Duisburg Der gravierende Unterschied von "Diskurs" und "Quatschen"

Duisburg · Das 14. Duisburger Rathausgespräch im Ratssaal befasste sich gestern intensiv mit Talkshows und kam zu interessanten Ergebnissen.

Schon im vierten Jahr gibt es die Duisburger Rathausgespräche. Dieses hochkarätigen Diskussionsforum ist längst zu einer festen Größe im Veranstaltungskalender unserer Stadt geworden. Viermal im Jahr können die Bürger im Ratssaal mit herausragenden Vertretern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und anderen Bereichen des öffentlichen Lebens ins Gespräch kommen. Die Initiatoren dieses Veranstaltungsformates sind drei engagierte Bürger, nämlich Prof. Dr. Wilhelm Sandmann, Dr. Dierk Freytag und Holk Freytag. Gestern stieg das 14. Duisburger Rathausgespräch mit dem Thema "Hört auf zu quatschen. Wagt die Weisheit! Wie auf dem Weg von Platon zur Talkshow den Sinn verspielten." Anknüpfungspunkt war die laufende Ausstellung im Kultur- und Stadthistorischen Museum über das "Symposion" (Gastmahl) der alten Griechen und das gleichnamige Werk des Philosophen Platon. Umsichtig moderiert von der Journalistin Randi Crott, führten der Parteienforscher Prof. Dr. Ulrich von Alemann, der Kasseler Staatstheater-Intendant Thomas Bockelmann, der Nahostexperte und Friedensforscher Dr. Jochen Hippler (Randi Crott: "mir scheint, wenn man wie er in Marxloh geboren ist, wird man das automatisch"), der Politikwissenschaftler Dr. Jörg-Uwe Nieland sowie der Dramaturg und Folkwang-Dozent Gerald Theobalt ein vernünftiges Gespräch.

Schnell wurde klar, dass es im Fernsehen drei Arten von Talkshows gibt: sachliche wie den "Presseclub" und am anderen Ende der Skala persönlich unterhaltende wie den "Kölner Treff". Als weniger gelungen gilt die dritte Art, moderiert von Maybritt Illner, Sandra Maischberger und Anne Will - alle drei gelernte Sportjournalistinnen, bei denen es nur darum zu gehen scheint, wer vorne liegt. Manche Politiker wie Wolfgang Bosbach oder Gregor Gysi sind dort Dauergäste - sicherlich auch, weil sie zu den wenigen gehören, die eine Haltung haben und diese klar artikulieren können. Manche Themen kommen kaum vor, zum Beispiel die Konflikte im Jemen und in der Ukraine, aber auch das, was viele Leute betrifft. Daraus entstehen Phänomene wie die Wutbürger oder die AfD. Talkshows haben bis zum 16 Prozent Marktantei. Allerdings handelt es sich dabei, entsprechend der Zuschauerstruktur, meisten um ältere Menschen, denn jüngere Leute schauen kaum noch Fernsehen und engagieren sich kaum noch in Parteien. Zwei Zitate von Philosophen erhellten den Vormittag. Laut Hans-Georg Gadamer darf sich nur ein "Gespräch" nennen, was die Möglichkeit offen lässt, an dem was der andere sagt könnte vielleicht auch etwas dran sein. Und der Aphoristiker La Rochefoucauld meinte, einen dummen Gedanken müsse man sich entfalten lassen, damit er widerlegt werden könne - hier in Bezug auf die AfD diskutiert.

(Hod)
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