Duisburg Bäckerei stellt nach 180 Jahren Betrieb ein

Duisburg · Die Traditionsbäckerei Berns an der Kirchstraße in Hochheide schließt am Montag nach 180 Jahren ihre Pforten. Der wirtschaftliche Druck durch steigende Kosten und stagnierende Umsätze sei einfach zu stark geworden.

 Das Team der Bäckerei Berns in Hochheide hat am Montag in dieser Zusammensetzung seinen letzten Arbeitstag.

Das Team der Bäckerei Berns in Hochheide hat am Montag in dieser Zusammensetzung seinen letzten Arbeitstag.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Am 30. Juni werden die Knetmaschinen und Öfen in der Backstube der Traditionsbäckerei Berns an der Kirchstraße in Hochheide für immer abgestellt. "Wir geben ungern auf", sagt Hans-Dieter Berns, Bäckermeister und Konditor, der in vierter Generation gemeinsam mit seinem Vater Heinz an der Kirchstraße für frisches Brot und Brötchen sorgt und die Nachbarschaft mit herrlichen Torten verwöhnt. "Aber der wirtschaftliche Druck", sagt er, "ist heute einfach zu groß. Die Zahl der backenden Handwerksbetriebe ist allein in Homberg auf drei geschrumpft. Die kleinen Handwerksbäckereien müssen sich mit Qualität, Flexibilität und Service dem Wettbewerb mit den Großen und den Discountern stellen."

 Ein Bild aus alten Zeiten. Im Jahr 1835 gründete die Familie Berns am Essenberger Denkmalplatz die Bäckerei.

Ein Bild aus alten Zeiten. Im Jahr 1835 gründete die Familie Berns am Essenberger Denkmalplatz die Bäckerei.

Foto: Reichwein

Trotz aller Bemühungen sei der Druck durch steigende Kosten und stagnierende Umsätze zu stark geworden. Stromfresser wie Knetmaschinen und Kühlanlagen seien nicht mehr ausgelastet. Berns: "Aus betriebswirtschaftlicher Sicht hätten wir schon vor ein paar Jahren schließen müssen. Die kleinen Familienbäckereien rechnen sich heutzutage nicht mehr."

Im Jahr 1835 gründete die Familie Berns am Essenberger Denkmalplatz die Bäckerei. Den jüngeren Sohn Balthasar zog es ins aufstrebende Hochheide, wo er sich 1879 am Tannenbusch, der späteren Kirchstraße, niederließ. Im Jahr des 100-jährigen Bestehens begann der heutige Chef seine Bäcker- und Konditorenlehre. Gemeinsam mit seinem Vater, einem Gesellen und einem Lehrling in der Backstube und seiner Schwester Marie-Luise im Ladenverkauf führt er bis heute am selben Standort die Familientradition fort.

"180 Jahre sind genug", sagt auch der Senior-Chef Heinz Berns. Der 86-jährige steht noch immer jeden Tag in der Backstube und sorgt dafür, dass seine Kunden nicht auf seine Spezialitäten - Bienenstich, Grillaschtorte und Gewürzkuchen in der kalten Jahreszeit - verzichten müssen. "Unsere Devise war immer: Hinten wird gebacken, vorne wird verkauft", ergänzt sein Sohn.

Am kommenden Montag ist nun endgültig Schluss - aber die Stammkunden müssen trotzdem nicht auf ihr geliebtes Krustenbrot verzichten: Die ebenfalls uralte Landbäckerei Baerler Mühle, die von ihrer Backstube in Baerl aus mehrere Filialen in der Umgebung beliefert, übernimmt ab Juli das Ladenlokal. Bäckermeister Berns: "Die Kunden werden auch weiterhin die bekannten Gesichter unserer freundlichen Verkäuferinnen sehen." Er selbst wird in der Baerler Backstube mitarbeiten und dafür sorgen, dass die Kunden auch in Zukunft Kuchen und Torten in gewohnter Qualität kaufen können.

(gh)
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