Duisburg Chance für Ältere auf dem Arbeitsmarkt
Duisburg · Besonders für ältere Arbeitsuchende ist es nicht leicht, eine neue Festanstellung zu finden. Das Projekt "Perspektive 50plus" des Jobcenters Duisburg unterstützt diese dabei. 2014 konnten 317 Ältere in Duisburg vermittelt werden.
Eigentlich hatte Giesela Janßen gar nicht mehr damit gerechnet, in ihrem Alter noch eine feste Stelle zu finden. Fast zwei Jahre lang war die 61-Jährige arbeitslos. Die Arbeitssuche gestaltete sich nicht einfach. Geholfen hat letztendlich die intensive Betreuung im Projekt "Perspektive 50plus" des Jobcenters Duisburg, das sich ausschließlich und intensiv um ältere Arbeitsuchende kümmert. Bei Giesela Jansen hat es mit der Einstellung schließlich im Kleiderladen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) geklappt. In dem Kleiderladen, der am 1. September 2014 eröffnet hat, wird gebrauchte Kleidung günstig verkauft.
"Warum soll man einer erfahrenen Fachkraft nicht eine Chance geben? Mit ihrer langjährigen Berufserfahrung und Routine ist Frau Janßen für mich eine wertvolle Unterstützung", findet Projektleiterin Martina Lahn. Doch das sehen nicht viele Arbeitgeber so. "Oft wird man nicht mehr für agil genug gehalten", schildert Janßen. Unter den Vorurteilen leide besonders das Selbstwertgefühl. Dabei könnten gerade Ältere noch sehr wertvoll für den Arbeitsmarkt sein. "Dass Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit im Job wichtig sind, braucht man einem älteren Arbeitnehmer nicht mehr beizubringen", sagt sie. Gerade im Einzelhandel sei doch das Zwischenmenschliche besonders wichtig. "Empathiefähigkeit, wissen, wie man unsichere Kunden unterstützen kann - das können Jüngere oft noch gar nicht."
23 Jahre lang hatte Janßen ihr eigenes Bekleidungsgeschäft in Rheinhausen geführt, bis die dortige allgemein schlechte Situation der Einzelhändler sie zur Aufgabe zwang. "Bis dahin hatte ich noch nie im Leben eine Bewerbung geschrieben - und zuletzt in der Realschule gehört, wie man das macht. Das hat sich ja inzwischen alles völlig geändert. Tabellarischer Lebenslauf, das Herausstellen meiner eigenen Stärken, all das musste ich erstmal lernen", sagt Janßen. Geholfen hat ihr dabei das Projekt "Perspektive 50plus" des Jobcenters. Dort lernen in sechswöchigen Maßnahmen jeweils 50 ältere Arbeitsuchende alles, was ihnen den Weg zu einer erfolgreichen Bewerbung ebnen kann. "Wir geben dabei ganz individuelle Unterstützung", sagt Birgit Mölders vom Jobcenter. Das reiche vom Trainieren von Vorstellungsgesprächen über Computerkurse bis zur Farb- und Typberatung für Menschen, die bis dahin in Jogginghosen zum Vorstellungsgespräch gegangen sind.
Rund 1000 ältere Bewerber pro Jahr hat das Projektteam in der Betreuung. 2014 konnten 317 davon eine neue feste Arbeitsstelle finden. Eine davon war auch Bettina Hahnsch. Die 49-jährige alleinerziehende Mutter sah sich immer wieder mit Vorurteilen konfrontiert. Auch sie fand eine Anstellung im Kleiderladen des DRK. "Ich war sehr glücklich, als man mir hier eine Teilzeit-Stelle anbot. So kann ich Job und Kindererziehung gut unter einen Hut bringen", sagt sie. Davor hatte sie rund 80 bis 100 Bewerbungen geschrieben, war aber nur drei Mal zum Vorstellungsgespräch eingeladen worden. "Heute ist es ja fast Standard, dass größere Geschäfte ausschließlich Online-Bewerbungen annehmen", berichtet sie. "Anfangs habe ich gedacht ,Oh, und nun? Wie krieg' ich das jetzt abgeschickt?'", schildert sie ihre Probleme mit der für sie völlig neuen Bewerbungstechnik.
Neben der Vermittlungsarbeit fördert das Jobcenter Duisburg die Einstellungen auch finanziell. So erhält der Arbeitgeber jeweils einen Eingliederungszuschuss, um die Zeiten der Einarbeitung finanziell zu kompensieren.
