Störungen noch bis zum Abend Bahn-Chaos: Duisburg war besonders betroffen

Duisburg · Das Bahn-Chaos legt eine ganze Region lahm - besonders betroffen ist die Stadt Duisburg, die zeitweise vom Zugverkehr abgeschnitten war, weil eine Oberleitung auf einen Zug gestürzt war. Mehrere Strecken mussten gesperrt werden. Am Dienstag normalisiert sich der Verkehr allmählich wieder. Bahnfahrer aber müssen sich noch bis in die Abendstunden auf erhebliche Beeinträchtigungen einstellen.

Der Morgen nach dem Chaos am Duisburger Hbf
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"Unser Zug von Düsseldorf nach Duisburg hatte über eine Stunde Verspätung." M. Boulakhrif steht mit seiner Freundin in der Schlange vor dem Info-Schalter der Bahn im Duisburger Hauptbahnhof. Die beiden sind mit der S1 nach Duisburg gekommen, da der RE 2, der RE 5 und der RE 6 auch am Dienstag noch nicht zwischen Düsseldorf und Duisburg fuhren. "In Düsseldorf haben wir bestimmt fünf Mal den Bahnsteig gewechselt, weil immer wieder Durchsagen kamen, dass unser Zug nun doch von einem anderen Gleis fährt", sagt Boulakhrif. "Das Chaos wird bestimmt noch den ganzen Tag über anhalten."

Bahn-Chaos in Ruhrgebiet und Rheinland
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Verspätungen durch Sturm und Stellwerk

Immerhin: Die Schlange vor dem Info-Schalter der Bahn ist nicht lang. Gegen 10.30 Uhr stehen hier etwa fünf Leute, die sich bei den Service-Mitarbeitern der Bahn über ihre Weiterfahrt informieren wollen. Boulakhrif und seine Freundin wollen innerhalb Duisburgs weiterfahren und nun fragen, wie sie am schnellsten an ihr Ziel kommen. Die Fahrgäste in Duisburg sind an diesem Tag doppelt gestraft: Sie müssen neben den Beeinträchtigungen durch die aktuelle Störung auch noch Umleitungen, Verspätungen und Zugausfälle hinnehmen, die mit der Umstellung auf das neue elektronische Stellwerk einhergehen.

Tweets zum Chaos bei der Bahn
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Foto: Laura Sandgathe

Taxi-Gutscheine gibt es am Info-Schalter der Bahn nicht mehr. Die waren am Montagabend zeitweise ausgegeben worden, als rund um Duisburg so gut wie kein Zug mehr fuhr. Doch im Laufe des Dienstages hat sich die Situation merklich beruhigt. Zwar fahren viele Züge mit Verspätungen von bis zu 60 Minuten und auf anderen Gleisen als im normalen Fahrplan angegeben - aber sie fahren.

Bäume fielen auf Gleise und Oberleitungen

Die Reisenden im Hauptbahnhof nehmen die Situation überwiegend gelassen. Chantal Glinski hat sich ebenfalls in die Schlange vor dem Info-Schalter eingereiht. Sie kam bereits mit erheblicher Verspätung in Duisburg an und möchte nun weiter nach Oberhausen und dann nach Bottrop fahren. "Aber mein Zug wird auf der Anzeigetafel nicht angezeigt. Deshalb werde ich jetzt mal nachfragen", sagt sie. Genervt ist sie nicht. "Ich bin für die Berufsschule unterwegs. Die wissen Bescheid, dass ich später komme", sagt Glinski.

 Vor dem Infozentrum im Duisburger Hauptbahnhof stehen Fahrgäste an, um sich Gutscheine für ein Taxi nach Essen abzuholen.

Vor dem Infozentrum im Duisburger Hauptbahnhof stehen Fahrgäste an, um sich Gutscheine für ein Taxi nach Essen abzuholen.

Foto: Sandra Kaiser

Im Berufsverkehr am Montagnachmittag sah die Situation noch anders aus. Nachdem sowohl zwischen Essen und Bochum als auch zwischen Essen und Mülheim mehrere Bäume auf Gleise und Oberleitungen gestürzt waren, stand der Bahnverkehr zwischen Duisburg und Dortmund zeitweise still. Züge von Duisburg fuhren nur noch in Richtung Düsseldorf, nicht mehr ins Ruhrgebiet.

Zug prallte vor Duisburg in die Oberleitung

Am Abend dann wurde Duisburg zeitweise vollständig vom Bahnverkehr abgeschnitten. Bei Großenbaum war ein aus Düsseldorf kommender RE in eine herabhängende Oberleitung gefahren. Daraufhin fiel der Strom aus. Noch zwei weitere Züge fuhren in den stromlosen Streckenabschnitt und konnten nicht mehr weiterfahren. Die Passagiere mussten evakuiert werden, was jedoch wegen schwieriger Bedingungen mehrere Stunden dauerte. Erst im Laufe des Dienstages konnten die drei betroffenen Züge abgeschleppt werden, die bis dahin die Gleise blockierten.

Die Störungen am Montagabend wirkten sich auch auf den Berufsverkehr am Dienstagmorgen aus. In der Bahnhofsvorhalle in Duisburg herrschte Chaos, erzählt ein Bahn-Mitarbeiter: "Wir hatten eine Anfrage nach der anderen. Unzählige Fahrgäste wollten wissen, wie sie trotz der Störungen am schnellsten an ihr Ziel gelangen."

Derzeit arbeite die Bahn mit Hochdruck an der Behebung der Störungen, so ein Sprecher. Dennoch werde sich der Zugverkehr voraussichtlich erst gegen 19 Uhr am Abend wieder normalisieren, hieß es. Da es danach noch etwas dauern wird, bis alle Züge wieder nach Fahrplan fahren, müssen sich Pendler im Berufsverkehr weiterhin auf Beeinträchtigungen einstellen.

(lsa)
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