Duisburg Das Licht steht hier für die Freiheit

Duisburg · Die Oper am Rhein nahm ihre beliebte Produktion der Oper "Carmen" von Georges Bizet jetzt auch in ihrem Duisburger Haus wieder auf. Die Mezzosopranistin Ramona Zaharia glänzt in der Titelpartie.

 Carmen erscheint als eine Mischung von Kind und Hexe. Die nächste Vorstellung ist am 5. Februar im Stadttheater zu erleben.

Carmen erscheint als eine Mischung von Kind und Hexe. Die nächste Vorstellung ist am 5. Februar im Stadttheater zu erleben.

Foto: susanne diesner (dor)

Carmen sprüht vor Temperament und Lebenslust, verführt mit erotischer Ausstrahlung und fasziniert durch ihr unkonventionelles, selbstbestimmtes Auftreten. Der ihren Reizen verfallene Sergeant Don José ist mit ihrer freiheitlichen Einstellung überfordert. Von rasender Eifersucht getrieben, bringt er seine mit dem Stierkämpfer Escamillo anbandelnde Geliebte um.

Das ist bekanntlich die Handlung der Oper "Carmen", die Georges Bizet nach eine Novelle von Prosper Mérimée kurz vor seinem frühen Tod 1875 schrieb - da sie zunächst floppte, weil die "unmoralische" Hauptfigur zu sympathisch gezeichnet war, starb der französische Komponist in dem Glauben, niemals eine erfolgreiche Oper geschaffen zu haben. Längst ist das eines der am meisten aufgeführten Werke des Musiktheaters, und jetzt nahm auch die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg ihre seit 2011 beliebte Produktion auch in ihrem Duisburger Haus wieder auf, nachdem sie eine ganze Spielzeit nicht zu erleben gewesen war. Gegeben werden hier auch jene Rezitative, die Bizets Schüler Ernest Guiraud später hinzu komponierte.

Die Inszenierung von Carlos Wagner ist ebenso düster wie weitgehend treffsicher, inspiriert von den Kriegs-Bildern des spanischen Malers Francisco de Goya, auf denen das Licht als Metapher für die Freiheit steht. Für den Regisseur ist Carmen "dieses Licht, das Don José durchbohrt, blendet und schließlich am dunkelsten, unbewusstesten Ort seiner Persönlichkeit trifft. Dieses Licht zehrt ihn auf. Genauso wie die blendende Sonne Andalusiens jeden verbrennt, der ihr ausgesetzt ist. (...) Die tragische Begegnung erinnert an die Begegnung zwischen Torero und Stier." Carmens "Liebe" zu Esacamillo sei eine Identifikation mit einem Alter Ego, das die Freiheit praktisch erlangt habe.

In der Titelpartie glänzte jetzt Ramona Zaharia, noch mehr als eine Woche zuvor im "großen" Duisburger Neujahrskonzert (die RP berichtete). Ihre Carmen ist eine unwiderstehliche Mischung aus Kind und Hexe, mit funkelnden Augen und jederzeit samtigem Mezzosopran. Der Bogen von der Habanera "L'amour est un oiseau rebelle" über die Seguidilla "Près des remparts de Séville" bis zur Chanson bohème "Les tringles des sistres tintaient" ist eine Sensation. Auch die anderen Herrschaften singen und spielen vorzüglich, von Sergej Khomov als Don José bis zu der kurzfristig eingesprungenen Melanie Lang als Mercédès. Unbedingt erwähnt werden müssen Ramona Zaharias Ehemann Bogdan Baciu als Escamillo und nicht zuletzt Liana Aleksyan als Carmens häuslicher Gegenpol Micaela, gleichfalls kurzfristig eingesprungen, mit nur einer Probe, allerdings hatte die Sopranistin von Aalto-Musiktheater Essen in dieser Produktion schon mehrfach gastiert. Großartig auch der von Gerhard Michalski einstudierte Chor der Rheinoper und der von Sabina López Miguez vorbereitete Kinderchor am Rhein. Weltklasse hatte das alle motivierende, intensiv durchsichtige Dirigat von Marc Piollet, auch die Duisburger Philharmoniker gaben ihr Bestes, vor allem mit feinsten Holzbläser-Farben.

Die nächsten Vorstellungen sind am 5. Februar, 23. April und 5. Juni, jeweils um 18.30 Uhr, sowie am 1. April und 4. Mai, jeweils um 19.30 Uhr. Ab dem 1. April übernehmen Maria Kataeva (Carmen) und Rheinopern-Kapellmeister Aziz Shokhakimov (Dirigent). Mit der 70. Vorstellung am 5. Juni verabschiedet sich diese Produktion dann für längere Zeit aus dem Repertoire.

(RP)
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