Duisburg Barockmusik: Virtuos gespielt und gut erklärt

Duisburg · Im vierten Kammerkonzert in der Philharmonie Mercatorhalle erfreute das 2013 in Duisburg gegründete Cicerone-Ensemble mit italienisch beeinflusster Musik aus dem Paris von König Ludwig XV.

 Das Cicerone Ensemble bilden Thomas Wormitt (Flöte), Adrian Cygan (Cello) und Andreas Gilger (Cembalo).

Das Cicerone Ensemble bilden Thomas Wormitt (Flöte), Adrian Cygan (Cello) und Andreas Gilger (Cembalo).

Foto: Philharmoniker

Das ursprünglich italienische Wort "Cicerone" bezeichnet einen Fremdenführer, der Besuchern die Sehenswürdigkeiten einer Stadt zeigt. Das Cicerone-Ensemble, 2013 von Studenten am Campus Duisburg der Folkwang-Universität der Künste gegründet, hat sich diese Idee zu eigen gemacht. Thomas Wormitt (Traversflöte), geboren 1983 in Mönchengladbach, Adrian Cygan (Barock-Violoncello), geboren 1989 in Polen, und Andreas Gilger (Cembalo), geboren 1991 in Duisburg, reicht es nicht aus, Musik lediglich zu "spielen"; sie wollen sie so sinnlich vergegenwärtigen und so verständlich erklären, wie ein Fremdenführer ein altes Gebäude oder Gemälde präsentieren würde. 2015 erhielt das Ensemble den Förderpreis der Köhler-Osbahr-Stiftung und ein Stipendium des Deutschen Musikwettbewerbs, für die laufende Saison 2016/17 wurde es in die Bundesauswahl "Konzerte junger Künstler" aufgenommen.

Jetzt widmete sich das Cicerone-Ensemble im jüngsten, vierten Kammerkonzert in der - für so leise Töne bestens geeigneten - Philharmonie Mercatorhalle der französischen Musik unter König Ludwig XV., als die ästhetischen Normen nicht mehr ganz so streng waren wie unter seinem Vorgänger, dem 1715 gestorbenen "Sonnenkönig" Ludwig XIV. Die zuvor klare Trennung von "französischer" Suite und "italienischer" Sonate wurde damals allmählich aufgeweicht, indem auch in die Suite tanzfreie Sätze sowie in die Sonate Tanzsätze und Stücke mit charakterisierenden Überschriften aufgenommen wurden. Auf dem Programm des Abends standen die Sonate g-Moll op. 6 Nr. 15 für Violine (hier Flöte), Violoncello und Basso continuo von Michele Mascitti (1664-1760), die Sonate d-Moll "La Vibray" op. 2 Nr. 2 für Flöte und Continuo von Michel Blavet (1700-1768), einem der führenden französischen Flötisten seiner Zeit, die besonders virtuose Sonate Nr. 4 B-Dur für Cello und Continuo sowie die Sonate Nr. 2 d-Moll für Flöte, Cello und Continuo von Jean-Baptiste Barrière (12707-1747), die besonders feinsinnige Suite e-Moll op. 1 Nr. 5 für Flöte und Continuo von Pierre Danican Philidor (1681-1731) und die Suite G-Dur op. 2 Nr. 1 für Flöte und Continuo von dem besonders wenig bekannten Louis-Antoine Dornel (1680-1765). Das Cicerone-Ensemble spielte all das mit unaufdringlicher Souveränität und gelassener Stilsicherheit, auch dort wo die spieltechnischen Anforderungen besonders hoch waren. Nicht zuletzt erwiesen sich die drei jungen Musiker als wirklich vorzügliche Moderatoren, indem sie wesentliche Informationen über die historisierenden Instrumente und die historisch informierte Aufführungspraxis plastisch herüberbrachten. Zum Beispiel war das Cembalo hier nicht wie ein modernes Klavier gestimmt, sondern nach einer damaligen Stimmanweisung von Jean-Philippe Rameau.

Der Barock-Schwerpunkt der Duisburger Kammerkonzerte dieser Saison geht weiter im nächsten, fünften Kammerkonzert am Sonntag, 12. Februar, um 19 Uhr, in der Philharmonie Mercatorhalle. Der prominente Countertenor Valer Sabadus und das Ensemble nuovo aspetto präsentieren dann Arien mit konzertierenden Instrumenten des Wiener Hofkapellmeisters Antonio Caldara (1670-1736), flankiert durch Orchesterwerke des Caldara-Schülers Johann Georg Reutter, der als Hoforganist in Wien den jungen Joseph Haydn entdeckte und förderte.

Karten gibt es am einfachsten unter Telefon-Nummer 0203 283 62 100.

(hod)
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