Duisburg Der Innenhafen wird zur Spielstätte

Duisburg · Uraufführung von "The Raft - Das Floß" nach dem Weiss-Roman "Die Ästhetik des Widerstands" am Mittwoch bei "EarPort" und im "Garten der Erinnerung".

 Ulrike Edinger-Donat , Etienne Szabo , Friederike Fellbeck, Alexandra von der Weth, Gerhard Stäbler.

Ulrike Edinger-Donat , Etienne Szabo , Friederike Fellbeck, Alexandra von der Weth, Gerhard Stäbler.

Foto: Christoph Reichwein

Nach zwei Düsseldorfer Voraufführungen von "The Raft - Das Floß" nach dem Roman "Die Ästhetik des Widerstands" von Peter Weiss (1916-1982) Anfang des Jahres im dortigen Ballhaus findet am kommenden Mittwoch, 8. Juni um 20 Uhr die Duisburger Premiere der Musiktheater-Uraufführung bei "EarPort" und im "Garten der Erinnerung" des Innenhafens statt. Eine weitere Aufführung ist vier Tage später auf der ehemaligen NS-Ordensburg Vogelsang in der Eifel.

Anlässlich des 100. Geburtstages des deutsch-schwedischen Schriftstellers, Malers und Experimentalfilmers destillieren die stark eingekürzte Textfassung und die dazugehörige Inszenierung von Friederike Felbeck dessen in den Jahren 1971 bis 1981 entstandenen Roman zu einem ganzheitlichen Musiktheater und einer multimedialen Performance mit den Protagonisten Alexandra von der Weth (Sprech-Gesang) und Gerhard Stäbler (Komposition zusammen mit Sergej Maingardt und Sprecher) an drei in Architektur und Landschaft ganz unterschiedlichen Spielorten. Gemein ist allen Orten deren jeweilige nationalsozialistische Vergangenheit. Denn das Thema des Romans ist der Widerstand gegen die Nationalsozialisten.

Im Zentrum des Weiss-Werkes, das die Geschichte des Scheiterns sozialistischer Ideale und Kämpfe sowie das Ausgeliefertsein des Individuums in totalitären Zeiten erzählt, steht die Person eines fiktiven deutschen Widerstandskämpfers. Dieser Ich-Erzähler verlässt als Jugendlicher 1937 Berlin und gelangt über die Tschechoslowakei, Spanien und Paris nach Schweden. Hier wie dort wird er Zeuge der Widerstandskämpfe gegen Nazideutschland und der Machtkämpfe innerhalb der Kommunistischen Partei. Davon handelt der Roman auf rund tausend Seiten, in drei Bänden mit jeweils zwei Teilen. Ebenso gegliedert geht auch das Musiktheater vor, in dem es sechs Bilder aneinanderreiht, die drinnen im EarPort starten.

Von dort geht es nach draußen zum Ludwigsforum, dann in den Ludwigsturm hinein und dann erneut nach draußen bis zum Schlussbild, das wiederum drinnen bei EarPort spielt. Für die Schaffung der verschiedenen Spielräume - innen wie außen - zeichnen Ulrike Edinger-Donat und Etienne Szabo verantwortlich. Als Musiker agieren Paulo Álvares (Klavier) und Studierende der Hochschule für Musik und Tanz aus Köln.

Der Titel des Musiktheaters ist jenem Teil des Romans gewidmet, der den Übergang vom ersten auf den zweiten Band markiert und in dem sich Weiss mit dem großformatigen Gemälde "Das Floß der Medua" des französischen Malers Théodore Géricault (1791-1824) auseinandersetzt. Darauf zu sehen ist ein notdürftig zusammengezimmertes Floß, das auf stürmischer See treibt, bedeckt mit Leichen und erschöpften Schiffbrüchigen. Angesichts des Leids und des Todes vieler augenblicklicher Flüchtlinge im Mittelmeer, wirft die Inszenierung konsequenterweise einen Blick auf die aktuellen Geschehnisse und lässt etwa zehn aus Syrien und Bangladesch stammende Flüchtlinge als Komparsen mitwirken.

Der Eintritt ist frei. Allerdings gibt es nur begrenzt zur Verfügung stehende Plätze. Von daher ist eine Anmeldung empfehlenswert: Entweder telefonisch unter 0211 16450933

(RP)
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