RP-Serie Mein Tierisches Revier Damit nichts über den Kopf wächst

Duisburg · Thomas Fesser und Karsten Koch arbeiten als Landschaftsgärtner im Duisburger Zoo. Ein Hobby-Gärtner würde an der 16 Hektar großen Anlage, 160.000 Quadratmeter, schier verzweifeln.

 Harte Arbeit: Thomas Fesser und Karsten Koch bei der Gehölzpflege im Zoo am Kaiserberg.

Harte Arbeit: Thomas Fesser und Karsten Koch bei der Gehölzpflege im Zoo am Kaiserberg.

Foto: Christoph Reichwein

Man muss schon Profi sein, um den Duisburger Zoo als "grüne Oase in der Stadt" bewahren zu können. Thomas Fesser (41) und Karsten Koch (40) haben keine Zeit, über die Größe ihrer Tätigkeit zu grübeln. Fesser arbeitet seit 14 Jahren, Koch seit zehn Jahren als Landschaftsgärtner am Kaiserberg. Ihr dritter Kollege war bei unserem Besuch gerade erkrankt; eine neue vierte Gärtnerstelle ist noch nicht besetzt. Für einen Landschaftsgärtner kann es in den Augen von Fesser und Koch kaum einen attraktiveren Arbeitsplatz als den Zoo geben - trotz der vielen Schufterei, die von so wenigen Menschen geleistet werden muss. "Wir arbeiten fast immer an der frischen Luft und haben einen Beruf, der ungemein viel Abwechslung bietet", sagt Karsten Koch. Der hat vor zehn Jahren seine feste Stelle bei der Stadt Wesel aufgegeben, um im Duisburger Zoo zu arbeiten. Gegen wie viele Bewerber er sich durchgesetzt hat, um die begehrte Stelle in einem Tier-Park zu bekommen, weiß er nicht. Man kann sich aber vorstellen, dass sich auf eine Gärtnerstelle im Zoo genauso viele Anwärter wie auf eine Tierpflegerstelle - meist vergeblich - melden.

Thomas Fesser kam von einem freien Unternehmen. Er hatte zunächst nur einen Vertrag über sechs Monate. In dieser Zeit bewährte er sich aber so gut, dass der damalige Zoodirektor Frese ihm einen unbefristeten Vertrag anbot. Während Karsten Koch und sein erkrankter Kollege auf die im engeren Sinne gärtnerischen Arbeiten konzentriert sind, arbeitet Fesser häufig an der Schnittstelle zu den Bautrupps im Zoo. "Thomas ist ein Mann für alle Fälle", sagt Koch über seinen Kollegen, der dazu schmunzelnd nickt.

Der Zoo liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zum Duisburger Wald. Und genau das soll man auch bei der Gestaltung merken. Anders als in Parkanlagen findet man im Zoo deshalb auch keine teppichartigen Rasenflächen und bunte Blumenbeete. Am Kaiserberg prägen Grünpflanzen, Sträucher, viele Bäume und auch Bambus-Pflanzen das Bild. Die Bepflanzung des Zoos soll so natürlich wie möglich wirken. Damit dieses Ziel erreicht wird, müssen die Gärtner aber viel tun. "Der Zoo darf uns nicht über den Kopf wachsen", sagen sie.

In den laubarmen Monaten muss der Baumbestand besonders stark kontrolliert werden. Einige Bäume mussten in diesen Wochen gefällt werden, weil sie umzustürzen drohten. Bei anderen mussten tote Äste abgesägt und in den gewaltigen Häcksler gesteckt werden. Die Streu kann als Bodendecker verwendet werden. Allerdings findet man im Zoo seit einiger Zeit kaum mehr Gehwege, die mit Rindenmulch oder gehäckseltem Astwerk belegt sind. "Das sieht zwar schön aus und wirkt auch natürlich, doch kommen auf solchen Wegen Rollstuhlfahrer oder Eltern mit Kinderwagen schlecht voran", sagen die beiden.

Ein besonderer Reiz der gärtnerischen Zooarbeit liegt darin, dass Fesser und Koch auch bei der Gestaltung der Tiergehege einbezogen werden. In Abstimmung mit ihren Kollegen aus dem "tierischen Bereich" werden die Gehege bepflanzt oder es werden Äste oder Baumstämme, zum Teil mit Hilfe der Feuerwehr, in die Gehege gebracht. Dabei werden zum einen die Bedürfnisse der Tiere berücksichtigt, die Deckung, Windschutz, Aussichtspunkte oder auch Klettermöglichkeiten suchen. Zum anderen muss man an die Besucher denken, die die Zootiere schließlich ohne Verrenkungen beobachten möchten. "Die Anlage von Gehegen ist oft ein Kompromiss zwischen Mensch und Tier", so Thomas Fesser. Selbstverständlich werden nur solche Pflanzen in Gehege gesetzt, die für die Tiere unbedenklich sind.

Eine Lieblingsjahreszeit haben Fesser und Koch nicht. Allerdings gehört das viele Laubfegen im Spätherbst nicht zu ihrer bevorzugten Beschäftigung. Jede Jahreszeit habe ihre Vor- und Nachteile. Bei trockenen Sommern müsse beispielsweise ständig gewässert werden. Im Übrigen müsse man als Landschaftsgärtner wetterfest sein. Das heißt, dass auch bei Regen draußen gearbeitet werden muss. Wenn es draußen unerträglich ist, bleibt immer noch die gärtnerische Arbeit im Tropen- oder im Koalahaus.

(pk)
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