Duisburg Beim Fußpilz blieb kein Auge trocken

Duisburg · Das Bonner "Springmaus"-Theater, dessen Markenzeichen seit vielen Jahren "Comedy auf Zuruf" ist, war am Samstagabend mit seinem aktuellen Programm "Jukebox" Gast im Steinhof.

 Die Springmäuse hatten das Steinhof-Publikum im Griff.

Die Springmäuse hatten das Steinhof-Publikum im Griff.

Foto: andreas probst

Am Samstagabend wurde im Huckinger Steinhof nach Kräften improvisiert. Grund war der Auftritt des Bonner "Springmaus"-Theaters, dessen Markenzeichen seit vielen Jahren "Comedy auf Zuruf" ist.

Die Improvisations-Theatergruppe ist in Bonn zuhause, mit einem Tour-Ensemble ist man zudem deutschlandweit unterwegs. Gegründet wurde die Gruppe 1983 von Bill Mockridge, der später auch in der TV-Kultserie "Lindenstraße" mitwirkte. Zu den prominenten Ex-Mitwirkenden zählen unter anderem die mittlerweile populären Kabarettisten und Comedians Anka Zink, Bernhard Hoëcker, Ralf Schmitz und der verstorbene Dirk Bach.

Die Springmäuse waren nicht zum ersten Mal im Steinhof, diesmal stellten sie sich mit ihrem aktuellen Programm "Jukebox" vor.

Dass bei ihrem Auftritt die Musik im Vordergrund stand, wurde beim fulminanten Start direkt deutlich, als die "Tour-Mäuse" Vera Passy, Norbert Frieling, Marvin Meinhold und Gilly Alfeo zu dem dröhnenden Sound des Rock-Klassikers "I Love Rock 'n' Roll" die Bühne enterten.

Damit hatten sie ihr Publikum direkt "gepackt" und in die passende Stimmung versetzt. Danach war es kein Problem, den Saal zum Mitmachen zu animieren. Es galt nämlich, die Jukebox auf der Bühne zu füllen. Das geschah durch Zuruf. Gilly Alfeo forderte dazu auf, Begriffe zu liefern, die vom Springmaus-Team spontan bearbeitet wurden: "Wir suchen Themen, die Duisburg bewegen." Zeitgleich wurde das Publikum aufgefordert, Musik-Genres zu benennen. Das Ganze kombinierten die Protagonisten auf der Bühne mit Hilfe eines "Zufallsgenerators" und kreierten auf diese Weise komplett neue Mini-Songs. So interpretierte Vera Passy ein St. Martins - Lied in Form eines Shantys, beim improvisierten Rock-Song zum Thema Sex war der Saal natürlich auch sofort dabei. Beim großen im "Bollywood"- Stil inszenierten Finale zum offensichtlich hochinteressanten Thema "Fußpilz" blieb dann kein Auge mehr trocken.

Stark sind die Springmäuse immer dann, wenn aus den Zurufen kleine Sketche entstehen. Die Aufforderung, das Wort "Jamaika" zu verwenden, schien Norbert Frieling gerade recht zu kommen. Nach kurzem Überlegen fasste er die gerade aktuellen Schwierigkeiten der beteiligten Parteien, eine gemeinsame Linie zu finden, so zusammen: "Ich hab die nicht gewählt, ich hab nur zwei Kreuze gemacht." Auch das Thema "Blindflug" brachte die Theatertruppe nicht in Schwierigkeiten. Die vier Akteure schafften es in kürzester Zeit, aus der Steinhof-Bühne einen Airbus zu zaubern und ihre Version des letzten "Air-Berlin"-Fluges zu präsentieren.

"Wir holen den Broadway nach Duisburg", verkündete Gilly Alfeo nach der Pause. Auch hier war das Publikum gefragt. Das Thema des improvisierten Musicals sollte es selbst bestimmen. Der Zwischenruf "Apotheke" wurde gerne aufgenommen, als weiterer Begriff wurde "Nobelpreis" buchstäblich "in den Raum geworfen". Daraus entstand - wirklich ganz spontan? - im Handumdrehen ein Stück über einen nicht besonders erfolgreich forschenden Apotheker und seinem dominanten Vater. Dazu mischte auch das Apothekenpersonal - großartig Marvin Meinhold als Proband - kräftig mit. Dass es trotz des dramatischen Verwicklungen zum "Happy End" kam, darf natürlich nicht verwundern.

Auch wenn das Stück, das immerhin den gesamten zweiten Teil des Springmaus-Auftritts einnahm, nicht frei von Längen war, begeisterten die "Musical-Stars" mit starken Songs wie "Jedem seine Pille, jeder wird gesund" und "Das Präparat" (ein Superduett von Vera Passy und Norbert Frieling).

(RP)
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