Duisburg CDU Homberg verzockt 10 000 Euro

Duisburg · Die Insolvenz der Dresdner Infinus AG gehört zu den großen Finanzskandalen Deutschlands. 40 000 Anleger wurden um insgesamt fast eine Milliarde Euro gebracht. Auch die Homberger Christdemokraten versenkten viel Geld.

Der CDU-Ortsverband Homberg hat vor einigen Jahren 10 000 Euro bei dem Dresdner Finanzdienstleister Infinus angelegt und wahrscheinlich alles verloren. Wer die Nachrichten aufmerksam verfolgt, der wird sich erinnern: Infinus steht im Verdacht, mehr als 40 000 Anleger über ein Schneeballsystem um insgesamt fast eine Milliarde Euro gebracht zu haben. Mehrere Manager wurden festgenommen; seit März 2014 läuft das Insolvenzverfahren. Es gibt wenig Hoffnung, dass die Geprellten, meist Kleinanleger, von ihrem Geld auch nur einen Cent wiedersehen werden.

Frank Smejkal, der zu dieser Zeit Vorsitzender des Ortsverbandes war, bestätigt den Vorfall. "Es tut mir in der Seele weh, dass das Geld der CDU Homberg wohl futsch ist und dass dies unter meinem Vorsitz geschehen ist", sagt er, bemüht sich aber klarzustellen: "Wir konnten das damals nicht ahnen. Wir wollten etwas mehr Zinsen bekommen als auf dem Girokonto und Sparbuch. Da haben wir uns beraten lassen, es galt bis zum Schluss als sichere Anlage. Wir sind Betrügern aufgesessen, wie Zehntausende andere Kleinanleger auch."

Im Herbst 2010, so Smejkal, habe man nach Rücksprache mit dem Vorstand 7500 Euro - damals ungefähr die Hälfte des Gesparten - angelegt. "Und weil die Verzinsung mit sechs Prozent so gut war und alles bestens lief, zwei Jahre später noch einmal 2500 Euro." Keiner habe voraussehen können, dass in der Firma etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. "Bis zum Schluss bekam sie beste Beurteilungen", so Smejkal. "Denen haben wir vertraut."

Auch Dennis Benter, der damalige Schatzmeister des Ortsverbandes - mittlerweile lebt er in Moers und sitzt für die dortige CDU im Rat -, betont: "Wir hatten einen externen unabhängigen Finanzberater, der uns diese Anlage empfahl. Sie galt als sicher."

"Uns ist das alles sehr peinlich", sagt der amtierende Vorsitzende Klaus Radny. Damals war er Beisitzer im Ortsverein. Er betont, nichts von den Vorgängen gewusst zu haben, und ist sich sogar sicher, dass auch der restliche Vorstand keinen Schimmer hatte. Lediglich Smejkal und Benter seien involviert gewesen. Und Radny will klarstellen: "Ich hätte der Sache ganz bestimmt nicht zugestimmt. Ich habe ja nichts gegen Geldanlagen, aber sie müssen sicher sein. Wenn aber eine Firma in Dresden sechs Prozent Zinsen bietet, sollte das stutzig machen."

Die CDU Homberg, so Radny, habe in ihren Reihen einen Anwalt, der sich um die Angelegenheit kümmere. Etwas von dem Geld der Firma sei mittlerweile auf den Kanalinseln aufgetaucht, sagt er. "Aber es gibt neben uns noch 40 000 andere Geschädigte. Es geht um bis zu einer Milliarde Euro insgesamt. Ob wir jemals etwas von unserem Geld wiedersehen, ist fraglich." Jetzt gelte es, auf Neuigkeiten vom Insolvenzverwalter zu warten. Die derzeitige finanzielle Situation des Ortsverbands beschreibt er so: "Wir sind nicht bettelarm, können uns nach wie vor Briefmarken kaufen. Aber wir haben jetzt natürlich lange nicht mehr so viele Rücklagen wie früher."

Sowohl Smejkal als auch Benter widersprechen Radny vehement. "Das wussten mehr als nur ich und Frank Smejkal", sagt Benter. "Das war Thema bei mehreren Jahreshauptversammlungen. Jeder, der wollte, konnte Einsicht in die Vorgänge bekommen." Der Vorstand der CDU Homberg habe Bescheid gewusst, auch die Kreispartei; zudem habe es regelmäßig Kassenprüfungen gegeben. "Alles ist völlig transparent gelaufen, alles ist protokolliert und belegbar. Alle waren der Meinung, das ist völlig in Ordnung."

Das sagt auch Smejkal: "Als ich 2009 Vorsitzender wurde, haben wir uns im Vorstand zusammen Gedanken gemacht, ob man das Geld nicht gewinnbringender, aber trotzdem sicher anlegen kann. Das haben wir dann getan, und sogar dafür gesorgt, dass die Anlage monatlich kündbar ist. Nie wurde irgendetwas bemängelt. Es gab jedes Jahr Kassenprüfungen, und zwar von Leuten, die nicht dem Vorstand angehören. Die Jahresberichte gingen dann auch zur Geschäftsstelle der Kreispartei. Auch dort hat niemand etwas gesagt."

Smejkal bedauert alles zutiefst, wie er sagt. Aber er versichert: "Wir haben damals nach bestem Wissen gehandelt. Wir haben das gemacht, was Millionen andere auch machen. Wir haben mitnichten spekuliert." Auch betont er, dass der Vorfall nicht der Grund dafür gewesen sei, dass er im Juni 2014, also drei Monate, nachdem Infinus Insolvenz anmeldete, für viele überraschend "aus persönlichen Gründen" alle Ämter niederlegte. Smejkal war Vorsitzender der CDU Homberg, Mitglied des Stadtbezirksverbandes Homberg/Ruhrort/Baerl und des CDA-Kreisvorstands. "Das hatte damit nichts zu tun."

(RP)
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