Duisburg Der Abschied einer Königin

Duisburg · Queen Esther Marrow (75), die schon vor Präsidenten gesungen hat, verabschiedete sich mit den "Harlem Gospel Singers" mit einer begeisternden Show im Theater am Marientor.

 Esther Marrow ist oft der Mittelpunkt der Show.

Esther Marrow ist oft der Mittelpunkt der Show.

Foto: Susanne Diesner

Abschied nehmen fällt immer schwer und diese großartige Stimme von Esther Marrow wird man gewiss vermissen. Die Queen of Gospel ist auf großer Abschiedstour. Knapp 25 Jahre ist es her, dass die charismatische Gospelsängerin erstmals talentierte Sänger und Musiker um sich scharte, um mit der Gospelmusik eine Bühnenshow zu präsentieren. Mit ihrem schwungvollen Sound hat das Ensemble einem Millionen-Publikum so nicht nur Gospel-Musik präsentiert. Auch in Duisburg waren die Sänger mehrfach zu Gast. Aus diesem Grund wollte Marrow für ihre treuen Fans noch einmal singen und "Bye-bye, Thank you und God bless you" sagen.

Viele waren ins Theater am Marientor gekommen, um noch einmal der Sängerin mit der markanten Stimme zu lauschen. "Die Zeit ist jetzt gekommen, um nochmal andere Dinge zu machen", sagte die 75-Jährige. Die "Harlem Gospel Singers" würden sich jetzt höchst wahrscheinlich auflösen und nicht mehr mit ihr singen, kündigte sie an.

Zur Show: Noch ein letztes Mal präsentierte das Ensemble das Beste aus den vorangegangenen Jahren. In ihren farbenfrohen Roben mit dem großen "HGS"-Emblem standen sie auf der Bühne, sangen und wirbelten, was das Zeug hielt. In mehr als zwei Stunden brillierte der Chor mit seiner Mischung aus rockigem Soul, Gospel, Spirituals und Tanzeinlagen. Was die acht Sängerinnen und Sänger zeigten, war Weltklasse. Vor allem aber Queen Esther Marrow war es, die mit ihrer Stimme das Publikum restlos begeisterte. "Schade, dass wir sie so nicht wieder erleben können", sagte eine Zuschauerin traurig.

Der Chor strahlte Lebensfreude und Temperament aus, verstand sich aber auch auf die besinnlichen Töne - eine Vielfalt, die begeisterte. Die Sänger Keesha Gumbs, Rodney Archie, Keith Branch, Marvin Lowe, Deaun Parker und Jahlisa Norton Nikitser zeigten, wie gut sie als Solisten, im Duett, als Trio oder auch als Quartett wirkten. Hinzu kam der musikalische Leiter, Anthony Evans, dessen Stimme leider etwas lädiert war. Er bewies aber, dass er ein ausgezeichneter Musikdirektor und Piano-Spieler ist, der hervorragende Arrangements für die Show geschrieben hat. Nicht umsonst wurde er für einen Grammy nominiert. Für seine Darbietung von "Sit down, you're rockin' the boat" in einer Rock'n Roll-Version, einem sogenannten Parforce-Ritt am Klavier, gab es vom Publikum begeisternden Applaus.

Manchmal aber erwies sich das Klavier als ein wenig zu laut, gerade bei Liedern wie "Amazing Grace" mit Esther Marrow oder anderen Balladen mit dem Tenor Rodney Archie.

Die Höhepunkte gab es im zweiten Teil. Hierbei servierten die Sängerinnen und Sänger in festlichem Gewand sowie dem Gospel-Star im roten Kleid musikalische Leckerbissen berühmter Ausnahmekünstler. Einigen Stücken hätte es sicherlich gut getan, wenn die Begleitband etwas leiser gespielt hätte.

Zu hören gab es "Georgia on my mind" von Ray Charles und Marc Kohns "Walking in Memphis". Auch dem im vergangenen Jahr verstorbenen Weltstar "Prince" wurde mit "Purple Rain" gedacht, wobei auch das tolle Gitarrensolo von Stew Cutler gut ankam. "Higher and higher" und "Stand by me" sowie "it's me oh Lord" waren ebenfalls Titel, die ein jeder im Publikum kannte.

Bis zum Schluss bewahrte sich das Ensemble "Rise up/Reach out and touch" auf. "Queen Esther" ermahnte die Politiker in Zeiten der Unruhe. Das Publikum forderte sie auf: "Steht auf für den Frieden", woraufhin sich der Saal nahezu komplett von seinen Stühlen erhob. Gleichzeitig wurden die Bilder einiger Friedensnobelpreisträger an die Wand projiziert. Die Sänger reichten ihren Fans die Hände und setzten somit ein Zeichen des Friedens. "I see a world" hieß es da. Eine wirklich fulminante Abschieds-Show, die es so in Duisburg wohl nicht mehr geben wird.

(dikr)
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