Prozess in Duisburg Dementer 88-Jähriger bestreitet Mord an Ehefrau

Duisburg · Nach über 50 Ehejahren soll ein Mann seine Frau erstochen haben. Vor Gericht stellt sich heraus, dass er Wahnvorstellungen hat. Jetzt muss er in die Psychiatrie - mit 88 Jahren.

Nach einem tödlichen Ehedrama in Mülheim/Ruhr ist ein 88-jähriger Mann auf unbestimmte Zeit in die geschlossene Psychiatrie eingewiesen worden. Laut Urteil hat der ehemalige Lkw-Fahrer am Neujahrstag 2017 seine gleichaltrige Ehefrau erstochen. Hintergrund war eine Mischung aus Demenz und Eifersuchtswahn.

Der 88-Jährige war nach eigenen Angaben überzeugt davon, dass seine Ehefrau ein Verhältnis mit einem deutlich jüngeren Nachbarn hatte.
Immer wenn er Brötchen geholt habe, sei sie zu ihm gegangen. Nach Ansicht der Richter gab es dafür jedoch überhaupt keine Anhaltspunkte. Sie gehen von einer Wahnvorstellung aus.

Auch am Tattag soll der 88-Jährige wieder Streit gesucht haben. Seine Frau hat sich von den ständigen Unterstellungen aber wohl nicht aus der Ruhe bringen lassen. Sie saß im Wohnzimmer und strickte, als ihr Mann plötzlich zu einem Brotmesser griff und zustach. Die Seniorin starb noch am Tatort.

Im Gespräch mit einem Psychiater hatte der 88-Jährige die Tat später gestanden, im Prozess vor dem Duisburger Schwurgericht wies er den Mordvorwurf jedoch immer wieder zurück. "Ich habe niemanden getötet", sagte er den Richtern.

Auch er selbst hatte sich damals schwere Schnittverletzungen zugefügt und musste mehrere Tage lang im Krankenhaus behandelt werden. Da die Richter davon ausgehen, dass der 88-Jährige zur Tatzeit komplett schuldunfähig war, kam eine klassische Verurteilung wegen Mordes nicht in Betracht.

(top/lnw)
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