Duisburg Das Warten auf gute Botschaften

Duisburg · Unter der Lähmung der Stadt nach der Loveparade-Katastrophe litt auch die Wirtschaft nicht unerheblich.

Nach der Loveparade-Katastrophe vor fünf Jahren wirkte Duisburg lange wie gelähmt. Darunter litt auch die Wirtschaft der Stadt. Neue Firmen hierher zu locken, war zeitweise schier unmöglich. Dr. Stefan Dietzfelbinger war auf der Rückfahrt aus der Eifel, als er vor fünf Jahren im Radio die Meldung hörte, dass es in Duisburg bei der Loveparade ein Unglück gegeben hatte. "Ich habe mir damals nicht vorstellen könne, wie weit die Folgen reichen werden", sagt er. Nach erster Betroffenheit und den ersten Gedanken an die Verletzten und später an die Angehörigen der Getöteten, sorgte tagsdrauf die im Fernsehen live übertragene Pressekonferenz der gefühlsarm wirkenden Stadtspitze bei ihm für Entsetzen. Ebenso der wochenlange öffentliche Umgang mit den vermeintlich Verantwortlichen. "Diese Zeit hat unserer Stadt enorm geschadet." Der IHK-Hauptgeschäftsführer ist allerdings auch davon überzeugt, dass die Loveparade-Katastrophe heute in der regionalen und überregionalen Wahrnehmung Duisburgs keine entscheidende Rolle mehr spielt. Dass ein ansiedlungswilliges Unternehmen zur Stadt Distanz wahrt, weil hier so ein schlimmes Unglück passiert ist, "das ist nicht mehr der Fall."

Ganz anders war dies in den ersten Monaten nach der Katastrophe, "weil an der Stadtspitze keiner mehr war, der Entscheidungen treffen wollte. Die Verunsicherung war im Rathaus riesig", so die Beobachtungen des Kammer-Chefs. Wenn es bis heute zu wenig "gute Botschaften" von Unternehmen gibt, die ihren Standort nach Duisburg verlegen, dann sieht Dr. Dietzfelbinger dafür andere Gründe. Hier fehle es an wirtschaftsfreundlichen Voraussetzungen sagt er. "Die hohe Gewerbe- und Grundsteuer sind alles andere als attraktiv." Bei allem Verständnis für die schwierige wirtschaftliche Lage der Stadt, mit diesen Steuererhöhungen sei ihr nicht geholfen, im Gegenteil: "Sie schadet sich damit." Diese Einschätzung von Dr. Dietzfelbinger wird durch ein Gutachten der Hochschule Niederrhein bestätigt, das die IHK in Auftrag gegeben hatte. Wie sie, so ist auch der IHK-Chef davon überzeugt, "dass mehr Kooperation entlang der Rheinschiene, also zum Beispiel mit Düsseldorf, zum Vorteil für Duisburg wäre. Wir müssen enger an die starken Städte heranrücken." Und wie viele andere, so denkt auch der IHK-Hauptgeschäftsführer, dass Duisburg von seiner Nähe zum Düsseldorfer Flughafen weit weniger profitiert hat als Kommunen im Kreis Mettmann oder im Kreis Neuss. Schon daran werde deutlich, wie wichtig es sei, die Kontakte in die Landeshauptstadt auszubauen. Dietzfelbinger ist nach wie vor von der Wirtschaftskraft der Duisburgs überzeugt, die sich immer wieder - zum Beispiel beim Hafen - offenbare. Ein positives Signal sei auch, dass das Landesumweltamt an den Duisburger Hauptbahnhof ziehe und das Renommee der Uni stetig wachse. Mit diesem Pfund wuchert aus Dietzfelbingers Sicht die Stadt immer noch viel zu wenig.

Zugleich drängt er darauf, "dass Stadt und Politik sich an die Vereinbarungen halten, die beim Masterplan Innenstadt getroffen worden sind." Das sei derzeit nicht immer der Fall, sagt er und verweist auf das Gelände der Duisburger Freiheit. Dort sollten Büros, Wohnungen und Gastronomiebetriebe entstehen. Stattdessen schaut er von seinem Büro an der Mercatorstraße in Richtung Güterbahnhofsgelände auf eine Industriebrache, deren Bebauung mit einem großen Möbelhaus er noch lange nicht sieht. Abgesehen davon, dass die IHK das Projekt des Unternehmers Kriegerwegen der befürchteten negativen Einflüsse auf das Stadtzentrum ablehnt.

(RP)
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