Duisburg Bahn-Leitstelle in der fünften Etage

Duisburg · Hinter der dunklen Fassage eines Gebäudes an der Mülheimer Straße regeln Zugdisponenten den gesamten Güterverkehr der Deutschen Bahn in NRW. Auch über die Bundesgrenzen hinaus sind sie aktiv.

 Bei einem Besuch der Bundestagsabgeordneten Kirsten Lühmann und Bärbel Bas (beide SPD) gab es die Gelegenheit zu Einblicken in die NRW-Leitstelle von DB Schenker-Rail.

Bei einem Besuch der Bundestagsabgeordneten Kirsten Lühmann und Bärbel Bas (beide SPD) gab es die Gelegenheit zu Einblicken in die NRW-Leitstelle von DB Schenker-Rail.

Foto: Reichwein

In der fünften Etage des unscheinbaren Gebäudes an der Mülheimer Straße 66 sieht es ein wenig aus wie in einem Raumschiff. An neun von insgesamt zwölf Arbeitsplätzen flimmern Zahlen, Streckenpläne und Buchstaben über die vielen großen Bildschirme. Datenmassen, die dem Laien wie höhere Mathematik erscheinen. Die Zugdisponenten, die hier in Acht- beziehungsweise Zwölf-Stunden-Schichten arbeiten, haben eine große Verantwortung - sie regeln den gesamten Güterverkehr des Logistikriesen DB Schenker Rail in Nordrhein-Westfalen. Die Leitstelle operiert zudem grenzüberschreitend mit den Niederlanden und Belgien sowie mit den angrenzenden Produktionszentren in Deutschland.

"Wir reagieren auf Abweichungen vom Fahrplan, Störungen und Unfälle, damit sich Verspätungen so wenig wie möglich auswirken und um Personal intelligent einzusetzen", erklärt Martin Fink, Leiter Arbeitsgebiet Regionale Durchführung bei DB Schenker Rail. Dies könne nur Hand in Hand funktionieren - und nicht autark. Neun Produktionszentren betreibt DB Schenker Rail in ganz Deutschland, eines davon ist Duisburg/Hagen mit weiteren sechs Standorten in NRW. Im Mai 2014 ist die Steuerzentrale "Regionale Durchführung" an der Mülheimer Straße in Betrieb gegangen. Vorher war sie mit der DB-Netz-Zentrale an der Hansastraße.

Jeder der Disponenten hat ein Gebiet, für das er verantwortlich ist. Die gelben Telefone, die an jedem Arbeitsplatz liegen und auf den ersten Blick aussehen wie Walki-Talkis, sind immer griffbereit. Mit ihnen können die Disponenten über das digitale Netz bei Ausfällen und Schäden direkten Kontakt zum jeweiligen Lokführer aufnehmen. "Hier geht schon manchmal die Post ab", erklärt Betriebsratsvorsitzender Bernhard Maaßen. Darum seien Besonnenheit und Ruhe Grundvoraussetzungen für diesen Job. Zudem sollte ein logistisches Verständnis vorhanden sein. "Disponenten brauchen ein großes Fachwissen und das nötige Know-how, um letztendlich Entscheidungen treffen zu können", sagt Fink. Darum sei es wichtig, bei der Weiterbildung zum Zugdisponenten, die meist zwischen drei und sechs Monaten dauert, alle Teilbereiche kennenzulernen.

Ein Ausbildungsberuf ist die Tätigkeit als Zugdisponenten jedoch nicht. "Viele unserer Mitarbeiter waren vorher Lokführer", sagt Fink. Das soll sich nach Angaben des Leitstellen-Leiters jedoch ändern: "Da arbeiten wir fest dran, aber das ist noch ein weiter Weg."

Die bisher größte Herausforderungen für die Steuerzentrale "Regionale Durchführung" war der Sturm Ela, der im Juni vergangenen Jahres vor allem über Nordrhein-Westfalen, Hessen und Niedersachsen hinwegfegte und schwere Schäden verursachte. "Da waren wir in einem Zeitraum von zwei, drei Wochen nahezu handlungsunfähig. Erst nach einem Monat herrschte wieder Normalbetrieb", erklärt Hendrik Penner, Leiter des Produktionszentrums Duisburg/Hagen.

(RP)
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