Großeinsatz in Duisburg-Rheinhausen Verletzte bei Brand in vermüllter Schrottimmobilie

Duisburg · In Duisburg sind am Dienstagvormittag bei einem Feuer in einer sogenannten Schrottimmobilie mehrere Menschen verletzt worden. Darunter sind auch Kinder und Säuglinge. Mehr als 100 Personen sollen in dem vermüllten und verdreckten Haus wohnen.

Um 10.13 Uhr wurde die Feuerwehr alarmiert, die daraufhin mit rund 100 Einsatzkräften ausgerückt ist. Die Bilanz des Einsatzes an der Annastraße in Hochemmerich: Sieben Verletzte, die ins Krankenhaus gebracht wurden und etwa 30 weitere Menschen, die noch an Ort und Stelle von drei Ärzten untersucht wurden. Die Stadt hat bereits viele dieser Häuser, die zumeist von Rumänen bewohnt sind, für unbewohnbar erklärt, um solche Vorfälle zu verhindern. Denn wie in jeder der bisher geräumten Immobilien gab es auch dieses Mal erhebliche brandschutztechnische Mängel, wie Rechtsdezernentin Daniela Lesmeister mitteilte. Die genaue Brandursache ist noch nicht klar.

Rauch quoll aus allen Fenstern

Großbrand in Duisburg-Rheinhausen
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Foto: Christoph Reichwein

Schon kurze Zeit nach der Alarmierung war die Annastraße von allen Seiten durch Polizei und Feuerwehr abgesperrt. Schaulustige versuchten einen Blick zu erhaschen, aber es gab kein Durchkommen. Auch etliche Krankenwagen hatten sich versammelt, um die Bewohner des Mehrfamilienhauses zu versorgen.

Männer der Berufsfeuerwehr, der Freiwilligen Feuerwehr und Hilfsorganisationen stemmten den Einsatz gemeinsam. Bei Eintreffen der ersten Kräfte wurde festgestellt, dass das Feuer im ersten Obergeschoss des viergeschossigen Mehrfamilienhauses ausgebrochen war. Ein großes Problem stellte laut Einsatzleiter Oliver Tittmann die enorme Rauchentwicklung dar. "Als wir eintrafen, war bereits das gesamte Treppenhaus verraucht. Der Rauch quoll schon aus allen Fenstern, auch aus denen im Dachgeschoss." Dort hatten sich die sieben verletzten Personen bemerkbar gemacht, die die Feuerwehr mithilfe einer Drehleiter in Sicherheit brachte.

Umgehend wurde die Brandbekämpfung eingeleitet sowie die Rettung der Menschen. Rund 40 Personen befanden sich im Haus, sieben von ihnen wurden durch die Feuerwehr gerettet, darunter vier Kinder und zwei Säuglinge. Alle übrigen Bewohner konnten das Gebäude eigenständig verlassen. Alle Personen wurden in einem nahegelegenen Sanitätshaus versammelt, registriert und untersucht.

Haus war "hochgradig vermüllt"

In dem Haus waren 53 Menschen gemeldet. Es zählt zu den 85 Immobilien, die die Stadt auf ihrer Liste der "Problemhäuser" hat. Die Immobilie wurde im Rahmen eines umgehenden Taskforce-Einsatzes wegen Gefahr im Verzug für unbewohnbar erklärt. Das Gebäude habe neben fehlenden Rauchabzügen auch extremste hygienische Mängel aufgewiesen, sagte Lesmeister. Sie sprach von Kakerlaken und "erheblichen Bergen von verschmutzten Windeln, die auf dem Boden lagen". Das Haus sei hochgradig vermüllt und verdreckt gewesen.

Dem Eigentümer wurde die Ordnungsverfügung vor Ort übergeben. Er wurde aufgefordert, die betroffenen Menschen unterzubringen. Im Notfall wird eine weitere Unterbringung durch das Amt für Soziales und Wohnen vorbereitet. Lesmeister sagte auch, dass man sich um die Kinder kümmern werde, die sich derzeit noch im Krankenhaus befinden. Abschließend sagte sie: "Es ist genau das eingetreten, wovor wir immer gewarnt haben und warum wir so rigoros vorgehen. Brandschutz ist keine Meinung, Brandschutz ist Fakt." In diesem Fall sei glücklicherweise alles gut gegangen, aber es sei auch ein Beweis dafür, dass der Weg der Stadt richtig sei.

Auch Oberbürgermeister Sören Link äußerte sich betroffen: "Hier zeigt sich, dass Brandschutz und die Einhaltung dieser Vorschriften eben keine Behördenwillkür sind, sondern im Ernstfall über Leben und Tod entscheiden können. Wir werden unseren Weg des Kampfes gegen Schrottimmobilien und deren Vermieter weitergehen. Den Verletzen gilt mein Wunsch für baldige Genesung."

Aufenthaltsrecht wird geprüft

Die Stadt werde zur Vermeidung von Obdachlosigkeit Wohnraum zeitlich begrenzt zur Verfügung stellen und die Menschen für ein paar Tage mit dem versorgen, was es braucht, um ein menschenwürdiges Leben führen zu können, "gleichzeitig werden wir aber überprüfen, ob die Voraussetzungen für die EU-Freizügigkeit, und somit ein Aufenthaltsrecht in Deutschland, vorliegen, wenn die Betroffenen nicht selbst für Unterkunft sorgen können", sagte der Oberbürgermeister.

(siev/see)
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