Duisburg Beeindruckende Oper "Death in Venice"

Duisburg · Die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg übernahm ihre Produktion der Oper "Death in Venice" von Benjamin Britten (nach "Tod in Venedig" von Thomas Mann) in ihr Duisburger Haus. Auch die RP-Opernscouts waren sehr angetan.

 Das Ensemble überzeugte auf ganzer Linie.

Das Ensemble überzeugte auf ganzer Linie.

Foto: Hans Jörg Michel (DOR)

Schon drei Wochen nach der Düsseldorfer Premiere konnte die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg ihre Produktion der Oper "Death in Venice" von Benjamin Britten jetzt in ihr Duisburger Haus übernehmen. Die gehört unbedingt in einen Britten-Zyklus wie an der Rheinoper, neben "Peter Grimes" und "The Turn of the Screw" (in Düsseldorf gab es außerdem noch die Seemänneroper "Billy Budd"), denn das Werk von 1973 ist nicht nur Brittens letzte Oper, sondern auch sein Opus summum.

 Beate Kostka

Beate Kostka

Foto: probst

Nach der Novelle "Tod in Venedig" (1911) von Thomas Mann geht es darin um die zerstörerische Faszination des Schönen, gezeigt an der verfallenden Stadt Venedig, wo der alternde Schriftsteller Gustav von Aschenbach vom Anblick des polnischen Knaben Tadzio gebannt wird. In ihm meint Aschenbach eine Vollkommenheit zu erkennen, um die er als Schriftsteller bislang vergeblich gerungen hat.

 Christof Nellehsen

Christof Nellehsen

Foto: Probst, Andreas (apr)

Daran geht sein letzter Lebenswille schließlich zugrunde. Der Hauptfigur stellten Britten und seine erstklassige Librettistin Myfanwy Piper sechs geradezu mephistophelische Gegenspieler in einer Sänger-Gestalt gegenüber, die mal als Reisender, mal als ältlicher Geck, geheimnisvoller Gondoliere, Hotelmanager, Friseur oder Straßensänger erscheint, um sich schließlich als Stimme des Gottes Dionysos zu entlarven. Es geht also um den Gegensatz von apollinischer Askese und dionysischer Entgrenzung.

Immo Karaman hat das an der Rheinoper mit genial fließenden Übergängen inszeniert. Das Bühnenbild von Kaspar Zwimpfer bestätigt, dass wir Venedig in diesem Stück nur mit Aschenbachs Augen und Ohren wahrnehmen. Zahlreiche Sänger und Tänzer leisten Enormes, vor allem die beiden Protagonisten, die fast ständig auf der Bühne sind. Allen voran Raymond Very in der mörderischen Peter-Pears-Partie des Aschenbach - darstellerisch fast noch eindringlicher Peter Savidge als sein siebenfacher Gegenspieler. Erwähnt werden muss noch der bewährte Countertenor Yosemei Adjei als die Stimme des Gottes Apollo. Dass die Spannung über drei Stunden hielt, lag nicht zuletzt am Chor der Rheinoper, den Düsseldorfer Symphonikern und dem Dirigenten Lukas Beikircher.

Auch unsere RP-Opernscouts waren von dem Abend beeindruckt. Als kulturinteressierte Opern-Laien haben sie inzwischen "Blut geleckt" und sich für das Genre begeistert. Die hiesige Inszenierung von "Death in Venice" erinnerte sie weniger an die Verfilmung "Tod in Venedig" von Luchino Visconti (1971), sondern an den Film "Wenn die Gondeln Trauer tragen" nach Daphne du Maurier.

So gefiel dem Architekten Christof Nellehsen Brittens farbige und treffsichere Instrumentierung, seine Verwendung venezianischer Gondolieri-Rufe und im Bühnenbild das Kabuff, in dem der einsame Aschenbach hockt, und das von der Schiffskabine über das Hotelzimmer die verschiedensten Funktionen haben kann. Beate Kostka, Pressesprecherin der Universität Duisburg-Essen, lobte die vertiefende Wirkung der Fernchöre, und dass man Mitleid mit der Hauptfigur bekommt. Leider wird es vorerst keine weiteren Aufführungen dieser Produktion geben.

(hod)
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