nazis verboten hatten.

 Manfred Dietrich.

Manfred Dietrich.

Foto: AWO

In der Nazizeit verboten und vielen Schikanen ausgesetzt, gründete sich nach Kriegsende, am 27. Oktober 1946, die Duisburger Arbeiterwohlfahrt in der Hollenbergschule in Meiderich neu. Doch obwohl die AWO in zwei Jahren ihr insgesamt 100-jähriges Bestehen feiert, soll der Tag der Wiedergründung nicht in Vergessenheit geraten.

Gegründet wurde der Wohlfahrtsverband im Dezember 1919 als Teil der SPD. Im Vordergrund stand die Hilfe für Menschen, die in Folge des ersten Weltkriegs in Not geraten waren. Daraus entwickelte sich eine Hilfsorganisation für alle sozial bedürftigen Menschen. Während der Nazizeit sollte die Arbeiterwohlfahrt eigentlich in die deutsche Arbeitsfront überführt werden. Der Versuch scheiterte jedoch an ihrem Widerstand, und die AWO wurde verboten. Viele ihrer Mitglieder kamen ins Gefängnis oder sogar ins Konzentrationslager.

Bereits unmittelbar nach dem Krieg begannen die Mitglieder der AWO erneut damit, Not zu lindern. Ihre Aufgaben orientierten sich ähnlich wie nach dem ersten Weltkrieg an der akuten Notlage der Menschen. Die Mitglieder organisierten Schwedenspeisungen, bauten 1946 in Eigenarbeit einen Kindergarten und verteilten Care-Pakete. "Damals hatte die AWO keine Dienstfahrzeuge. Die Mitarbeiter sind mit dem Fahrrad nach Düsseldorf gefahren, um die Care-Pakete abzuholen", erzählt Manfred Dietrich, Vorsitzender der Duisburger AWO. Andere Mitglieder übernahmen die Fürsorge für verwaiste Kinder und unterstützten in Not geratene Familien im Alltag. So boten AWO-Mitglieder zum Beispiel Mütterschulen an, um den Frauen zu zeigen, wie man besonders kostengünstig Kochen und Kleidung kaufen oder flicken kann. "Damals ging es ums Überleben. Heute ist dieser Zweig nicht mehr existent", so Dietrich. Nähkurse gebe es heute zwar immer noch, diese dienten aber eher der Freizeitgestaltung.

Die Arbeit selbst war zu dieser Zeit vor allem ehrenamtlich. Das Motto des gegenseitigen Helfens stand dabei immer im Mittelpunkt.

Was damals eine ehrenamtliche Organisation war, ist heute bekannt als Organisation für Dienstleistungen im sozialen Bereich. Rund 3000 Mitglieder zählt die Duisburger AWO heute mit insgesamt 13 Ortsvereinen. Bei der Arbeiterwohlfahrt sind aktuell 800 Menschen hauptamtlich beschäftigt. Dazu kommen etwa 700 ehrenamtliche Mitarbeiter.

Diese übernehmen ganz unterschiedliche Aufgaben, vom Kaffee ausgeben bis zur Flüchtlingshilfe. "Zu früheren Zeiten war es einfacher, sich für ehrenamtliche Tätigkeiten in einem Wunschbereich zu melden. Wir haben heute zwar immer noch viele ehrenamtliche Helfer, jedoch sind auch viele Zweige dazugekommen, wie zum Beispiel die Altenpflege" sagt Wolfgang Krause, Geschäftsführer der AWO. "In diesen Bereichen setzen wir geschulte Fachkräfte ein".

Die Arbeit bei der Arbeiterwohlfahrt sei dabei mehr als nur ein Job, denn die Mitarbeiter sind mit ganzem Herzen dabei - ganz wie vor fast 100 Jahren.

(RP)
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