Beschädigtes Kunstwerk aus Duisburg David-Skulptur vom Sockel geholt

Duisburg · Die stark beschädigte Skulptur wurde Dienstag demontiert, um sie vor dem restlosen Verfall zu bewahren. Das Werk wird jetzt eingelagert. Ob der Riesen-David jemals wieder aufgestellt wird, ist ungewiss.

 Ein trauriger Anblick: Die David-Skuptur schwebt durch die Luft. Sie ist so marode, dass sie demontiert werden musste.

Ein trauriger Anblick: Die David-Skuptur schwebt durch die Luft. Sie ist so marode, dass sie demontiert werden musste.

Foto: Zoltan Leskovar

Am 16. April 2010 wurde der rosa-blonde David des Düsseldorfer Künstlers Hans-Peter Feldmann, der Michelangelos 500 Jahre altes Meisterwerk zum Vorbild hat, an der "Kante des Kantparks" vor dem Lehmbruck-Museum enthüllt. Damals freuten sich alle Offiziellen über das Werk. Der damalige Museumsdirektor Prof. Raimund Stecker las zur Überraschung der Umstehenden aus der Bibel Auszüge aus der David-und-Goliath-Geschichte. David sei, so Stecker, ein Symbol der Unerschrockenheit, List und Schönheit. "Schönheit ist vergänglich", mag man jetzt seufzen. Gestern wurde die sechs Meter hohe Skulptur vom drei Meter hohen Sockel geholt. Sie wurde anschließend in das Restaurierungsatelier "Die Schmiede" am Landschaftspark Duisburg-Nord gebracht.

Was aus dem David wird, ist heute noch vollkommen unklar. Sicher scheint nur zu sein, dass die Monumentalskulptur nicht mehr auf dem Sockel im Kantpark stehen bleiben konnte. Die Schäden an dem Werk sind unübersehbar. Von Nahem erscheinen sie sogar noch schlimmer. Der große Zeh am rechten Fuß ist beispielsweise kurz davor, von alleine abzufallen. An der Schulter sind Teile der Kunststoffhaut abgeblättert, so dass Wasser ins Innerere dringen kann, wo eine Styropormasse die Feuchtigkeit offenbar wie ein Schwamm aufsaugt.

Das Wasser im Innern machte die gestrige Montage auch so schwierig und für die Beteiligten riskant. Zunächst wurde die gesamte Skulptur mit einem Stahlgerüst und weichen Auflagen gesichert. Dann wurden die Schrauben der Metallplatte gelöst, die die Figur mit dem Betonsockel verbindet. Ganz vorsichtig wurde die Figur im Drahtkäfig dann hin und her bewegt, bevor sie mit dem Kranwagen hoch in die Luft gehoben wurde, um über Baumwipfel hinweg vorsichtig auf den Boden gesetzt zu werden. Dann hielten die Museumsleute, die Restaurierungsmannschaft und die Zuschauer gleichermaßen den Atem an, denn die Figur musste ganz langsam auf die Seite gelegt werden. Niemand konnte vorhersagen, wieviel Wasser im Laufe der Zeit in die Figur gedrungen war und ob Figur in der Schräglage durch herausfließendes Wasser noch mehr zerstört wird. Alle atmeten auf, weil David sich so stabil erwies, wie es Diplom-Restaurator Ulrich Feldhaus, Geschäftsführer der "Schmiede" hoffnungsvoll vorausgesagt hatte.

Ganz ungewiss ist nun allerdings, was weiterhin mit dem Feldmann-David geschieht. Zunächst ist das Werk nur vor dem weiteren Verfall geschützt und wird im Restaurierungsatelier trocken eingelagert. Eine "normale" Restaurierung der Figur erscheint nicht sinnvoll, weil das Material offensichtlich nicht für eine dauerhafte Präsentation im Freien geeignet ist. Museumsdirektorin Dr. Söke Dinkla verhehlt nicht ihre Kritik, dass der David nie vor dem Museum dauerhaft hätte aufgestellt werden dürfen. Man hätte schon damals wissen müssen, dass das Material nicht witterungsbeständig ist. Schade findet sie es aber trotzdem, dass der Sockel vor dem Museum nun vorläufig leer bleibt.

Es bleibt die vage Hoffnung, dass sich ein Sponsor findet, der eine Replik der David-Skulptur aus witterungsbeständigem Material finanziert. Da kämen verschiedene Verfahren in Betracht, die aber allesamt recht teuer sein dürften. Eine erste Kostenkalkulation endet bei 200.000 Euro. Das ist das Doppelte des Anschaffungspreises des Feldmann-Davids, den 2010 die Stadtwerke bezahlten und dem Lehmbruck-Museum als Leihgabe übergeben hatten.

(pk)
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