Duisburg Der Rekord ist zum Greifen nah

Duisburg · Die Künstler im Landschaftspark, die an der größten Sandburg der Welt werkeln, trotzen dem Einsturz in der vergangenen Woche. Sie sind sehr zuversichtlich, den Rekord zu brechen. Am Freitag wird offiziell nachgemessen.

 Ein toller Anblick: Die Sandburg sieht inzwischen wieder fantastisch aus. Allerdings muss sie noch ein paar Tage halten, und die Experten wissen, dass bis Freitag noch eine Menge zu tun ist.

Ein toller Anblick: Die Sandburg sieht inzwischen wieder fantastisch aus. Allerdings muss sie noch ein paar Tage halten, und die Experten wissen, dass bis Freitag noch eine Menge zu tun ist.

Foto: Christoph Reichwein

Am kommenden Freitag ist der Tag der Wahrheit: Gegen 11.30 Uhr wird eine Richterin von Guinness World Records den sandigen Rekordversuch abnehmen und nachmessen, ob eine neue Weltbestleistung erzielt wurde. Dazu rückt extra ein Vermessungsbüro mit Kameras an, das die Ausmaße der Sandburg aus verschiedenen Blickwinkeln aufzeichnet.

Nach eigenen Messungen des Teams, die sogar dreimal durchgeführt worden sind, liegt die Höhe des gestalteten Sandberges über dem bisherigen Rekordhalter aus Miami. Genaue Zahlen werden aber noch nicht genannt. Neben der stattlichen Größe müssen auch andere Bedingungen erfüllt sein: "Die Burg muss freistehend und von oben bis unten ausgearbeitet sein", erklärt Claudia Schreiber, Bauleiterin des Projektes im Landschaftspark Nord. Das alles sei berücksichtigt worden. Schreiber ist zuversichtlich: "Dem Rekord steht nichts mehr im Wege."

Vor gut einer Woche sah die Situation noch anders aus. Die Ausmaße des Einsturzes am Sandkoloss waren auch für Laien und Schaulustige gut erkennbar. An der hinteren Seite der Burg klaffte ein großes Loch, da etliche Tonnen Sand zu Boden gerutscht waren. Auch die linke Flanke des Bauwerks blieb nicht verschont, von schönen Motiven war nicht mehr viel zu sehen. "Wir haben ungefähr ein Drittel an Masse verloren", beschreibt Simone Feier-Leist die Auswirkungen. Sie ist Pressereferentin des Duisburger Reiseunternehmers Schauinsland-Reisen, das den Bau der Burg koordiniert.

In Zeitdruck sind die Carver, wie die Sandkünstler auch genannt werden, nicht geraten. Einen Tag nach der Katastrophe haben sie schon wieder die Spitze in Form geschnitzt. Zwar waren auch zu diesem Zeitpunkt schon alle 18 Künstler vor Ort, aber die Arbeit im oberen Bereich der Burg ist kompliziert. "Es konnten immer nur sechs Carver gleichzeitig arbeiten, da an der Spitze nicht ausreichend Platz vorhanden ist", sagt Claudia Schreiber. Zudem müssen in den luftigen Höhen von über 14 Metern Hubwagen zum Einsatz kommen, die die Künstler an die Spitze hieven.

Doch die durch den Einsturz verlorenen Stunden holten die fleißigen Helfer schnell wieder ein. "Am vergangenen Freitag konnten dann wieder alle Carver an die Burg", so Feier-Leist. Und der Erfolg blieb auch nicht aus: Am linken Strang des Sandberges wurde am Montag schon ein sogenannter "Touchground" erzielt. Dieser Teil der Burg ist schon komplett in Form gebracht - und zwar von oben bis nach ganz unten zum Boden. Nur noch letzte feine Details sind an dieser Stelle zu bearbeiten.

Nach dem Kollaps haben die Sandkünstler die Burg zunächst mit Samthandschuhen angefasst. "Wir waren sehr vorsichtig und haben erstmal keinen Carver direkt auf die Burg gelassen", erklärt Schreiber. Die Arbeit mit den Hubwagen sei zwar sehr zeitintensiv, aber notwendig gewesen, um den Rekord nicht zu gefährden. "Jetzt haben wir wieder Vertrauen in die Burg." Das ist auch nötig, denn für die Arbeiten im unteren Bereich müssen die Carver das Sandgebilde betreten.

Ein besonderes Augenmerk liegt auf dem wechselhaften Wetter, das als eine Ursache des Einsturzes ausgemacht worden ist. "Die aktuellen Meldungen stimmen uns gelassen, das Wetter soll halten", so die Bauleiterin. Auch das Gewitter am Wochenende und leichter Regen konnten dem Rekordversuch nichts anhaben. Denn der harte Kern der Burg, an dem momentan gearbeitet wird, ist sehr stabil.

Noch ist eine Menge an der Burg zu tun, auch wenn Claudia Schreiber den Zustand schon als "sehr weit" einstuft. Besonders im unteren Bereich werde reges Treiben herrschen, da viel Fläche ausgearbeitet werden muss. Vor allem die Form der geplanten Weltkugel bereitet dem Team momentan Kopfzerbrechen. "Runde Motive sind immer die Anspruchsvollsten", weiß Schreiber. Schon seit zwei Tagen arbeiten bis zu drei Kollegen gleichzeitig an dem Abbild. "Die gewölbte Fläche muss komplett begradigt werden, das ist echt kompliziert." Jan Luhrenberg

(jlu)
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