Duisburg Betreiber: Deponie schont Umwelt

Duisburg · Auf der Halde Lohmannsheide soll neuer Müll abgelagert werden. Nach Anliegerprotesten äußert sich jetzt der Betreiber DAH1. Alte Giftablagerungen würden durch die neue Deponie weniger ausgespült.

 Der geplante Anfahrtsweg für die Lkw zur neuen Deponie läuft über die Gutenbergstraße.

Der geplante Anfahrtsweg für die Lkw zur neuen Deponie läuft über die Gutenbergstraße.

Foto: DAH1

Vor der geplanten Wiedereröffnung der Halde Lohmannsheide in Baerl im Jahr 2019 wächst bei den Anwohnern auch in Moers die Sorge vor einer weiteren Vergiftung des Grundwassers. Der Haldenbetreiber DAH1, ein Zusammenschluss aus Ruhrkohle und Kommunalverband Ruhr, will bekanntermaßen die seit den 90er Jahren nicht mehr genutzte Anlage wieder als Deponie für Bauschutt und Aschereste verwenden. Anwohner und Politik befürchten, dass durch neue Müllmengen mit einem Gesamtgewicht von 5,5 Millionen Tonnen neuer Druck auf die dort bereits gelagerten Müllberge entsteht und vermehrt Giftstoffe fre igesetzt werden. Im Moerser Umweltausschuss am 15. März steht das Thema auf der Tagesordnung - die Grünen haben einen Fragenkatalog an die Stadt Moers gesendet.

Welche Sicherungsmaßnahmen sieht der Betreiber vor? Auf Anfrage erklärte das Unternehmen DAH1, Vorkehrungen treffen zu wollen. Unternehmenssprecher Michael Block sagt: "Das neue Deponie-Bauwerk wird auf die Halde aufgesetzt und hier durch diverse Dichtungs- und Sicherungsmaßnahmen vom darunterliegenden Haldenkörper getrennt sein." Das sei neben einer Drainage auch eine "sehr dicke" Folie. Dadurch, dass weniger Niederschlagswasser in die alten Müllschichten eindringt, würde folglich weniger Wasser durch die alten Ablagerungen gelangen. Die DAH1 geht deshalb davon aus, dass die Umweltbelastung durch die neue Auflagerung reduziert werden kann.

Dass von der Halde derzeit ein Umweltrisiko ausgeht, ist unbestritten: Analysen des benachbarten Waldsees zwischen Repelen und Baerl haben gezeigt, dass unter der Halde Lohmannsheide und der benachbarten Halde Rheinpreußen Giftstoffe ins Grundwasser laufen. Klaus Radny, CDU-Mann in Homberg und seit Jahren mit der Geschichte der Anlage betraut, sagt: "Wir haben Zeugen, das dort in den vergangenen Jahrzehnten Kleinbetriebe und Großindustrie Giftstoffe abgelagert haben." Im Zweiten Weltkrieg hätten die Nazis vor Ort aus Kohle Sprit gewonnen. Die Engländer hätten das Werk bombardiert. "Die giftigen Schuttberge sind dann unter anderem auf der Halde verfüllt worden." Radny warnt deshalb davor, eine neue Halde auf der alten zu errichten. Er glaubt nicht an die Theorie des Betreibers, dass eine neue Mülldeponie als Schutz dient. "Wenn eine Halde auf den jetzigen Müllberg draufgesetzt wird, drücken 5,5 Millionen Tonnen auf jetzt schon dort lagernde giftige Stoffe." Einen Sarkopharg wie in Tschernobyl müsse man um die jetzt schon dort lagernden Stoffe bauen, sagt Radny. "Oder man muss die Altablagerungen wegfahren und dann die neue Halde aufschütten. Aber es gibt in NRW keine Deponie, die das aufnimmt."

 Luftbild vom jetzigen Haldengelände zwischen Moers und Baerl.

Luftbild vom jetzigen Haldengelände zwischen Moers und Baerl.

Foto: DAH1

Die Geschichte der Halde Lohmannsheide beginnt in den 20er Jahren. Damals ist dort Kies ausgebaggert worden. "Die Auskiesungsfläche wurde zum typischen Baggersee/Kiesgrube, die anschließend verfüllt wurde", erklärt RAG-Sprecher Frank Schwarz. Erste Verfüllungen seien ab 1953 gestartet worden. 1982 sei die gesamte Auskiesungsfläche dann verfüllt gewesen. Auf Anfrage unserer Redaktion hat die RAG Montan Immobilien GmbH aufgelistet, welche Stoffe dort in der Vergangenheit zur Ablagerung zugelassen waren: RAG-Sprecher Schwarz teilte mit, dass nach Angaben der Stadt Duisburg im Zeitraum 1953 bis 1976 Hochofenschlacke, Bodenaushub, Bauschutt, Schamottbruch, Schienenschotter und Waschberge verfüllt worden seien. Im Zeitraum 1978 bis 1982 dann Erd- und Bodenaushub, Mauer- und Betonreste sowie unschädliche Abfallstoffe der Eisen- und Stahlindustrie. Ob tatsächlich nur diese Stoffe abgelagert wurden, ist allerdings unklar. "Die Zulassungsbehörde für diese Nutzung war die Bezirksregierung Düsseldorf", erklärt Schwarz. "Der letzte Inhaber der Zulassung für diese Verfüllung war die Industrieentsorgung Kurt Poen GmbH." Ab 1981 wurde die Anlage als Bergehalde genutzt, ab 1982 wurde dann Gruben-, Wasch- und Flotationsberge der Schachtanlage Rheinpreussen 5/9 begonnen. Ebenso wurden die Randwälle mit einer Höhe von rd. 14 Meter hergestellt, so dass ein großer Kessel entstanden ist. Ab 1985 gehörte die Fläche zur RAG. Mit Schließung des Bergwerks Rheinpreussen 5/9 wurde der Schüttbetrieb eingestellt.

(RP)
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