Duisburg Bus und Bahn: Schwarze Sheriffs sorgen für Ordnung

Duisburg · Seit einer Woche sorgen "Schwarze Sheriffs" in den Fahrzeugen der DVG für Ordnung und Sicherheit. Von den Fahrgästen gibt es dafür überwiegend viel Beifall.

Bus und Bahn: auf Streife mit den "Schwarzen Sheriffs"
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Bus und Bahn: auf Streife mit den "Schwarzen Sheriffs"

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Mittags 11.30 Uhr an der Haltestelle der Straßenbahnlinie 901 am Pollmannkreuz in Marxloh. Ein Rüpel mit Bierflasche will gerade einsteigen, als ihn zwei Herren in Schwarz ansprechen. Biertrinken oder Bahnfahren, beides gleichzeitig ist nicht — machen sie dem Mann klar. Der wird richtig sauer und ausfallend. Doch die beiden Herren bleiben ruhig und konsequent.

Die Bahn fährt ohne ihn ab, und er läuft fluchend in Richtung der nächsten Haltestelle. "Den sehen wir gleich wieder", sind Branco und Bruno sicher, zwei der Sicherheitsleute, die seit einer Woche im Auftrag der DVG für Ordnung und Sicherheit in Bahnen und Bussen sorgen und deren wirkliche Namen wir auf ihre Bitte nicht veröffentlichen.

Auch wenn beide sportlich durchtrainiert sind — Bruno ist Kick-Boxer, Branco trainierte schon zu der Zeit als Polizist in seiner serbischen Heimat regelmäßig Selbstverteidung —, den zwei Sicherheitsleute sind die Risiken ihres Berufes völlig klar. Als Branco mit dem cholerischen Biertrinker spricht, stellt sich Bruno so in seine Nähe, dass er zur Not sofort eingreifen könnte. Ihre einzigen Waffen sind Worte, Argumente und im Notfall ein Griff, der den Gegner ruhig stellt.

Wie die beiden, so ist tatsächlich auch der Biertrinker (ohne Flasche) in die nächste Bahn eingestiegen, versucht es erst noch mal mit Fluchen und Beleidigen, gibt dann aber klein bei. Glück für ihn, noch ein paar von den Sprüchen und die zwei Sicherheitsleute hätten ihn vor die Tür gesetzt. Denn die DVG ist kein Beförderungsunternehmen für Besoffene, für Schläger und für Randalierer.

"Wir betrachten es als unsere Aufgabe, die Fahrgäste nicht nur zu transportieren, sondern ihnen auch ein Gefühl der Sicherheit zu geben", sagt Torsten Hiermann, Pressesprecher des Duisburger Verkehrs- und Versorgungskonzerns. Denn die Mehrheit der Fahrgäste will nicht von Biertrinkern belästigt werden, stört sich daran, wenn jemand seine Schuhe auf den Sitzplatz legt, ärgert sich, wenn der Nebenmann mit Pommes Rot-Weiß rumschmiert, empfindet es als Belästigung, die Musik aus dem MP3-Player eines anderen Fahrgastes mithören zu müssen und will nicht Zeuge einer Rauferei werden.

Einsicht ist die Regel

Branco und Bruno haben solche und ähnliche Situation bereits erlebt und entschärft. Einsicht bei den "Ertappten" sei die Regel, so ihre Erfahrung. Und (stummer) Beifall der Mitreisenden ist es auch. Karin Arndt zum Beispiel freut sich, als die beiden Sicherheitsleute in die Bahn einsteigen. "Hoffentlich sind die Männer jetzt immer da", sagt die Rentnerin. "Eure Gesichter werde ich mir merken", lacht sie in Richtung von Bruno und Branco. Als Vielfahrerin könne sie ein Buch darüber schreiben, wie sich Fahrgäste benehmen.

Und dann schimpft sie los: über Limonadenlachen auf Sitzflächen, über achtlos weggeworfenen Müll in der Bahn, über krakelende und schubsende Jugendliche, über Schmierereien an Fenstern und Wänden und über Mitreisende, die während der Fahrt einfach die Türen aufreißen. Branco und Bruno haben das am Vortag selbst erlebt, als sie auf der Linie der 903 in Walsum unterwegs waren. An der Haltestelle Watereck rissen ein paar junge Leute die den Bahnsteig abgekehrten Türen auf und wollten über die Gleise klettern. "Wir haben sie gerade noch aufhalten können, denn just zu diesem Zeitpunkt näherte sich die Gegenbahn", erzählt Bruno.

Die DVG hat mit ihrer "Null Toleranz" Kampagne bundesweit Aufsehen erregt. Dass gehandelt wird, statt langatmige sozial-gefärbte Rechtfertigungsdiskussionen zu führen, stößt nicht bei allen Betreibern von Bus- und Bahnlinien auf Beifall. Sie fürchten offenbar, dass eine solche Aktion als versteckter Hinweis auf besonders hohes Gewaltpotenzial missverstanden werden könnte. Die DVG sieht das anders. Sie will einen Beitrag leisten, damit es erst gar nicht zu schlagzeilenträchtigen brutalen Übergriffen kommt. Und sie will nicht bei ihren Fahrgästen Zivilcourage einklagen.

Wie angenehm die Anwesenheit von Sicherheitsleuten wie Branco und Bruno ist, zeigt sich bei der Fahrt mit einer Bahn ohne solche Begleiter. Für die ältere Frau mit Gehstock macht keiner freiwillig einen Sitzplatz frei, drei Damen sind sichtlich genervt, weil neben ihnen ein junger Mann lautstark ein Telefongespräch nach dem anderen führt. Und keiner ist da, der in dem rappelvollen Straßenbahnwagen dafür sorgt, dass diejenigen, die aussteigen wollen, bis zu den Türen kommen. Branco, Bruno und ihre Kollegen hätten da sicherlich eingegriffen, mit freundlichen, aber bestimmten Worten, und mit ihrer schwarzen Berufskleidung, die ihre Autorität mehr unterstreicht als der Dienstausweis.

Die positive Resonanz auf ihre Arbeit hat übrigens schon Konsequenzen nach sich gezogen: Die zunächst auf drei Monate befristete Aktion wird nun unbefristet fortgesetzt.

(RP)
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