Serie Atelierbesuche Das "Konzept Freude"

Duisburg · Die Kunst von Martin Schmitz umfasst Bildhauerrei, Grafik und "Urban Art".

 Im Kreuzungsbereich Essenberger Straße, Schifferstraße und Marientorstraße unter dem Autobahnzubringer Plessingstraße/Am Brink erhielten die dortigen Stützsäulen, Sichtwände und Betonpfähle vom Martin Schmitz pink-lila- bis bleu-orange-farbliche Anstriche.

Im Kreuzungsbereich Essenberger Straße, Schifferstraße und Marientorstraße unter dem Autobahnzubringer Plessingstraße/Am Brink erhielten die dortigen Stützsäulen, Sichtwände und Betonpfähle vom Martin Schmitz pink-lila- bis bleu-orange-farbliche Anstriche.

Foto: christoph Reichwein

Martin Schmitz ist ein freundlicher Mensch und ein kreativer Geist. Vielleicht ist das der Grund, warum er sich als Lebensmotto und Kunstlabel einen Begriff zugelegt hat, den er schlicht und einfach "Konzept Freude" nennt. "Freude ist Frohsein, mehr als Vergnügen, etwas weniger als Lust", zitiert er in diesem Zusammenhang das Deutsche Wörterbuch der Brüder Grimm. Und weiter: "Das 'Konzept Freude' verfolgt zwei Ziele: Die Produktion von Freude und das Anregen von Kommunikation. Das erste Ziel hat eine politische Dimension, das zweite eine eher christliche Mission", erläutert er sein Credo.

Schmitz ist 1965 in Gelsenkirchen geboren und in Herten aufgewachsen. Von 1986 bis 1995 studierte er an der renommierten RWTH-Universität in Aachen Architektur. Dort schloss er sein Studium als Dipl.-Ing. Architekt ab. Anschließend ging er für elf Jahre nach Berlin. 2006 kam er zurück ins Ruhrgebiet und lebt und arbeitet seitdem in seiner "Wunschheimat" Duisburg, wie er sein jetziges Domizil nennt.

Sein Atelier hat Schmitz seit 2007 in einer ehemaligen (unbeheizten) Garage auf dem Hof des Kunstvereins Duisburg am Weidenweg 10. Dort stehen zuhauf seine verschiedenartigen Kunstwerke, darunter Licht- und Betonobjekte, Ölreliefs und Holzskulpturen, Zeichnungen und Illustrationen. Und das, was er darüber hinaus künstlerisch auch noch kreiert und unter dem Begriff "Urban Art" fasst, findet man vielerorts in Duisburg, vor allem in Hafennähe, ob am Binnenhafen oder am Parallelhafen.

Derzeit bemalt er allerdings im Auftrag des Quartiersbüro Altstadt über 20 Bürgersteig-Poller auf der Beginengasse in der Duisburger Innenstadt. "Diese tristen grauen Betonpfeiler, die das Parken auf dem Gehweg verhindern sollen, bekommen nun von mir einen bunten, erstmals freundlichen Farbanstrich - sogar mit Augen drin", berichtet Schmitz von dem Projekt. Gefördert wird diese Maßnahme durch den sogenannten Verfügungsfonds der Stadt Duisburg. Mit Hilfe dieser Mittel solle nämlich die Altstadt-Süd aufgewertet und attraktiver werden, sagt der Künstler. Vor kurzem erst hatte er ähnliche Pfosten am Ludgeriplatz in Neudorf bemalt. Überhaupt: Kunst im öffentlichen Raum, das sei "sein Ding", gibt er zu verstehen. So hat er schon 2012 mit dem Projekt "Ein Völkchen Hummeln an der Ruhr" in Sachen Urban Art auf sich aufmerksam gemacht. Dabei hat er in Abstimmung mit dem Wasserschifffahrtsamt Meiderich und mit Förderung des Duisburger Kulturbeirats die grauen Rückseiten der Schifffahrtsschilder an der Ruhrmündung, wo die Rheinorange steht, farblich gestaltet, so dass diese seitdem als Hummeln (schwarz-gelb), Blumen (rot) und Himmel (blau) die dortige Landschaft bereichern. Mindestens ebenso spektakulär ist das zwei Jahre später von ihm geschaffene, vielfach beachtete Kunstwerk "Farbschwingungen" an der Reliefwand der Deichdurchfahrt zum Parallelhafen. In den dazugehörigen Katalog schrieb er: "40 Tonnen donnern langsam in anderthalb Meter Abstand vorbei. / Die schieben Luft vor sich her, machen Wind und wirbeln Staub auf. / Durch die Düse im Deich. Am Parallelhafen. / Samstag, Sonntag frei. Welch verrückte Situation. Der Mensch zu klein. / Die Wiese auf dem Deich Natur. / Alles technisch, sehr grau. / Die Idee: Farbschwingungen. / Vier- und fünftonige Farbläufe. / Ein Code. Vielleicht in Musik transformierbar. / Vielleicht nur Freude an Farbe." Kunstwerkeröffnung der besonderen Art war die Einweihung vom "Tor nach Neuenkamp" im Oktober vergangenen Jahres. Im Kreuzungsbereich Essenberger Straße, Schifferstraße und Marientorstraße unter dem Autobahnzubringer Plessingstraße/Am Brink erhielten die dortigen Stützsäulen, Sichtwände und Betonpfähle pink-lila- bis bleu-orange-farbliche Anstriche. Nichtsdestotrotz kann Schmitz aber auch kleinteilig arbeiten wie etwa bei seinen farbigen Duisburg-Zeichnungen oder beim Kinderbuchprojekt "Paul - Die Abenteuer einer Schildkröte". "Paul", schreibt er darin seine Illustrationen kommentierend, "ist die beste Schildkröte auf der Welt. Für mich." Und in der Tat hat Schmitz etwas von seiner Titelfigur - nämlich die Weisheit: In der Ruhe liegt die Kraft.

(RP)
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