Duisburg Ballett-Scouts: Faszinierend, aber auch fordernd
Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg übernahm ihren dreiteiligen, zweitjüngsten und insgesamt gelungenen Ballettabend "b.16" jetzt in ihr Duisburger Haus. Dazu gehört Martin Schläpfers "Nacht umstellt". Die Opernscouts der RP bewerten den Abend.
Christoph Nellehsen, Architekt, verteidigte Schläpfers „Nacht umstellt“ gegen alle Einwände, die andere Ballettscouts vorbrachten. Der symmetrische Aufbau, der durch die sehr unterschiedliche Musik von Schubert und des zeitgenössischen Komponisten Salvatore Sciarrino auf immer wieder überraschende Weise strukturiert werde, habe ihn die ganze Zeit in Bann gehalten. Das Stück deute auf eine menschliche Tiefendimension, ohne einfache Antworten zu geben. Bewundernswert sei, wie Martin Schläpfer Musik in Bewegung verwandle.
Kathrin Harrer, Lehrerin, war ein wenig enttäuscht vom Auftakt des langen Ballettabends: „Afternoon of a Faun“ mit der Musik von Claude Debussy fand sie ein wenig langweilig. Die Choreographie von Jerome Robbins (1918 – 1998) war für sie kaum inspirierend. Auch tänzerisch sei sie bei dem Part nicht überzeugt worden. Ihre wahre Klasse hätten die Tänzerinnen und Tänzer aber in den anderen Teilen zeigen können. Besonders natürlich im 70-minütigen Schläpfer-Stück, in dem das Ensemble zum Teil Atemberaubendes geleistet habe.
Detlef Klatt, Designer, gefiel hingegen die Debyssy-Choreographie von Jerome Robbins, die für die Rheinopern-Aufführung von Anita Paciotti neu einstudiert worden war, sehr gut. Das Helle und Leichte dieser Arbeit habe einfach gut getan. Alles habe schwerelos gewirkt, was auch dem Tänzer zu verdanken sei, der die Hebefiguren ohne sichtbare Anstrengung durchführen konnte. Hans van Manens Stück „Without Words“ sei überaus belebend. Schläpfers „Nacht umstellt“ sei überwältigend, wenn auch, was andere ähnlich sahen, zu lang.
Annkathrin Kostka-Speckamp, Studentin, war insgesamt von dem Ballettabend sehr angetan. Sie hob auch die Arbeit von Altmeister Hans van Manen „Without Words“ hervor, der die Mignon-Lieder von Hugo Wolf ohne Gesang, nur als Klaviermelodien tänzerisch umgesetzt hatte. Die zarte Andeutung von Erotik gefiel dem jüngsten Scout-Mitglied sehr gut. Schläpfers Choreographie sei großartig gewesen, allerdings am Schluss doch aufgrund der Länge zu fordernd für das Publikum. Uneingeschränktes Lob gab’s von ihr fürs Tanzensemble.