Duisburg "Bandidos" tragen Trauer

Duisburg · Am Samstagmorgen trafen sich an der Charlottenstraße rund 500 "Bandidos". Von dort aus fuhren sie gemeinsam in einem Motorrad-Konvoi zur Beerdigung ihres getöteten Mitglieds nach Gelsenkirchen. Ein Verkehrschaos blieb aus.

1000 Rocker bei Beerdigung von Mordopfer
9 Bilder

1000 Rocker bei Beerdigung von Mordopfer

9 Bilder

Kaum einer ist unter 1,90 Meter. Sie sind tätowiert, haben rasierte Schädel, sind muskelbepackt. Sie sagen von sich, dass sie die härtesten Männer Deutschlands sind. Ihr Zuhause ist die Straße. Die Mitglieder der Motorradgang "Bandido" stehen für Ehre, Brüderlichkeit und Disziplin.

Bandidos aus ganz Deutschland

Am Samstagmorgen trafen sich rund 500 "Bandidos" vor ihrem Vereinslokal "The Fat Mexican" an der Charlottenstraße im Duisburger Rotlichtviertel, um vor dort aus gemeinsam in einem riesigen Motorrad-Konvoi zur Beerdigung ihres am 8. Oktober auf offener Straße erschossenen "Bruders", einem 32-Jährigen, nach Gelsenkirchen zu fahren.

Der Tote war seit 2001 Mitglied des Rockerclubs. Der mutmaßliche Todesschütze, ein 31-jähriger Profi-Kampfsportler, hatte ihn aus dem Auto heraus vor dem Vereinlokal erschossen. Der Festgenommene gehört den verfeindeten "Hells Angels" an.

Die Polizei, die mit 30 Beamten vor Ort war, hatte am Samstagmorgen den Bereich um die Vulkanstraße großräumig abgesperrt. Vorweg: Es blieb friedlich. Das im Vorfeld befürchtete Verkehrschaos blieb aus.

Die Polizei, die sich im Hintergrund hielt, hatte eine Fahrbahnspur der A40 ab Auffahrt Duisburg in Fahrtrichtung Kaiserberg abgesperrt. Auch die Zufahrt über den Autobahnzubringer in die Stadt war teilweise gesperrt.

In enger Absprache

"Es ist alles ordentlich und diszipliniert über die Bühne gegangen", betont Ramon van der Maat, Pressesprecher der Polizei Duisburg. Der Verkehr wurde zudem von der Polizei in enger Absprache mit den "Bandidos" geregelt. Auch von Seiten der "Bandidos" wurde die gute Zusammenarbeit mit der Polizei gelobt. Die Charlottenstraße war ab 8.30 Uhr proppenvoll mit Rockern.

Die Stimmung war bedrückt. Die Biker wirkten in sich gekehrt. Nur das gelegentliche Aufheulen der Motoren durchbrach die Stille. Sonst dominierte das Schweigen die seltsam unwirklich erscheinende Szenerie.

Ein "Bandido" sagte gegenüber unserer Zeitung: "Der Verlust unseres Bruders hat uns alle sehr mitgenommen. Diesen feigen Anschlag können wir alle noch nicht richtig begreifen." Er kannte das Opfer übrigens nicht persönlich — so wie viele von ihnen, die aus ganz Deutschland nach Duisburg kamen, um dem Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Betretene Mienen und traurige Blicke vor allem vor der "Trauerstätte", einem weißen Pavillon an der Ecke Charlotten-/Vulkanstraße. Dort brannten und brennen Kerzen, liegen Kränze, stehen kleine Kreuze.

Gegen 9.15 Uhr setzte sich der kilometerlange Konvoi unter Polizeiaufsicht in Richtung Gelsenkirchen in Bewegung. Auch auf der Autobahn blieben Verkehrsbehinderungen aus. Der Trauergottesdienst begann um 11 Uhr. Auch dort blieb es friedlich.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort