Duisburg Begehrlichkeiten enge Grenzen setzen

Duisburg · Dass im neuen Flächennutzungsplan bis zu 240 Hektar neue Industrie- und Gewerbeflächen ausgewiesen werden könnten, sieht das Duisburger Umweltforum kritisch.

 Logport II in Wanheim aus der Luft gesehen. "Logistik frisst Fläche und produziert Verkehr", monieren Mitglieder des Umweltforums und fordern mehr Grün für Duisburg.

Logport II in Wanheim aus der Luft gesehen. "Logistik frisst Fläche und produziert Verkehr", monieren Mitglieder des Umweltforums und fordern mehr Grün für Duisburg.

Foto: Hans Blossey

Rund 240 Hektar neue Gewerbe- und Industrieflächen könnte die Stadt im neuen Flächennutzungsplan (FNP) ausweisen. So sehen es die sogenannten "teilräumlichen Strategiekonzepte" der Stadtplaner vor - der Vorentwurf ist das Ergebnis einer umfangreichen Beteiligung von Bürgern, Vereinen, Verbänden und Unternehmen. An der Diskussion hat sich auch das Duisburger Umweltforum beteiligt. Seine Vertreter warnen nun davor, den Interessen der Unternehmer zu stark nachzugeben. "Den Begehrlichkeiten, neue Naturflächen zur Verfügung zu stellen, sollten wir enge Grenzen setzen", formuliert Norbert Bömer eine zentrale Forderung des Umweltforums an Stadtplaner und Kommunalpolitik.

Verbände wie die IHK trügen zwar die Forderung nach Erschließung weiterer Areale "wie ein Mantra" vor, die Hafen AG und Logistik-Unternehmen übten Druck auf die Stadt aus, registriert Manfred Schweres. "Aber Boden ist das knappste Gut, über das wir verfügen. Kein Unternehmen sagt, wie wir das Problem der begrenzten Flächen lösen sollen", kritisiert der emeritierte Hochschullehrer.

Die Industrie sei nicht bereit, mehr Verantwortung zu übernehmen bei der Sanierung von Brachen. "Die Kosten für die Sanierung der Zinkhütte in Wanheim musste letztlich die öffentliche Hand übernehmen", nennt Gisela Komp ein prominentes Beispiel.

Die Altflächen in der Stadt müssen schneller verfügbar gemacht werden, fordert das Forum, die Unternehmen müssten sich dabei - etwa in einem kommunalen Grundstücksfonds - wesentlich stärker als bisher engagieren. "Als dieses Thema erörtert wurde, kam aus der Wirtschaft kein Signal", erinnert Manfred Schweres.

"Fördern und fordern" - was Arbeitnehmern abverlangt werde, müsse auch für Firmen gelten, wünscht sich Norbert Bömer. Bei den Folgen des Ausbaus der Stadt zur Logistikdrehscheibe gelte es, die Unternehmen auch bei der Ertüchtigung der Infrastruktur zu beteiligen. "Logistik frisst Fläche und produziert Verkehr. Das ist ein Interessenkonflikt, den wir offenlegen und diskutieren müssen."

Auch einen sparsamen Umgang mit verfügbaren Arealen vermisst das Umweltforum. Das Rheinhauser Krupp-Areal ist für Norbert Bömer ein Beispiel: "Da ist viel Fläche verplempert worden für Parkraum." Ähnliches drohe am alten Güterbahnhof durch die Ansiedlung des Möbelriesen Höffner. "Geht es nicht eine Nummer kleiner?", fragt Gisela Komp.

An das Duisburg-Gutachten von Norman Foster erinnert Manfred Schweres. Der britische Architekt habe auf die Bedeutung des Grüns für die Lebensqualität deutlich hingewiesen: "Qualität scheint man in Duisburg aber offenbar weiterhin am Umfang betonierter Fläche zu messen."

(RP)
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