Duisburg Der Glaube ist eine Ressource

Duisburg · Die Katholische Hochschulgemeinde Duisburg, für die Diözesanreferentin Dr. Anna Mielnicuzuk-Pastoors zuständig ist, legt einen ihrer Schwerpunkte auf die Beratung von internationalen Studierenden.

 Dr. Anna Mielniczuk-Pastoors leitet als Diözesanbeauftragte die katholische Hochschulgemeinde.

Dr. Anna Mielniczuk-Pastoors leitet als Diözesanbeauftragte die katholische Hochschulgemeinde.

Foto: ralf hohl

Dr. Anna Mielniczuk-Pastoors ist für die Katholische Hochschulgemeinde Duisburg (KHG) seit 1989 zuständig. Glaube ist eine Ressource, vor allem in schwierigen Situationen – diese Grundüberzeugung wird durch ihre langjährige Arbeit bestätigt. Die gebürtige Polin ist Diözesanreferentin in der Hochschulpastoral und Diözesanbeauftragte für ausländische Studierende im Bistum Essen. Der Schwerpunkt der KHG Duisburg ist auf die Beratung von internationalen Studierenden ausgerichtet. Im vergangenen Semester waren von 39 086 eingeschriebenen Studierenden der Universität Duisburg-Essen 6155 Studierende mit ausländischer Nationalität.

Studierende mit ganz unterschiedlichen Sorgen suchen die KHG auf. Sie kommen auch, um der Frage nach dem Sinn des Lebens nachzugehen oder um über Gott und die Welt sprechen zu können. Internationale Studierende kommen oft in schwierige Situationen, weil sie sich das Studium in Deutschland ganz anders vorgestellt haben. Sie wissen nicht, dass die Reflexion des Studiums und des Lebens zum Leben in Deutschland dazu gehören. Alleine das Nichtbeachten des Kleingedruckten beim Abschließen von Verträgen kann Schwierigkeiten nach sich ziehen.

"Uns ist es sehr wichtig, den Studierenden eine persönliche Begleitung zu geben, ihnen neue Perspektiven aufzuzeigen und eine Horizonterweiterung zu ermöglichen.", so Dr. Anna Mielniczuk-Pastoors. "Es besteht eine sehr große Sehnsucht, Kontakt zu deutschen Studierenden aufzunehmen. Es wäre wünschenswert, dass sich die deutschen Studierenden den ausländischen Studierenden gegenüber offener zeigen würden. Denn beide können dabei nur gewinnen und ihre interkulturelle Kompetenzen erweitern. Zur KHG in Duisburg kommen aber leider nur selten deutsche Studierende", berichtet Dr. Anna Mielniczuk-Pastoors.

Ein weiteres Problemfeld ist das Tabuthema Armut an der Hochschule, das viele ausländische und zum Teil auch deutsche Studierende tagtäglich hautnah beschäftigt. Schätzungsweise leben 15 Prozent der Studierenden unter prekären finanziellen Bedingungen – so die Aussage der jüngsten Tagung der Konferenz für Katholische Hochschulpastoral (KHP). Ein Student aus Kamerun sagt hierzu: "In meiner Heimat ist es mir nie passiert, dass ich während des Studiums geweint habe. In Deutschland ist das ganz anders. Ich bin für alles selbst verantwortlich und muss den Druck von Studium und Finanzierung ganz allein tragen, aber ich schaffe das ganz bestimmt! Man muss positiv denken." Der Student gehört zu den so genannten Free Mover, also zu Studierenden, die ohne ein Stipendium nach Deutschland eingereist sind. Free Mover, die das Studium erfolgreich abschließen, zeichnen sich häufig durch eine hohe soziale Kompetenz aus und wären eine Bereicherung für den deutschen Arbeitsmarkt. Dr. Anna Mielniczuk-Pastoors: "Viele ausländische Studierende, die ich kenne, sind Kämpfernaturen.". Auch verschiedene Beratungsmöglichkeiten werden den Studierenden in der KGH Duisburg angeboten, vom Coaching zum Prüfungscoaching, von geistlichen Gesprächen bis hin zur psycho-sozialen Beratung, die in Kooperation mit dem Caritasverband Duisburg durchgeführt wird. Alle zwei Wochen im Semester findet montags ein "Bibel Teilen" statt, an denen eine halbe Stunde lang ein Text aus der Bibel gelesen wird, um ihn miteinander zu reflektieren und die Bedeutung für das eigene Leben zu erschließen. Jeden Montag wird durch Dr. Anna Mielniczuk-Pastoors ein kostenloses Deutsch-Sprechen angeboten, um speziell die mündliche Kommunikation der internationalen Studierenden zu verbessern. Weiterhin kooperiert die KHG eng mit der Evangelische Studierendengemeinde Duisburg-Essen (ESG). Hochschulgottesdienste zum Semesterbeginn und Semesterschluss sind ökumenisch ausgerichtet. Ebenso gibt es gemeinsame Kulturveranstaltungen, Exkursionen und eine Weihnachtsfeier. Einer der Höhepunkte in diesem Semester war die interkulturelle Begegnung mit Gottesdienst während einer 'Brasilianischen Nacht' in der St. Anna Kirche in Duisburg. Drei Tage lang haben Studierende brasilianische Spezialitäten gekocht und ein opulentes Mahl für ca. 60 Studierende ermöglicht.

Zentraler Punkt der Zusammenarbeit ist ein gemeinsames Beratungsnetzwerk innerhalb der Universität Duisburg-Essen. Dr. Anna Mielniczuk-Pastoors: "Wir sind sehr gut vernetzt, sehen uns regelmäßig, können unsere Erfahrungen austauschen und dadurch den Studierenden schneller und gezielter helfen".

(RP/rl)
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