Zwischen Terror und "Pegida" Duisburger Muslime fürchten mögliche Eskalation
Duisburg · Schockiert und mit Sorge verfolgen Muslime in Duisburg die Anschläge in Frankreich. Der Imam der Merkez-Moschee verurteilt den Terror in seiner Predigt zum Freitagsgebet deutlich.
Ein innerer Schmerz, eine innere Unruhe habe ihn erfasst, als er von den Anschlägen auf die Satirezeitschrift "Charlie Hebdo" in Frankreich erfahren habe. Ibrahim Sarilarli, der Imam der DiTiB-Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh, spricht am Freitag ruhig und bedächtig, stets freundlich. "Terror und Gewalt hat mit keinem Glauben zu tun - mit dem Islam sowieso nicht", sagt der 26-Jährige. "Wir sprechen für den Frieden." Seine Predigt werde die Anschläge thematisieren, sowohl auf Türkisch als auch auf Deutsch. "Es gibt nur eine Welt, in der wir zusammenleben können."
Vor drei Monaten ist der gebürtige Weseler nach seinem Studium der islamischen Theologie in Ankara als Imam in die Gemeinde nach Duisburg gekommen. Am Freitag versammeln sich wie jede Woche Hunderte Muslime zum Gebet in der Moschee, die seit dem Jahr 2008 das türkisch geprägte Arbeiterviertel in Duisburg mit ihren zahlreichen Kuppeln und dem 34 Meter hohen Minarett ziert. Das Gotteshaus ist eine der größten Moscheen in Deutschland. Die Anschläge sind sowohl in der Predigt des Imams, als auch in der Gemeinde ein Thema.
Auch wenn die Geschehnisse in Paris mit den Gläubigen in Duisburg nichts zu tun haben, befürchten Gemeindemitglieder, dass die Folgen des Attentats bis nach Deutschland spürbar sein werden. Das Klima des Zusammenlebens in der Stadt habe sich zwar bislang nicht verändert, wie mehrere Besucher des Gebets sagen - ganz spurlos gehen die Fernsehbilder der großen "Pegida"-Demonstrationen aber nicht an den Gläubigen vorbei. Einige befürchten, dass der Terroranschlag nun instrumentalisiert werden könnte, um Stimmung gegen den Islam zu machen.
"Es ist traurig, dass es solche Anschläge gibt - das sind Leute, die in unseren Augen nicht zu unserem Glauben gehören", sagt beispielsweise Ilhami Cördük, ein Mann mittleren Alters, der aus Rheinhausen zum Gebet gekommen ist. Trotzdem sei es möglich, dass "Pegida"-Demonstranten sich in ihrer Islamophobie bestärkt fühlten.
Der 24-jährige Timur Kurt sagt: "Das spielt gut in die Karten der sogenannten Kritiker, die ohnehin voreingenommen sind." Auch er habe sich durch die Karikaturen in seiner Ehre gekränkt gefühlt, man müsse mit seinen Gefühlen aber anders umgehen. "Gewalt ist keine Lösung, niemals."
Beide dürften sich mit dieser Meinung auch in der Predigt des Imams wiedergefunden haben. "Ein wahrer Muslim würde auf diese Karikaturen niemals auf diese Weise reagieren", sagt Sarilarli. "Ich hoffe, dass die Menschen nicht in die Falle der Unruhestifter tappen."