Ostern So wurde früher gefeiert Das Beste waren die Schokoladeneier

Duisburg · Vier Frauen, vier Kindheitserinnerungen. Trotz aller Unterschiede gibt es eine Gemeinsamkeit, nämlich die Freude, die ihnen das Osterfest stets bereitet hat. Ach ja, und gefärbte Ostereier gab es auch bei allen.

 Johanna Schmidt hat in ihrer Kindheit die österlichen Festlichkeiten immer genossen. Dann kam die ganze Verwandtschaft zusammen.

Johanna Schmidt hat in ihrer Kindheit die österlichen Festlichkeiten immer genossen. Dann kam die ganze Verwandtschaft zusammen.

Foto: christoph reichwein

"Mit Zwiebelschale haben wir die Eier braun gefärbt", erinnert sich Ingeborg Vermaasen, die 1938 in Duisburg geboren wurde. Für grüne Färbung habe man Spinat zerkocht und für kräftiges Rot rote Beete: "Die Eier wurden anschließend mit einer Speckschwarte poliert, dass sie schön glänzten, das weiß ich noch."

 Ingeborg Vermaasen war die Jüngste zu Hause. Deshalb kam sie Karfreitag immer als erste in die Badewanne und wurde geschrubbt.

Ingeborg Vermaasen war die Jüngste zu Hause. Deshalb kam sie Karfreitag immer als erste in die Badewanne und wurde geschrubbt.

Foto: Christoph Reichwein (crei)

Auch Johanna Schmidt, die ebenso wie Ingeborg Vermaasen im Ernst-Ermert-Seniorenheim in Duissern lebt, hat das Ostern ihrer Kindheit lebhaft in Erinnerung."Da traf sich die ganze Verwandtschaft", sagt sie. "Der war sehr wichtig, der Familienzusammenhalt. Vor allem zur Kriegszeit." Die gebürtige Duisburgerin, Jahrgang 1915, feierte ihre Osterfeste in Wanheimerort. Trotz ihrer vom Krieg bestimmten Kindheit habe sie die österliche Festlichkeit immer genossen. "Gerade dann, wenn die Zeiten schwierig sind, ist es wichtig, zusammenzukommen und Bräuche zu feiern", sagt sie. "Wir haben uns auch über Kleinigkeiten gefreut. Für die Eltern gab es von uns zu Ostern einen Blumenstrauß oder auch schon mal ein Praliné. Und wir Kinder bekamen oft einen bunten Ball."

An Gründonnerstag, erinnert sich Ingeborg Vermaasen, habe es immer Spinat zu Mittag gegeben. "Und an Karfreitag herrschte strenges Fleischverbot", sagt sie. Oft seien hartgekochte Eier in Senfsauce auf den Tisch gekommen."Als Kinder konnten wir die gar nicht leiden. Aber wir mussten ja essen, was die Mutter auftischte." Außerdem wurde an diesem Tag gebadet. Das Wasser wurde im Ofen erhitzt. Und nacheinander wurden alle Kinder in die Wanne gesteckt und ordentlich abgeschrubbt - die kleine Ingeborg als Jüngste zuerst. Denn für Ostern galt es, sauber zu sein. "Da bekamen wir unsere neuen Sonntagskleider angezogen", weiß Johanna Schmidt noch ganz genau. An jedem Feiertag habe man ein anderes Kleid getragen, am Ostersonntag ein blütenweißes. "Und dazu unsere weißen Kniestrümpfe. So herausgeputzt gingen wir dann in die Kirche."

Der österliche Sonntagsbraten war in den Kinderjahren der beiden Damen etwas ganz Besonderes. "Damals gab es ja nicht jeden Tag Fleisch, meistens sogar nur einmal in der Woche. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Wir hatten nicht einmal einen Ofen zum Backen im Haus, nur einen Kohleofen zum Heizen." Auch süßes Weißbrot mit frischer Butter und Geleemarmelade unterstrichen die Besonderheit dieses Feiertags. "Ich kann mich noch an ein Mal erinnern, da musste meine Schwester Lore das ungebackene Weißbrot zum Bäcker bringen, damit der es fertig backt", erzählt Vermaasen. "Auf dem Weg zurück ist sie hingefallen, und das Brot zerbrach in drei Teile. Da gab es Ärger!"

Nach der Eiersuche im Garten und dem Osteressen habe die ganze Familie am Sonntag oder am Montag einen Ausflug unternommen, oft nach Kaiserswerth oder zu Verwandten aufs Land. "Am Ende war ich so müde, da hat mein Vater mich huckepack genommen und nach Hause getragen", erinnert sich Ingeborg Vermaasen. Aber das beste - darin stimmen die beiden Seniorinnen überein - waren auch damals schon die Schokoladeneier.

(RP)
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