Duisburg Benno Lensdorf und "sein" Stadtteil

Der ehemalige CDU-Ratherr und Ex-Bürgermeister ist im Hafenstadtteil aufgewachsen, hat dort das pulsierende Leben in den Zeiten des Wirtschaftsaufschwungs miterlebt, aber auch den Niedergang nach der ersten Strukturkrise zu Beginn der 1960er Jahre.

Geboren wurde der heute 72-Jährige in Essen. Im Alter von fünf Jahren zog er mit seinen Eltern nach Duisburg. Sein Vater eröffnete 1950 in Ruhrort ein Geschäft für Schiffsbedarf; seit dem Umzug der Familie nach Ruhrort ist der Stadtteil an Rhein und Ruhr zur Heimat des langjährigen Duisburger Politikers geworden. Lensdorf, der sich im vorigen Jahr aus der Kommunalpolitik zurückgezogen hat, führt nach wie vor das Familienunternehmen an der Kasteelstraße, das sich mittlerweile auf Produkte für den Industriebedarf spezialisiert hat.

Politisch engagiert sich der leidenschaftliche Segler allerdings noch als Vorsitzender der Duisburger CDU-Mittelstandsvereinigung und auch im Bundesvorstand der "Mittelständler". Der Unternehmer erinnert sich nicht ohne Wehmut an das bunte Treiben rund um den Ruhrorter Hafen, das er aus erster Hand miterleben durfte. Sein Vater nahm ihn oft mit zu den Schiffen, die er mit seinem Schifffahrts-Zubehör belieferte. "Das war schon ein ganz besonderes Völkchen", so Lensdorf: "Wir hatten mit holländischen, belgischen und französischen Binnenschiffern zu tun, hier ging es immer international zu." Damals lagen noch stolze Binnenschiffe - "reine Schmuckstücke" - im Hafen, auch an die Zeiten der Schleppdampfer- und Kähne denkt er immer noch gerne zurück: "Ich habe den Geruch der Dampfschiffe und des Wassers heute noch in der Nase."

Zum bunten Treiben gehörte damals auch das Nachtleben; Ruhrort mit seinem Hafen hatte auch sein stark frequentiertes "kleines St. Pauli", und das lag ausgerechnet "in unmittelbarer Nähe des Geschäfts". "Aufgeklärt werden musste ich wirklich nicht mehr", sagt Lensdorf. Dazu trugen wohl auch die Hinterlassenschaften des nächtlichen Treibens bei, die jeden Morgen rund um das Ladenlokal beseitigt werden mussten.

An die Weihnachtszeit im Hafen hat er besonders schöne Erinnerungen. Die Kirchenschiffe waren an Heiligabend im Hafen unterwegs, brachten den Schifferfamilien kleine Geschenke und sorgten im Hafen für eine ganz besondere festliche Stimmung: "Wenn ich die Weihnachtsmusik von den Kirchenbooten hörte, war auch für mich endgültig Weihnachten." Als die Partikuliers-Schifffahrt immer mehr verschwand, ging es auch mit Ruhrort bergab. Das war für Benno Lensdorf Grund, in die Politik zu gehen: "Ich wollte mithelfen, Ruhrort wieder neu aufzustellen".

Bis heute hat sein Engagement für Ruhrort nicht nachgelassen. Mit der Gründung des Fördervereins "für ein maritimes Ruhrort" war der Grundstein gelegt, Ruhrort wieder attraktiver zu machen. Mit seinen Mitstreitern setzte er sich für die Einrichtung eines Binnenschifffahrtsmuseums ein, die Oscar Huber wurde zum Museumsschiff, die Restaurierung des Flaggenmastes auf der Mühlenweide ("Ein Willkommensgruß an die Schifffahrt") wurde ebenso mit Spendengelder finanziert wie die Instandsetzung des historischen Dampfdrehkrans, der in Höhe der Schifferbörse zu besichtigen ist.

Der leidenschaftliche Ruhrorter lässt auch die Firma Haniel nicht unerwähnt, die sich für die Verbesserung des Ortsbildes große Verdienste erworben habe. Lensdorf hat seine Wurzeln in Ruhrort, sieht sich aber auch klar als Europäer und schätzt die durch den Hafen deutlich werdende "Weltoffenheit", die nicht nur ihn, sondern auch die ganze Stadt präge. Und wenn er abends das Dackelpärchen Luna und Leon am Leinpfad ausführt, beobachtet er nach wie vor fasziniert die Schiffe und genießt still für sich die immer noch besondere Hafen-Atmosphäre.

(pol)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort