Duisburg Das große Warten in diffusem Licht

Duisburg · Der Jugendclub im Komma-Theater feiert am Mittwoch Premiere mit dem eigenen Stück "Nächster sein". Darin hat das Ensemble Passagen und Ideen aus Samuel Becketts "Warten auf Godot" und Ernst Jandls "Fünfter sein" neben selbst geschriebenen Texten verarbeitet.

 In vielen Szenen geht's düster zu in "Nächster sein", dann wieder ist die Bühne grell ausgeleuchtet. Die jungen Darsteller erzählen vom Warten, das sie quält, zermürbt, rastlos macht und voll in Anspruch nimmt.

In vielen Szenen geht's düster zu in "Nächster sein", dann wieder ist die Bühne grell ausgeleuchtet. Die jungen Darsteller erzählen vom Warten, das sie quält, zermürbt, rastlos macht und voll in Anspruch nimmt.

Foto: Privat

Sie winden sich vor Schmerzen, schreien, brüllen. Dann ist es wieder ganz leise. Nur das Klavierstück im Hintergrund gibt den Takt vor, in dem zehn Nachwuchsschauspieler mit geschlossenen Augen traumwandlerisch über die Bühne wirbeln, bis nur noch eine von ihnen auf einem Stuhl sitzen bleibt und sinniert, wie das Warten sie zermürbt. Nicht körperlich, sondern von innen.

So, so ähnlich und in anderen Szenen dann doch wieder ganz anders wird es morgen bei der Premiere von "Nächster sein" vom Jugendtheaterclub im Rheinhauser Komma-Theater zugehen. Das Stück setzt sich mit dem Thema "Warten" auseinander. Es besteht in Auszügen aus Texten aus Ernst Jandls "Fünfter sein" und Samuel Becketts "Warten auf Godot". Ergänzt werden diese Passagen durch selbst geschriebene Texte der Schauspieler.

Alle in Schwarz

"Nächster sein" erzählt laut Regisseurin Anna Brass keine Geschichte von vorne bis hinten, sondern viele kleine Geschichten. Das Bild vom Leben als Wartezimmer ist bekannt. "Ständig warten wir auf etwas, und sei es nur auf den Feierabend", sagt Brass.

Da lag die Kulisse auf der Hand: Brass lässt ihre zehn Schauspieler im Wartezimmer eines Arztes aufeinander hocken. Stühle gibt es nur drei, der Rest steht oder fläzt sich auf dem Boden. Dass das Warten keine angenehme Angelegenheit ist, bringen auch die Kostüme zum Ausdruck. Die Schauspieler tragen schwarz, lediglich ergänzt durch blutverschmierte Bandagen und Verbände: "Wir haben ein bisschen mit Kunstblut experimentiert."

Überraschung mit Puppentheater

Das wird die einzige Farbe im Stück bleiben. Die Beleuchtung wird heller und dunkler, je nachdem, auf welcher Ebene sich das Spiel gerade befindet: Im Wartezimmer ist die Bühne grell, bei anderen Szenen diffus beleuchtet.

Für gelungene Überraschungseffekte sorgt das "Puppentheater", das besonderen Körpereinsatz der Darsteller erfordert. Die Jungschauspielerinnen Marie Schilling und Julia Heimbach haben die Idee vom Bundesjugendtheatertreffen mitgebracht und den Rest des Ensembles begeistert.

Die Methode, das Stück nach den Anregungen der jungen Leute zu formen, hat sich bewährt, meint Regisseurin Brass. "Es ist spannend, wenn die Jugendlichen selber schreiben, aber auch anstrengender", sagt sie, "weil sie dann manchmal Ideen haben, von denen sie sich schwer wieder trennen können." Dies sei aber manchmal notwendig, um den dramaturgischen Bogen nicht zu verlieren.

Jetzt wartet der Bühnennachwuchs nur noch auf eins: darauf, dass bei der Premiere alles gut geht

(son)
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