Duisburg Das Blauschaf als Symbol für Inklusion

Duisburg · Rainer Bonk aus Rheinberg-Vierbaum lässt seine bekannten Polyacryl-Schafe jetzt in der Werkstatt für Menschen mit Behinderung am Kalkweg in Duisburg lackieren. Das Motto des Künstlers: "Alle sind gleich - jeder ist wichtig."

 Rainer Bonk (vorne) übergibt Roselyne Rogg, Geschäftsführerin der Behinderten-Werkstatt, ein besonderes Schaf mit einer Widmung.

Rainer Bonk (vorne) übergibt Roselyne Rogg, Geschäftsführerin der Behinderten-Werkstatt, ein besonderes Schaf mit einer Widmung.

Foto: Armin Fischer

Sie sind blau, sie sind alle gleich, und sie sind überaus beliebt: Die Blauschafe von Rainer Bonk aus Rheinberg sind Markenzeichen und Symbol für tolerantes und soziales Denken und Handeln. Nun werden die Schäfchen aus Polyacryl-Kunstharz in der Duisburger Werkstatt für Menschen mit Behinderung am Kalkweg im typischen Yves-Klein-Blau von behinderten Menschen lackiert. Drei junge Männer aus der Schreinerei freuen sich schon auf die Arbeit mit den friedlichen Tierchen. "Auf die Idee hätte ich schon viel früher kommen sollen", sagte Rainer Bonk gestern in Duisburg. "Das Schaf steht für eine tolerante Lebensweise unter dem Motto ,Alle sind gleich - jeder ist wichtig'. Was passt da besser, als mit behinderten Menschen zusammenzuarbeiten?" Das sieht auch Roselyne Rogg, Geschäftsführerin der Einrichtung, so: "Es wird sehr viel von Inklusion geredet, wobei behinderte Menschen meist über ihre Nachteile definiert werden. Mit dem blauen Schaf kann man aber die Vorteile aufzeigen. Für uns gibt es nur eine Welt, in der alle Platz haben."

Seit 17 Jahren gibt es die Bonkschen Blauschafe. Der Künstler lässt sie in Neusalz an der Oder in Polen produzieren. - als weiße Rohlinge, die er bisher in seinem Atelier in einer alten Schule in Rheinberg-Vierbaum selbst lackiert hat.

Von dort aus zogen sie hinaus in die Welt: Die blaue Friedensherde hat seit 2009 auf Weideplätzen in 170 Städten gestanden. 2006 in Venedig, vor dem Berliner Dom, vor dem Kölner, auch bei Landesgartenschauen und bei zahlereichen anderen Gelegenheiten. Ganz zu schweigen von den Tausenden Exemplaren, die überall in Gärten, auf Terrassen, auf Garagendächern oder in Wintergärten stehen und für Gesprächsstoff oder Denkanstöße sorgen. Das EU-Parlament hat die Schirmherrschaft für die Herde übernommen.

Die Mitarbeiter, das spürte man sofort, haben die Blauschafe schon in ihre Herzen geschlossen. Stolz trugen die Männer der Schreinerei T-Shirts mit dem Aufdruck "Blauschaf". Gruppenleiter Axel Biskup hat drei Mitarbeiter unter seinen Fittichen. Michel Friedrich, Dominik Faupel und Markus Perepeliza, der als erster Auszubildender in der Schreinerei begonnen hat. Sie alle freuen sich auf die neue Tätigkeit. "Das ist mal was anderes", schildert Axel Biskup. "Und eine echte Herausforderung für die Jungs. Ich gehe davon aus, dass wir nach der Testphase zehn bis 15 Schafe pro Tag fertig lackiert bekommen."

Üblicherweise arbeiten sie mit Holz, schleifen Möbel, die beispielsweise für Ikea oder C&A gefertigt werden. "Wir haben in unserer Schreinerei gerade einen eigenen Hocker entwickelt", erzählt Dr. Ann-Katrin Glüsing, Betriebsleiterin und Technische Leiterin. Wer Blauschäfer Rainer Bonk kennt, der spürt schnell: Dieser Mann ist ein Original. Sein Markenzeichen ist die knallrote Plätschkappe, die er fast immer trägt. Der Künstler möchte, dass sich auch die Mitarbeiter als etwas Besonderes fühlen können. Rainer Bonk: "An jedes Schaf soll ein kleines Kärtchen mit dem Namen des Mitarbeiters geheftet werden, der das Blauschaf bearbeitet hat."

Die Zusammenarbeit haben Roselyne Rogg und Rainer Bonk zunächst auf unbestimmte Zeit angelegt. Man werde sehen, was daraus wird. Bonk überreichte der Geschäftsführerin gestern ein Schaf für die Werkstatt. Privat hat Roselyne Rogg schon seit 15 Jahren ein Blauschafe bei sich zu Hause stehen. "Ich habe es damals bei der Landesgartenschau in Kehl gekauft", sagt sie. "Da hatte ich noch keine Ahnung, dass unsere Wege sich mal kreuzen werden."

(up)
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