Die Wissensallianz (5) Den angerissenen Darm einfach kleben

Duisburg · Johan Bender hat mit seiner Firma GATT einen chirurgischen Klebstoff entwickelt, der dem Chirurgen während der OP ermöglichen soll, Darmverletzungen zu "reparieren". Ein Duisburger Unternehmen entwickelt dazu die Maschine.

 Die Forscher von GATT haben für die Entwicklung das Labor von Brabender in Duisburg genutzt.

Die Forscher von GATT haben für die Entwicklung das Labor von Brabender in Duisburg genutzt.

Foto: Unternehmen

Wenn man sich vorstellt, dass der menschliche Darm bis zu acht Meter lang ist, ist leicht nachvollziehbar, dass bei vielen Bauchoperationen die Gefahr besteht, ihn zu verletzten. Und Schnitte am Darm sind gefährlich. Bislang werden sie meist genäht, oder der Operateur versucht, sie mit speziellen Gels oder Sprays abzudichten. Beides ist nicht optimal, sagt Johan Bender und ist sicher, eine bessere Methode erfunden zu haben. Der Pharmazeut, der bereits mehrere Patente besitzt, nutzt die Unterstützung der Wissensallianz, um ein besonderes Klebeband zur Marktreife zu bringen.

"Klebeband erspart Zeit, Geld und rettet möglicherweise Leben", sagt Bender, Geschäftsführer von GATT Technologies. Der chirurgische Klebstoff, den er entwickelt hat, könnte schon in wenigen Jahren ein Standard-Produkt in den Operationssälen sein, meint der Niederländer, der im Jahr 2011 seine eigene Firma gründete. Davor hatte Bender Pharmazie studiert und für mehrere pharmazeutische Unternehmen gearbeitet.

Stoffe miteinander zu verbinden oder aneinander haften zu lassen - darum geht es bei GATT vornehmlich. Spezielle Polymere und ihre Charakteristika sind es, mit denen das Kunststück gelingt, Oberflächen zueinander zu bringen, die sich der Verbindung eigentlich eher widersetzen - etwa, weil sie feucht sind. "Wir haben ein Klebeband entwickelt, das am Darmgewebe haftet, weil sich die Polymere auf beiden Seiten mit den Oberflächen verbinden."

Das Klebeband sei steril, durchsichtig und in allen Formen und Größen verfügbar. Derzeit werde es an Tieren getestet. "Wir beobachten an Versuchstieren, wie unser chirurgischer Klebstoff im Körper reagiert. In etwa anderthalb Jahren wollen wir es an Menschen testen." Wenn alles klappt, hofft Bender, ein großes Unternehmen mit guten Beziehungen zu einer Klinik zu finden, damit das Produkt sich im Alltag bewähren kann.

Dass es dazu kommt, da ist der Unternehmer ganz sicher. "Es besteht einfach noch kein anderes Produkt, das einen undichten Darm derart abdichtet. Nachoperationen oder Aufnahmen in der Intensivstation werden so vermieden." Neben der segensreichen Wirkung für den Patienten würde das Klebeband auch Kosten senken, meint Bender.

Für die Entwicklung eines kontinuierlichen Verarbeitungsprozesses konnte die Firma GATT den deutschen Partner Brabender gewinnen. Diese internationale Firmengruppe mit Hauptsitz in Duisburg ist Spezialist für Dosier-und Messgeräte und unterstützt die Niederländer dabei, das innovative "Pflaster" an den Markt zu bringen.

"Wir haben der Firma GATT unser Labor mit den benötigten Gräten zur Verfügung gestellt: Ein- und Doppelschnecken-Extruder. Einen Extruder kann man sich in etwa wie einen temperierten Fleischwolf vorstellen; ein Zylinder, in dem eine Schnecke rotiert. Ziel der Zusammenarbeit war es, nachzuweisen, dass ein Gerät geeignet ist, mit dem Material, das die Niederländer entwickelt haben, den Film herzustellen", erklärt Jane Schwarz, bei Brabender für den Vertrieb und die Anwendungstechnik zuständig. Der Maschinenbauer kann die für den Entwicklungsprozess geeigneten Geräte herstellen und verkaufen.

Die "Wissensallianz" der Euregio, die nicht nur Geld gibt, sondern das Projekt von der Planung bis zur Umsetzung begleitet, ist für Johan Bender sehr wertvoll. "Es ist angenehm, dass uns jemand über die Schulter schaut", sagt der junge Geschäftsmann.

(RP)
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