Duisburg "Das Rheingold" kommt nach Duisburg

Duisburg · Am morgigen Samstag, 4. November, um 19.30 Uhr, übernimmt die Deutsche Oper am Rhein Düsseldorf/Duisburg ihre erfolgreiche Produktion des Vorabends aus Richard Wagners "Der Ring des Nibelungen " in ihr hiesiges Haus.

 Szene aus der neuen "Rheingold"-Inszenierung mit Lukasz Konieczny (Fafner), James Rutherford (Wotan) und Thorsten Grümbel (Fasolt).

Szene aus der neuen "Rheingold"-Inszenierung mit Lukasz Konieczny (Fafner), James Rutherford (Wotan) und Thorsten Grümbel (Fasolt).

Foto: Hans Jörg Michel (DOR)

Wagners Tetralogie (vierteiliger Zyklus), inspiriert von der europäischen Revolution 1848 und als Ganzes uraufgeführt 1876 in Bayreuth, ist eines der großen Dramen seiner Gegenwart. Die fortschreitende Industrialisierung und das aufstrebende Bürgertum spielen in seine Entstehung ebenso hinein wie innen- und außenpolitische Machtkämpfe sowie erste imperiale Gesellschaftskrisen.

Im "Rheingold" errichtet der Dichterkomponist die Grundpfeiler, auf denen sein "Ring" ruht: Macht und Herrschaft sowie - im Gegensatz dazu - Vertrauen und Liebe. Die Entscheidung für erstere manifestiert sich im Liebesfluch Alberichs, welcher der Liebe entsagt, um damit das Rheingold zu erlangen. Doch auch die Götter haben sich schon für Geld und Macht und gegen Mitgefühl und Empathie entschieden. Die Klage der Rheintöchter ist für sie irrelevant. Der Natur wieder zu ihrem Recht zu verhelfen, kommt nicht in Frage. Es geht nur um Machterhalt und Besitzsteigerung. Göttervater Wotan verstößt gegen seine eigene Weltordnung, um den Bau Walhalls zu verwirklichen. Einst hatte er den Baumeistern Fafner und Fasolt die Göttin Freia, die das Geheimnis der ewigen Jugend hütet, zur Ehe versprochen. Doch damit gefährdete er die Unsterblichkeit der Götter. Um den Vertrag einhalten zu können, rät ihm Loge, den beiden Riesen als Ersatz das Gold anzubieten, das Alberich den Rheintöchtern raubte. Listreich entreißen sie ihm das Gold und können Freia freikaufen. Doch Alberich verflucht den goldenen Ring, den er sich schmiedete. Infolgedessen erschlägt Fafner umgehend seinen Bruder. Wotan, der zuvor von Urmutter Erda gewarnt wurde, bekommt einen Vorgeschmack der aufdämmernden Gefahr. Wenn die Götter am Ende des Vorabends feierlich in Walhall einziehen, ist die "Götterdämmerung" bereits unvermeidbar.

"Ich weiß nicht, was soll es bedeuten" - mit dem berühmten "Loreley"-Zitat des Wagner-Zeitgenossen Heinrich Heine eröffnet Dietrich W. Hilsdorf seine Inszenierung des "Rheingold" und damit den gesamten "Ring". Loge betont dann noch "Es", denn ein tiefer Es-Dur-Dreiklang ist die musikalische Urzelle. Der Regisseur wollte weder eine Realität schaffen noch assoziativ-interpretierende Bilder, sondern Spielsituationen, in denen die zeitlos drängenden Fragen nach Macht und Ohmacht Ausbeutung, Abhängigkeit, Manipulation und Betrug verhandelt werden können.

Der zweieinhalbstündige, pausenlose Theaterabend verspricht erstklassig zu werden, alleine schon durch die Sängerbesetzung von James Rutherford als Wotan bis zu Heidi Elisabeth Meier, Kimberley Boettger-Soller und Iryna Vakula als Rheintöchter. Die Duisburger Philharmoniker werfen ebenso ihre enorme Wagner-Kompetenz in die Waagschale wie als Dirigent der Bayreuth-erfahrene Generalmusikdirektor der Rheinoper, Axel Kober. Karten für die Übernahme-Premiere unter karten@theater-duisburg.de oder Tel. 0203/ 28362100.

(hod)
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