Duisburg Bistum: 173 Hinweise auf Missbrauch

Duisburg · Es gab auch Hinweise aus Duisburg. Viele Täter sind bereits verstorben. An die Missbrauchsopfer wurden 300 000 Euro gezahlt. Bischof Overbeck ernannte zudem eine evangelische Missbrauchsbeauftragte als "neutrale Instanz".

 Andrea Redeker

Andrea Redeker

Foto: nicole cronauge (Bistum essen)

Seit Bekanntwerden des Missbrauchsskandals in der katholischen Kirche vor fünf Jahren lagen dem Bistum Essen insgesamt 173 Hinweise auf "sexualisierter Gewalt" vor. Diese Zahl teilte das Bistum Essen, zu dem auch die meisten katholischen Gemeinden in Duisburg gehören, mit. Der Bistumssprecher erläuterte zudem die Angaben: Grundlage dafür seien sowohl Hinweise von Opfern als auch eigene Recherchen gewesen. Zudem seien sämtliche Personalakten lebender Priester durch eine externe Anwaltskanzlei geprüft worden. Die Vorwürfe reichen bis zum Beginn der 1950er Jahre zurück, viele der Beschuldigten sind bereits verstorben, einige konnten namentlich nicht ermittelt werden.

Diese Hinweise betreffen Priester, Diakone, Ordensangehörige sowie haupt- und ehrenamtlich tätige Mitarbeiter. Von den 56 beschuldigten Priestern seien, so heißt es weiter vonseiten des Bistums, 41 verstorben. Unter den 28 beschuldigten Ordensangehörigen seien zwölf Ordenspriester (davon acht verstorben) und 16 Ordensschwestern (davon elf verstorben). Zwölf Priester wurden strafrechtlich verfolgt - sieben von ihnen auch verurteilt. Acht Priester wurden auch kirchenrechtlich verurteilt, sieben Verfahren sind noch nicht abgeschlossen. Betroffen seien auch kirchliche Mitarbeiter aus Duisburg. Allerdings teilt das Bistum keine Namen mit, was in Deutschland auch bei anderen Strafverfahren in der Regel nicht üblich ist. "Von insgesamt 75 Anträgen auf Anerkennung des Leids wurden 72 bewilligt", heißt es in der Erklärung. Auf drei Opfer sei das Bistum von sich aus zugegangen, einen Antrag zu stellen. Die Gesamtsumme der Zahlungen an die Opfer belaufe sich im Ruhrbistum auf rund 300 000 Euro. Dieses Geld stamme nicht aus Kirchensteuermitteln, versichert das Bistum.

Mit der Aufarbeitung der Missbrauchsfälle im Bistum Essen ging auch der Aufbau der Präventionsarbeit einher. Neben der Einrichtung einer eigenen Präventionsstelle unter der hauptamtlichen Leitung von Dr. Andrea Redeker seien umfangreiche Fort- und Weiterbildungen - zum Teil verpflichtend - angeboten worden. Mehr als 2000 Priester sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter nahmen bislang an den Schulungsmaßnahmen teil. Außerdem seien alle haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden, die Kontakt zu Kindern und Jugendlichen haben, zur Vorlage eines erweiterten polizeilichen Führungszeugnisses verpflichtet. Alle Mitarbeiter sind zudem verpflichtet, jeden Verdachtsfall umgehend zu melden. Bei tatsächlichen Anhaltspunkten für eine Straftat erfolge eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Die Verfahrensordnung zum Umgang mit Hinweisen auf sexuellen Missbrauch Minderjähriger sowie schutz- oder hilfebedürftiger Erwachsener durch Kleriker, Ordensmitglieder, Mitarbeitende und Ehrenamtliche im pastoralen oder kirchlichen Dienst des Bistums Essen sowie die Präventionsordnung sind im Internet unter der Adresse www.praevention.bistum-essen.de zu finden.

Neben der hauptamtlichen Bistumsmitarbeiterin Dr. Andrea Redeker ist als "neutrale Instanz" Angelika von Schenk-Wilms als neue ehrenamtliche Beauftragte für die Prüfung von Vorwürfen sexualisierter Gewalt im Bistum Essen von Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck ernannt worden.

Für Angelika von Schenk-Wilms, die der Evangelischen Kirche angehört, ist die neue Aufgabe "herausfordernd und zugleich notwendig". Deshalb habe die 65-jährige ehemalige stellvertretende Schulleiterin zugesagt, als ihr das Amt angetragen wurde.

Beeindruckt sei sie vor allen Dingen von der sehr guten Präventionsarbeit, die im Bistum Essen geleistet werde, und von der hohen Zahl der bereits erfolgten Schulungen von haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern.

(pk)
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