Duisburger Zoo Der Herr der Robben

Duisburg · Dass Helmut Törkel im Duisburger Zoo arbeitet, hat er seiner Mutter zu verdanken. Die brachte ihn vor 44 Jahren auf die Idee. Eine gute, wie sich herausstellte - Törkel ist mittlerweile Leiter des Robbenreviers.

40 Jahre lang hat Helmut Törkel mit den Seelöwen gearbeitet. Inzwischen kümmern sich andere um die täglichen Vorführungen.

40 Jahre lang hat Helmut Törkel mit den Seelöwen gearbeitet. Inzwischen kümmern sich andere um die täglichen Vorführungen.

Foto: Christoph Reichwein

Das Datum, an dem Helmut Törkel offiziell im Zoo anfing zu arbeiten, weiß der Revierleiter noch ganz genau. "Ich bin hier seit dem 1. Juli 1972", sagt er. Warum er das so genau weiß? Weil er an diesem Tag seine Ausbildung im Zoo begonnen hat - einen Monat früher als üblich.

Das Alpaka mit der Beatles-Frisur scheint ein neugieriges Exemplar seiner Gattung zu sein.

Das Alpaka mit der Beatles-Frisur scheint ein neugieriges Exemplar seiner Gattung zu sein.

Foto: Christoph Reichwein

"Eigentlich wollte ich Reitlehrer werden", erzählt der 59-Jährige. Schon mit neun Jahren habe er angefangen zu reiten. Doch die Ausbildung, die damals nur in Warendorf möglich gewesen sei, wäre zu teuer gewesen. "Dann hatte ich mir überlegt, ich werde Starkstromelektriker", erinnert sich Törkel und fügt hinzu: "Ich war schon immer ein bisschen durchgeknallt."

 Die arktischen Wölfe ruhen sich aus. Zu Törkels Revier gehört aber auch der Streichelzoo, Schneeulen, Brillenpinguine, Rentiere oder Polarfüchse.

Die arktischen Wölfe ruhen sich aus. Zu Törkels Revier gehört aber auch der Streichelzoo, Schneeulen, Brillenpinguine, Rentiere oder Polarfüchse.

Foto: Christoph Reichwein

Doch eines Abends kam seine Mutter zu ihm, die zuvor mit einem Freund des ehemaligen Zoodirektors Wolfgang Gewalt gesprochen hatte, und schlug ihm vor, zum Zoo zu gehen. "Sie wusste ja, dass ich eigentlich gerne was mit Tieren machen wollte." Törkel überließ den Starkstrom also anderen und stellte sich zunächst mal für ein Praktikum beim Zoodirektor vor. "Der hat mich anfangs versucht zu testen, indem er mir nur die schlimmsten Dinge über den Beruf erzählt hat." Dass der Job hauptsächlich aus Ausmisten bestehe, beispielsweise. Und Törkel? Der hatte dank seiner Reiterei reichlich Erfahrung und vor allem keinerlei Hemmungen vor Stallmist. "Ich habe mir früher durch das Ausmisten Reitstunden finanziert." Den Test hatte der Duisburger also bestanden. Das Praktikum im Afrikaneum - also bei Zebras und Rindern - meisterte er mit Bravour. So gut sogar, dass man ihm anbot, die Lehre einen Monat früher zu beginnen - eben am 1. Juli 1972.

Fast die komplette Ausbildungszeit verbrachte er im Delfinarium. "Ich konnte es gar nicht fassen. Da hätte es schneien können, nach der Nachricht wäre der Himmel aufgerissen", sagt Törkel. Damals, zu Zeiten von Flipper, sei es etwas besonderes gewesen. Auch nach der Lehre blieb er noch ein Jahr bei den Delfinen, bis er '76 schließlich in sein jetziges Revier, das Robbenrevier, kam. Als eines der größten Reviere im Duisburger Zoo, findet man hier neben Seehunden und kalifornischen Seelöwen noch zahlreiche andere Tierarten. Schneeeulen, Affen, Polarfüchse, Brillenpinguine, Rentiere, arktische Wölfe, Alpakas und ein Streichelzoo gehören dazu.

Genau diese vielfältige Mischung ist es, die Törkel so gut an seinem Revier gefällt. "Ich wollte mit Tieren arbeiten. Vögel und Fische mit 'ner guten Soße sind wunderbar. Aber nicht zum Arbeiten", sagt er und schmunzelt. Das sei nicht seine Welt. "Zu filigran." Die Mischung aus Meeressäugern, Wasservögeln und Landraubtieren sei schon eher sein Fall.

Damals, als er im Zoo anfing, habe es auch Seeelefanten gegeben - die größten Robben der Welt. "Mit denen bin ich sogar ins Wasser gegangen." Auf dem etwa zweieinhalb Tonnen schweren und 4,30 Meter langen Bullen Moritz habe er sogar gestanden, was damals viel Presse angelockt habe, sogar aus den USA. Der Zoo wollte noch mehr Seeelefanten. Doch dann kamen Seelöwen von einer Auffangstation in San Diego. "Das war der Grundstock für unsere heutige Seelöwenzucht. Mittlerweile hatten wir schon 35 Jungtiere." Die Zeit der Seeelefanten wurde damit beendet. An Moritz erinnert er sich nach wie vor gern.

Vielleicht gibt es nur noch ein Tier, das es Törkel noch mehr angetan hat - der Alaskan Malamute Johnny. "Damals, ab 1969, gab es im Zoo noch Schlittenhunde. Die habe ich trainiert und im Januar '73 das erste von Deutschen organisierte Schlittenhunderennen im Schwarzwald mitgefahren."

Rund 20 Jahre hat Törkel mit den Hunden gearbeitet. Leithund Johnny ist ihm dabei besonders ans Herz gewachsen. "Er war sehr sensibel, sehr auf mich geprägt. Das geht mir heute noch nah, wenn ich an ihn denke", sagt er und erinnert sich: "Wir waren nie die schnellsten, aber immer die lustigsten." Privat hat der Revierleiter heute drei Hunde. Zwei Rhodesian Ridgebacks und ein Mini Bullterrier.

Auch zwei Pferde gehörten mal zu Törkels eigenen Tieren. "Aber das haut zeitlich einfach nicht mehr hin." Als Entschädigung quasi, hat er zwei Shetlandponys in seinem Revier. Die gehören ebenso zum Streichelzoo wie Esel, Muli, also eine Kreuzung aus Pferdestute und Eselhengst, Rinder, ein Schwein, Kamerunschafe und Zwergziegen. Dieser Bereich ist mittlerweile auch der Teil des Reviers, um den sich Törkel am meisten kümmert.

"Mittlerweile habe ich mich aus dem Seelöwenbereich weitgehend rausgezogen; nach 40 Jahren muss man die Vorführungen nicht mehr jeden Tag haben."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort