Rp-Serie Ateliebesuche Britta Lauer: Der Blick und das Licht

Duisburg · Eine starke Fotografin fotografiert starke Frauen und mehr.

 Britta Lauer in ihrem Atelier.

Britta Lauer in ihrem Atelier.

Foto: christoph reichwein

Zwei Ausstellungen, die beide am 25. Februar enden, gibt es aktuell von der Duisburger Fotografin Britta Lauer zu sehen. Die eine ist im Bürgermeisterhaus von Essen-Werden und enthält zum Teil großformatige Fotografien von faszinierenden Naturräumen der Arktis und Antarktis, die andere ist Teil einer Gemeinschaftsausstellung bei "EarPort" im Duisburger Innenhafen unter dem Titel "Natur und Transformation". Diese endet mit dem Tag, an dem die Matinée "Lichtblau", einer Veranstaltung mit Musik und Poesie des 20. und 21. Jahrhunderts, dort stattfindet.

Britta Lauer wurde 1945 in Aussig (dem heute in Tschechien gelegenen Ústí nad Labem) an der Elbe geboren. Noch im selben Jahr floh die Familie nach Leipzig, da ihre Mutter eine gebürtige Sudetendeutsche war. Der ursprünglich aus dem Rheinland stammende Vater fand in Leipzig erfreulich schnell Arbeit und verschaffte sich binnen kurzer Zeit den Ruf eines exzellenten Fotografen. Da der damals führende Fotoproduktehersteller Agfa auch in Duisburg vertreten war, nutzte die fünfköpfige Familie (Lauer hat noch einen Bruder und eine Schwester) die Chance, 1958 in den Westen zu gehen.

Seitdem ist Duisburg Lauers Heimat. Nach ihrem Studium am Fachbereich Gestaltung der Universität-Gesamthochschule Essen, der heutigen Folkwang Universität der Künste, bei den Professoren Erich vom Endt und Inge Osswald in den Jahren 1982 bis 1986, zog es sie als examinierte Fotografin in die Welt. Zuvor noch hatte sie bereits mehrere Einzelausstellungen in Bochum (1984), Essen (1985) und Duisburg (1985) sowie Gruppenausstellungen als Mitglied des Duisburger Künstlerbundes in Bonn (1983), Essen (1984), Duisburg (1985) und Soest (1986).

Während dieser Zeit entstand eine Vielzahl an fotografischen Künstlerporträts, darunter von Joseph Beuys, Richard Serra, Richard Long und Günther Uecker. Britta Lauer: "Diese fotografische Auseinandersetzung ist Spiegelbild und Darstellung einer Dialogsituation. Meine Fotografien entfalten sich im Spannungsfeld der Selbstdarstellung des Künstlers, der Vorstellung, die ich von Ihm entwickle und meinem Erleben der Begegnung."

1989 erhielt sie den Kunstpreis von Siemens Nixdorf. Ab Anfang der 1990er Jahre war sie dann zu einem mehrmaligen Künstleraustausch des Landes Nordrhein-Westfalen in der damaligen Sowjetunion. In der Zeit zwischen 1994 und 1999 begleitete sie als Fotografin drei Expeditionen des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung auf dem deutschen Forschungsschiff Polarstern in die Arktis und Antarktis. Lauer: "Die dort entstandenen Bilder sind eine Zeit- und Spurensicherung. Sie lassen die kontemplative Stille und Weite von Arktis und Antarktis spürbar und erlebbar werden. Sie machen aber auch aufmerksam auf die Empfindsamkeit und Zerbrechlichkeit dieser Polargebiete und auf die ständig größer werdenden ökologischen Probleme durch unsere Zivilisation - ein Thema, das uns derzeit wie nie zuvor beschäftigt."

Eine völlig andere Landschaft, die es ihr aber ebenso angetan hatte, war die Sahara. Hatte sie die Eislandschaften noch in Farbe festgehalten, fotografierte sie die afrikanische Wüstenlandschaft 2003 in Schwarz-Weiß. "In welcher Farbgebung ich meine Motive fotografiere, entscheide ich vorher. Eine SW-Aufnahme schafft nach meinem Dafürhalten mehr Prägnanz und Kontraste als ein Farbbild. Das Entscheidende in der Fotografie sind aber der Blick auf die Dinge und die bestehenden Lichtverhältnisse", sagt Lauer und lässt ein wenig von ihrer großen Kernkompetenz in ihrer Profession aufblitzen.

Ein sehr zeitintensives, weil arbeitsreiches Projekt sei die dreiteilige Serie "Starke Frauen aus dem Senegal" gewesen. Ausgangspunkt dafür war ein zweimonatiger Studienaufenthalt an der renommierten "Cité internationale des arts" in Paris 2006. Dort knüpfte sie Kontakt zu einer Gruppe senegalesischer Frauen und fotografierte diese erstmalig mit digitaler Technik in Form von Einzelporträts. Lauer: "Die anfängliche Neugier an den attraktiven, mit einer Aura großen Stolzes umgebenen jungen Frauen, wandelte sich nach näherer Bekanntschaft in großes Interesse an ihrem wahren Leben in der multikulturellen Metropole Paris. Hinter der Fassade scheinbar moderner Frauen, nach neuester Mode gekleidet, steht ein angepasstes Leben mit weißen Männern, eingebunden in ein typisch französisches Familienleben."

In einem zweiten Schritt hatte sie dann vor Ort die Sicht auf die Lebensweise der Senegalesinnen in deren Heimat aus völlig anderer Perspektive vertiefen können. In der Hauptstadt Dakar und deren Umgebung wurde ihr 2009 ein Blick auf das Leben dieser Frauen gewährt, was Lauer in beeindruckenden Bildern festgehalten hat.

Die dritte und letzte Serie entstand 2013 im Ruhrgebiet und zeigt afrikanische Frauen, die nach neuen Perspektiven suchen, verbunden mit der Hoffnung, hier eine bessere Zukunft zu finden. "Selbstreflexion, Rückbesinnung und Zweifel, gepaart mit viel Energie und Zuversicht, zeichnen diese starken Frauen aus", so Lauer.

(RP)
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